Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Lachen!« spottete sie. »Es überrascht mich, daß du kein Dichter bist.«
»Warum so zornig?« fragte er. »Was kümmert es dich?«
»Weil du ein Teil meines Lebens bist. Denn solange wir leben, wirst du in unseren Erinnerungen bleiben. Wenn ich für mich sprechen soll, ich hätte einen anderen Retter vorgezogen.«
»Ja. Ich habe die Arena-Spiele gesehen«, meinte Waylander. »Der Held hat goldene Haare und einen weißen Mantel. Nun, ich bin kein Held, Frau – ich bin ein Mann, der im Netz des Priesters gefangen ist. Du glaubst, er wurde besudelt. Nun, das glaube ich auch. Der Unterschied ist, daß er meine Dunkelheit braucht, um zu überleben. Aber sein Licht wird mich zerstören.«
»Werdet ihr zwei nie aufhören zu streiten?« fragte Dardalion, setzte sich auf und reckte sich.
Danyal lief zu ihm. »Wie fühlst du dich?«
»Ausgehungert!« Er warf die Decke zur Seite und ging zum Feuer, wobei er beiläufig zwei Streifen Fleisch aufspießte. Er hängte den Spieß über das Feuer und legte Holz nach.
Waylander sagte nichts, aber Traurigkeit hüllte ihn ein wie ein dunkler Mantel.
4
Waylander erwachte als erster und verließ die Höhle. Er streifte Hemd und Beinkleider ab, stieg in den eisigen Bach und legte sich auf den Rücken, so daß das Wasser über ihn fließen konnte. Der Bach war nur wenige Zentimeter tief und floß über rundgeschliffene Steine, aber die Strömung war stark, und er spürte, wie er sanft das abfallende Bachbett hinabglitt. Er rollte sich herum und spritzte sich Wasser über Gesicht und Bart, ehe er aus dem Wasser kletterte. Dann setzte er sich ins Gras und wartete, daß die Morgenbrise seine Haut trocknete.
»Du siehst aus wie ein toter Fisch«, sagte Danyal.
»Und du beginnst allmählich, wie einer zu riechen«, erwiderte er grinsend. »Mach schon, wasch dich.«
Einen Augenblick sah sie ihn prüfend an, dann zuckte sie die Achseln und zog ihr grünes Wollkleid aus. Waylander lehnte sich zurück und betrachtete sie. Ihre Taille war schmal, die Hüften geschmeidig, ihre Haut …
Er wandte sich ab, um ein rotes Eichhörnchen zu beobachten, das in einem nahen Baum durch die Zweige schlüpfte, dann stand er auf und streckte sich. Nahe beim Ufer war ein dichtes Gebüsch, und darin wuchs ein dichter Flecken Limonenbalsam. Er pflückte eine Handvoll der schildförmigen Blätter und brachte sie zu Danyal.
»Hier, zerkrümle sie in der Hand und reibe dich damit ein.«
»Danke«, sagte sie und streckte die Hand nach den Blättern aus.
Plötzlich war sich Waylander seiner Nacktheit bewußt, suchte seine Kleider und zog sich an. Er wünschte, er hätte noch ein Hemd zum Wechseln gehabt, aber das trug der Priester. Er fühlte sich unbehaglich, denn er war sich des Reisestaubs auf seinem Hemd nur zu bewußt.
Sobald er angezogen war, kehrte Waylander zur Höhle zurück und legte das Ketten-Schulterstück über seiner schwarzen Lederweste an. Er nahm seine Stiefel, zog die beiden Extramesser heraus und schärfte sie mit seinem Wetzstein, ehe er sie sorgfältig wieder in die Scheiden steckte, die an der Innenseite der Stiefel eingenäht waren.
Dardalion beobachtete ihn und stellte fest, mit welcher Sorgfalt er seine Waffen behandelte.
»Könntest du mir ein Messer leihen?« fragte er.
»Natürlich. Leicht oder schwer?«
»Schwer.«
Waylander hob seinen Gürtel auf und zog eine dunkle Scheide mit einer Klinge mit Ebenholzgriff hervor. »Das sollte genügen. Die Klinge ist scharf genug, um dich damit zu rasieren, und zweischneidig.«
Dardalion zog seinen schmalen Gürtel durch die Scheide und legte ihn dann wieder an, so daß das Messer auf seiner rechten Hüfte ruhte.
»Bist du Linkshänder?« fragte Waylander.
»Nein.«
»Dann sollte es auf deiner linken Hüfte liegen. Auf diese Weise zeigt die Klinge auf den Feind, wenn du sie ziehst.«
»Danke.«
Waylander schnallte seinen Gürtel um, dann rieb er sich das Kinn. »Du machst mir Sorgen, Priester«, sagte er.
»Warum?«
»Gestern wärst du noch um einen Käfer am Boden herumgegangen. Jetzt bist du bereit, einen Menschen zu töten. War dein Glaube so schwach?«
»Mein Glaube bleibt, Waylander. Aber jetzt sehe ich die Dinge etwas klarer. Das hast du mir mit deinem Blut gegeben.«
»Ich frage mich – war das ein Geschenk … oder ein Raub? Ich habe das Gefühl, ich hätte dich um etwas Wertvolles beraubt.«
»Falls du das hast, sei beruhigt, ich vermisse es nicht.«
»Das wird die Zeit erweisen, Priester.«
»Nenn mich
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