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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Jonat eine Meuterei anzetteln würde, die sich wie ein Lauffeuer in den entmutigten Reihen von Egels Armee ausbreiten würde.
    In jener Nacht, als Gellan in seinen Mantel gewickelt abseits des Feuers lag, fiel er in einen tiefen Schlaf, und die Träume kehrten zurück. Er erwachte mit einem Ruck, und die Tränen flossen, obwohl er versuchte, die Schluchzer hinunterzuschlucken, die sich Bahn brechen wollten. Als er aufstand und aus dem Lager wanderte, drehte Sarvaj sich um und öffnete die Augen.
    »Verdammt!« flüsterte er.
     
    Gegen Morgengrauen stand Sarvaj auf und überprüfte die Wachen. Dies war die schlimmste Zeit der Nacht, um sich zu konzentrieren, und oftmals fand ein Mann, der von der Abenddämmerung bis Mitternacht problemlos seine Schicht ableisten konnte, es unmöglich, von Mitternacht bis Morgengrauen wachzubleiben. Sarvaj hatte keine Ahnung, woran das lag, aber er wußte, was dieses Phänomen heilte. Ein Mann, der auf Wachposten schlafend angetroffen wurde, erhielt zwanzig Peitschenhiebe, beim zweitenmal lautete das Urteil auf Todesstrafe. Sarvaj hatte nicht den Wunsch, seine Männer hängen zu sehen, und so hatte er sich den Ruf als Nachtwandler geschaffen.
    In dieser Nacht, als er lautlos durch den Wald schlich, fand er alle vier Männer hellwach und aufmerksam. Zufrieden machte er sich auf den Rückweg zu seinen Decken, wo Gellan auf ihn wartete. Der Offizier sah müde aus, aber seine Augen leuchteten.
    »Du hast nicht geschlafen«, stellte Sarvaj fest.
    »Nein, ich habe über den Konvoi nachgedacht. Was wir nicht stehlen können, müssen wir vernichten; die Vagrier müssen lernen zu leiden. Ich verstehe nicht, wie sie diesen Krieg führen. Wenn sie die Bauerndörfer in Ruhe ließen, gäbe es immer genügend Lebensmittel, aber durch ihre Vergewaltigungen, Morde und Brandschatzungen machen sie aus dem Land eine Wildnis. Und das wird sich gegen sie kehren. Wenn der Winter kommt, werden sie auf kleine Rationen umstellen müssen, und dann, bei den Göttern, werden wir sie schlagen.«
    »Wie viele Fuhrwerke, glaubst du, werden es sein?«
    »Für eine Truppe von zweitausend Mann? Mindestens fünfundzwanzig.«
    »Also«, meinte Sarvaj, »wenn wir den Konvoi ohne Verluste erobern, haben wir rund zwanzig Reiter der Eskorte und drei Tage in offenem Gelände, bis wir wieder in Skultik sind. Das heißt, auf sehr viel Glück vertrauen.«
    »Uns steht auch etwas zu, mein Freund«, erwiderte Gellan.
    »Was heißt das schon. Ich habe beim Würfeln zehn Tage hintereinander verloren!«
    »Und am elften?«
    »Wieder verloren. Du weißt, ich gewinne nie beim Würfeln.«
    »Ich weiß, daß du nie deine Schulden zahlst«, sagte Gellan. »Du bist mir noch drei Silberstücke schuldig. Ruf die Männer zusammen – Jonat müßte bald zurück sein.«
    Aber es wurde heller Vormittag, bis Jonat und die anderen auf die Lichtung trabten. Gellan ging hinüber, um sie zu begrüßen, während Jonat sein Bein über den Sattelknauf schwang und sich zu Boden gleiten ließ.
    »Was gibt’s Neues?« fragte er.
    »Du hattest recht – drei Stunden Richtung Osten ist ein Konvoi. Siebenundzwanzig Fuhrwerke. Aber dabei sind fünfzig berittene Wachen und zwei Kundschafter.«
    »Hat man dich gesehen?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Jonat steif.
    »Berichte mir von dem Gelände.«
    »Es gibt nur einen Punkt, an dem wir sie überfallen können, aber er liegt dicht bei Ostry und der Infanterie. Der Pfad windet sich jedoch zwischen zwei bewaldeten Hügeln hindurch, auf beiden Seiten gibt es reichlich Deckung, und die Fuhrwerke werden nur langsam vorankommen, denn der Weg ist schlammig und steil.«
    »Wie rasch können wir dort sein und unsere Stellung einnehmen?«
    »In zwei Stunden. Aber das ist sehr knapp. Wir kommen vielleicht gerade erst an, wenn die ersten Wagen schon auf der anderen Seite in den Wald gelangen.«
    »Das ist verdammt knapp«, sagte Sarvaj, »vor allem, wenn sie Kundschafter ausschicken.«
    Das Risiko war zu groß, wie Gellan wußte, aber Egel brauchte verzweifelt Lebensmittel. Was schlimmer war, es blieb keine Zeit mehr, um einen Plan zu entwickeln, um zu überlegen.
    »Aufsitzen!« rief er.
    Als der Trupp nach Osten donnerte, verfluchte Gellan seine Unzulänglichkeit. Was nötig war, ehe man aufbrach, war eine kraftvolle, kurze Ansprache an die Männer, etwas, um ihr Blut in Wallung zu bringen. Aber er war nie gut im Umgang mit Gruppen gewesen und wußte, daß die Männer ihn für einen kalten, distanzierten Führer

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