Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Dreißig rankten, und er erkannte auch die Rune auf dem Helm des Mannes.
Ein Nicht-Mystiker als Anführer?
Ihm kam eine Idee.
»Viel Blut wird heute hier vergossen werden«, rief er, »es sei denn, wir regeln dies unter Offizieren.«
Abaddon packte Decados Arm, als dieser vortrat. »Nein, Decado! Du begreifst seine Macht nicht!«
»Er ist ein Mann, nichts weiter«, erwiderte Decado.
»Nein, er ist weit mehr. Er verfügt über die Macht des Chaos. Wenn jemand gegen ihn kämpfen mußt, dann laß es Acuas sein.«
»Bin ich nicht Anführer eurer Truppe?«
»Ja, aber …«
»Kein Aber. Gehorche mir!« Decado riß sich los und trat vor, bis ihn nur noch ein paar Schritte von dem schwarzgerüsteten Padaxes trennten.
»Was schlägst du vor, Templer?«
»Ein Duell zwischen den Offizieren. Die Männer des Besiegten räumen das Feld.«
»Das reicht mir nicht!« sagte Decado kalt. »Ich will mehr!«
»Und was?«
»Ich habe die Wege der Mystiker lange studiert. Es ist … war … Teil meiner früheren Berufung. Es heißt, daß in alten Kriegen die Streiter die Seelen ihrer Armeen in sich trugen. Wenn sie starben, starben auch ihre Truppen.«
»Das stimmt«, sagte Padaxes und verbarg seine Freude.
»Dann fordere ich das!«
»So soll es sein. Ich schwöre es bei dem Geiste.«
»Schwöre nicht, Krieger. Deine Eide gelten mir nichts. Beweise es!«
»Hab Geduld. Ich werde zuerst die Riten befolgen. Dann kämpfen wir«, sagte Padaxes. Decado nickte und ging zurück zu den anderen.
»Das kannst du nicht tun, Decado!« rief Acuas. »Du verdammst uns alle!«
»Plötzlich gefällt euch das Spiel wohl nicht mehr, wie?« fauchte Decado ihn an.
»Das ist es nicht. Dieser Mann, dein Gegner, hat Kräfte, über die du nicht verfügst. Er kann deine Gedanken lesen, jede deiner Bewegungen sehen, noch ehe du sie ausführst. Wie, um alles in der Welt, willst du ihn besiegen?«
Decado lachte. »Bin ich noch euer Anführer?«
Acuas warf einen raschen Blick auf den früheren Abt. »Ja«, sagte er, »du bist der Anführer.«
»Dann wirst du, sobald er sein Ritual beendet hat, die Lebenskraft der Dreißig mit der meinen verschmelzen.«
»Sag mir nur eins, bevor ich sterbe«, bat Acuas sanft. »Warum opferst du dich auf diese Weise? Warum verdammst du deine Freunde?«
Decado zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
Die Dunklen Templer fielen vor Padaxes auf die Knie, als er die Namen der niederen Dämonen intonierte und den Geist des Chaos anrief, bis seine Stimme sich zu einem Schrei steigerte. Die Sonne stieg über den östlichen Horizont, doch seltsamerweise fiel kein Licht auf die Ebene.
»Es ist vollbracht«, flüsterte Abaddon. »Er hat Wort gehalten. Die Seelen seiner Krieger sind in ihm.«
»Dann tu das gleiche«, befahl Decado. Die Dreißig knieten mit gesenkten Köpfen vor ihrem Anführer nieder. Decado spürte nichts, doch er wußte, daß sie ihm gehorcht hatten.
»Dec, bist du das?« rief Ananais. Decado bedeutete ihm zu schweigen und trat Padaxes entgegen. Das schwarze Schwert zuckte vor, um sogleich von dem Silberstahl in Decados Hand abgewehrt zu werden. Der Kampf hatte begonnen. Tenaka und seine Gefährten beobachteten, wie die Krieger sich umkreisten und zuschlugen, wie die Klingen vorzuckten und klirrend aufeinanderprallten.
Der Kampf wogte hin und her, und allmählich sprach Verzweiflung aus jeder Bewegung Padaxes’. Angst schlich sich in sein Herz. Obwohl er jede Regung seines Gegners voraussah, bewegte dieser sich mit einer so schattengleichen Geschwindigkeit, daß es Padaxes nichts nutzte. Er sandte einen Impuls der Angst aus, doch Decado lachte nur, denn der Tod hatte nichts Schreckliches für ihn. Und plötzlich erkannte Padaxes, daß sein Schicksal besiegelt war, und es erboste ihn schrecklich, daß ein Sterblicher ihm den Tod bringen sollte. Er unternahm einen letzten verzweifelten Angriff und erlebte entsetzt, wie er Decados Gedanken im letzten Moment lesen konnte. Padaxes sah die Riposte im Bruchteil einer Sekunde, ehe sie ausgeführt wurde.
Der Silberstahl fegte seine eigene Klinge beiseite und grub sich in seine Leiste. Er sank zu Boden, sein Blut tränkte das Gras … und die Seelen seiner Männer starben mit ihm.
Sonnenstrahlen durchbrachen die Dunkelheit, und die Dreißig erhoben sich, erstaunt, daß in ihren Adern noch immer Leben war.
Acuas trat vor.
»Wie?« fragte er. »Wie hast du gesiegt?«
»Das ist kein Geheimnis, Acuas«, antwortete Decado leise. »Er war nur ein Mann.«
»Aber das
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