Die Drenai-Saga 3 - Waylander
andere lauschte schweigend. Die Wege der Mystiker waren ihm verschlossen, aber er wußte von ihren Kräften und bezweifelte nicht, daß Dardalion die volle Wahrheit sprach. Er war nicht überrascht, daß ihm Jäger auf den Fersen waren. Schließlich hatte er einen von ihnen getötet.
»Du siehst also«, schloß der Priester, »auch wenn ich nicht mehr bin, hoffe ich, daß du Danyal und die Kinder in Sicherheit bringst.«
»Bist du so gut geübt in Niederlagen, Dardalion?«
»Ich kann nicht töten – und das wäre der einzige Weg, den Jäger aufzuhalten.«
»Wo war ihr Lager?«
»Im Süden. Aber du kannst nicht dorthin gehen – es waren sieben.«
»Aber nur einer, glaubst du, der die Macht besaß?«
»So weit ich es beurteilen kann. Er sagte, er würde mich nach Einbruch der Dunkelheit töten. Bitte geh nicht, Waylander. Ich möchte nicht der Grund sein, daß irgend jemand den Tod findet.«
»Diese Männer jagen mich, Priester, und ich habe keine große Wahl. Wenn ich verspreche, bei der Frau zu bleiben, werden sie mich ohnehin finden. Besser, ich finde sie und kämpfe zu meinen Bedingungen. Wenn ich am Morgen nicht zurück bin, brecht nach Norden auf.«
Waylander sammelte seine Satteltaschen und Gerätschaften ein und ritt nach Süden davon, als die Sonne eben aufging. Als er sich in den Sattel schwang, rief er: »Und lösch das Feuer – man kann den Rauch meilenweit sehen. Und zünde vor der Dämmerung kein neues an.«
Dardalion starrte ihm bedrückt nach.
»Wohin geht er?« fragte Danyal, die zu dem Priester kam.
»Er will mein Leben retten«, erklärte Dardalion und erzählte noch einmal die Geschichte seiner Geistesreise. Die Frau schien zu verstehen, und er sah das Mitleid in ihren Augen. In diesem Moment erkannte er, daß er dabei war zu beichten, und wußte, daß er sich selbst übel bloßgestellt hatte. Indem er Waylander davon erzählt hatte, hatte er den Mann gezwungen, für ihn zu kämpfen.
»Tadle dich nicht«, sagte Danyal.
»Ich hätte nichts sagen sollen.«
»Hätte uns das nicht alle dem Untergang geweiht? Er mußte doch wissen, daß sie ihn jagen.«
»Ich habe es ihm erzählt, damit er mich rettet.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber er mußte es wissen. Du mußtest es ihm sagen.«
»Ja. Aber ich war nur selbstsüchtig.«
»Du bist ein Mensch, Dardalion, ebenso wie Priester. Du bist zu hart gegen dich selbst. Wie alt bist du?«
»Fünfundzwanzig. Und du?«
»Zwanzig. Wie lange bist du schon Priester?«
»Fünf Jahre. Ich wurde von meinem Vater als Architekt ausgebildet, aber mein Herz war nie bei der Sache. Ich wollte immer schon der QUELLE dienen. Und als Kind hatte ich oft Visionen. Das hat meine Eltern in Verlegenheit gebracht.« Dardalion grinste plötzlich und schüttelte den Kopf. »Mein Vater war überzeugt davon, daß ich besessen wäre, und als ich acht war, brachte er mich zum QUELLEN-Tempel in Sardia, damit ich exorziert würde. Er war fuchsteufelswild, als sie ihm sagten, daß ich lediglich begabt sei! Von da ab besuchte ich die Tempelschule. Ich hätte mit fünfzehn Akolyth werden sollen, aber Vater bestand darauf, daß ich zu Hause blieb und das Geschäft erlernte. Als ich ihn endlich überredet hatte, war ich zwanzig.«
»Lebt dein Vater noch?«
»Ich weiß es nicht. Die Vagrier haben Sardia niedergebrannt und die Priester ermordet. Ich nehme an, daß sie mit den Bewohnern der Nachbarstädte dasselbe gemacht haben.«
»Wie bist du entkommen?«
»Ich war nicht dort, als es passierte. Der Abt hatte mich mit Botschaften für das Bergkloster nach Skoda geschickt, aber als ich dort ankam, brannte es ebenfalls. Ich war auf dem Rückweg, als ich gefangengenommen wurde. Dann hat Waylander mich gerettet.«
»Er macht nicht den Eindruck eines Mannes, der sich damit aufhält, jemanden zu retten.«
Dardalion kicherte. »Nein, eigentlich nicht. Genaugenommen wollte er sein Pferd zurückholen, das die Söldner gestohlen hatten, und ich war zu meiner Schmach Teil des Pakets.«
Dardalion lachte wieder, dann nahm er Danyal bei der Hand. »Ich danke dir, Schwester.«
»Wofür?«
»Dafür, daß du dir die Zeit genommen hast, mich von den Pfaden des Selbstmitleids zu führen. Es tut mir leid, daß ich dich damit belastet habe.«
»Es war keine Last. Du bist ein netter Mensch, und du hilfst uns.«
»Du bist sehr klug. Ich bin froh, daß wir uns kennengelernt haben«, sagte Dardalion und küßte ihre Hand. »Komm, wir wollen die Kinder wecken.«
Den ganzen Tag lang
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