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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und schob seine Männer beiseite, als er das Zelt betrat. Er blickte auf die Toten nieder, dann sah er den Überlebenden an.
    »Die Priester haben gelernt zu kämpfen«, murmelte der Krieger. Sein Atem ging in kurzen Stößen, sein Herz klopfte.
    »Willst du mir erzählen, daß diese Männer hier von QUELLEN-Priestern getötet wurden? Das ist unvorstellbar.«
    »Von einem Priester«, sagte der Mann.
    Der Offizier winkte die Soldaten fort, die froh waren, gehen zu dürfen. Auch wenn sie an Tod und Zerstörung gewöhnt waren, wollten die vagrischen Truppen nichts mit der Dunklen Bruderschaft zu schaffen haben.
    Der Offizier setzte sich in einen leinenbezogenen Stuhl. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen, Pulis, mein Freund.«
    »Keine Scherze, bitte«, erwiderte Pulis. »Der Mann hätte mich um ein Haar getötet.«
    »Nun, du hast in den letzten Monaten genügend seiner Freunde getötet.«
    »Das stimmt schon. Aber trotzdem ist es beunruhigend.«
    »Ich weiß. Wo kommen wir hin, wenn die Priester der QUELLE anfangen, sich zu verteidigen?«
    Der Krieger starrte den jungen Offizier an, sagte jedoch nichts.
    Pulis war kein Feigling – das hatte er oft genug bewiesen –, aber der silberne Priester hatte ihm angst gemacht. Wie die meisten Krieger der Bruderschaft war er kein wahrer Mystiker und mußte sich auf die Kraft des Blattes verlassen, um sich von seinem Körper zu trennen. Aber trotzdem, wenn seine Kräfte verstärkt waren, hatte er Visionen … Lichtblitze gehabt, die warnender Natur waren. Mit dem Priester war es auch so gewesen.
    Pulis hatte gespürt, daß von dem silbernen Krieger eine furchtbare Gefahr ausging – nicht einfach nur eine persönliche Gefahr, sondern eine zeitlose Bedrohung für die Sache der Bruderschaft. Doch es war alles so nebulös, mehr eine gefühlsmäßige Reaktion als eine Vision. Obwohl er etwas gesehen hatte … was war es gewesen? Er suchte in seinen Erinnerungen.
    Das war es! Eine Runenzahl, die am Himmel hing, in Flammen getaucht.
    Eine Zahl. Die was bedeutete? Tage? Monate? Jahrhunderte?
    »Dreißig«, sagte er laut.
    »Was?« fragte der Offizier. »›Die Dreißig‹?«
    Ein kalter Hauch streifte Pulis, als ob ein Dämon über sein Grab schreiten würde.
     
    Waylander war allein, als er im Morgengrauen aufwachte. Er öffnete die Augen und gähnte. Seltsam, dachte er, denn er konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein. Aber er erinnerte sich an das Versprechen, das er Orien gegeben hatte, und schüttelte verwirrt den Kopf. Er blickte sich um, doch der alte Mann war fort.
    Er rieb sich das Kinn und kratzte sich unter dem Bart.
    Die Rüstung des Orien.
    Was für ein gewaltiger Unsinn.
    »Diese Aufgabe wird dich umbringen«, flüsterte er.
    Er zog ein Messer aus seinem Gürtel und schärfte es einige Minuten lang, dann rasierte er sich sorgfältig. Seine Haut war unter der Klinge rauh. Es tat gut, die Morgenbrise im Gesicht zu spüren.
    Dardalion kam aus der Senke und setzte sich neben ihn. Waylander nickte, sagte jedoch nichts. Der Priester sah müde aus, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen. Er war auch dünner geworden, dachte Waylander, und er hatte sich fast unmerklich verändert.
    »Der alte Mann ist tot«, sagte Dardalion. »Du hättest mit ihm reden sollen.«
    »Das habe ich«, antwortete Waylander.
    »Nein, ich meine,
wirklich
reden. Diese paar Worte am Feuer waren nichts. Weißt du, wer er war?«
    »Orien«, sagte Waylander. Dardalios überraschte Miene war zu komisch.
    »Du hast ihn erkannt?«
    »Nein. Er kam letzte Nacht zu mir.«
    »Er hatte große Macht«, erklärte Dardalion leise. »Denn er starb, ohne das Feuer zu verlassen. Er hat uns viele Geschichten aus seinem Leben erzählt, dann legte er sich zurück und schlief. Ich saß neben ihm, und er starb im Schlaf.«
    »Du hast dich geirrt«, erklärte Waylander.
    »Ich glaube nicht. Wovon habt ihr gesprochen?«
    »Er bat mich, etwas für ihn zu holen. Ich sagte, ich würde es tun.«
    »Was war das?«
    »Das geht dich nichts an, Priester.«
    »Es ist zu spät, mich davonzuschicken, Krieger. Als du mein Leben rettetest, hast du mir deine Seele geöffnet. Als dein Blut in meine Kehle tropfte, erfuhr ich dein Leben, und jeder Moment deines Seins durchströmte mich. Wenn ich jetzt in einen Spiegel schaue, sehe ich dich.«
    »Dann siehst du in die falschen Spiegel.«
    »Erzähl mir von Dakeyras«, bat Dardalion.
    »Dakeyras ist tot«, fuhr Waylander auf. »Aber du hast einen Punkt gemacht,

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