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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Pläne dar. So großartige Pläne – wenn die Eroberung abgeschlossen war, würde er über ein Gebiet herrschen, das größer war als Vagria selbst. Lentria, Drenai und das Land der Sathuli im Norden –, sechzehn Häfen, zwölf größere Städte und die Gewürzstraße nach Osten. Dann konnte der Bürgerkrieg beginnen, und Kaem würde seine Stärke gegen die nachlassende Arglist des Kaisers einsetzen. Kaem schlenderte zu dem Bronzespiegel an der gegenüberliegenden Wand und betrachtete sein Spiegelbild. Die Krone würde auf seinem knochigen Schädel fehl am Platze wirken, aber er müßte sie ja auch nicht allzuoft tragen.
    Ruhiger geworden, kehrte er zum Bett zurück. Und schlief.
    Er fand sich unter fremden Sternen auf einem dunklen Berg wieder, seine Gedanken waren leicht betäubt und verwirrt. Vor ihm saß ein alter Mann in einem zerlumpten, braunen Gewand. Er hatte die Augen geschlossen, als er sprach:
    »Willkommen, General. Suchst du die Rüstung?«
    »Rüstung?« fragte Kaem. »Welche Rüstung?«
    »Die Bronzerüstung. Oriens Rüstung.«
    »Er versteckte sie«, sagte Kaem. »Niemand weiß, wo.«
    »Ich weiß es.«
    Kaem ließ sich dem alten Mann gegenüber nieder. Wie jeder, der sich mit der jüngeren Geschichte befaßt hatte, hatte er auch er von dieser Rüstung gehört. Einige behaupteten, sie besäße magische Kräfte, die dem Träger den Sieg garantierten, aber das waren schlichte Gemüter oder Sagen-Dichter. Kaem hatte sich lange mit Kriegsführung beschäftigt und wußte, daß Orien lediglich ein hervorragender Stratege gewesen war. Und doch war die Rüstung ein mächtiges Symbol.
    »Wo ist sie?« fragte er.
    Der alte Mann öffnete noch immer nicht die Augen. »Wie sehr wünschst du sie dir?«
    »Ich würde sie gerne haben«, antwortete Kaem, »aber sie ist nicht wichtig.«
    »Wie definierst du Wichtigkeit?«
    »Ich werde mit ihr gewinnen oder ohne sie.«
    »Bist du da so sicher, General? Purdol widersteht dir, und Egel hat eine Armee in Skultik.«
    »Purdol gehört mir. Es dauert vielleicht einen Monat, aber die Stadt wird fallen. Und Egel sitzt in der Falle – er kann mir nichts anhaben.«
    »Er kann, wenn er die Rüstung hat.«
    »Wie das? Ist sie doch magisch?«
    »Nein, sie ist lediglich ein Stück Metall. Aber sie ist ein Symbol, und die Drenai werden sich um den Mann scharen, der sie trägt. Selbst deine eigenen Soldaten wissen um ihre angeblichen Kräfte, und ihr Kampfgeist wird darunter leiden. Du weißt, daß das wahr ist.«
    »Nun gut«, sagte Kaem. »Ich akzeptiere, daß sie mir schaden könnte. Wo ist sie?«
    »Im Land der Nadir.«
    »Das ist ein großes Gebiet, alter Mann.«
    »Sie wurde im Herz der Mondberge verborgen.«
    »Warum erzählst du mir das? Wer bist du?«
    »Ich bin ein Träumer in einem Traum – in deinem Traum, Kaem. Meine Worte sind wahr, und deine Hoffnungen beruhen darauf, wie du sie interpretierst.«
    »Wie finde ich die Rüstung?«
    »Folge dem Mann, der sie sucht.«
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Wen fürchtest du am meisten in der Welt des Fleisches?«
    »Waylander?«
    »Derselbe.«
    »Warum sollte er die Rüstung suchen? Er hat kein Interesse an diesem Krieg.«
    »Er tötete den König für dich, Kaem. Und doch jagst du ihn. Die Drenai würden ihn töten, wenn sie wüßten, wer er ist, und die Vagrier werden ihn töten, wenn sie ihn finden. Vielleicht versucht er zu handeln.«
    »Weiß er, wo die Rüstung ist?«
    »Ich habe es ihm gesagt.«
    »Warum? Was ist das für ein Spiel?«
    »Ein Spiel des Todes, Kaem.«
    Die Augen des alten Mannes öffneten sich, und Kaem schrie, als Feuerzungen an ihm leckten.
    Und erwachte.
     
    Drei Nächte lang wurde Kaem in seinen Träumen von Visionen der Bronzerüstung und zwei sagenhaften Schwertern heimgesucht. Einmal sah er die Rüstung über dem Wald von Skultik schweben, schimmernd wie eine zweite Sonne. Dann sank sie langsam den Bäumen entgegen, und er sah, wie Egels Armee in ihr Licht getaucht wurde. Die Armee wurde größer, denn aus den Bäumen wurden Männer – eine riesige, unüberwindliche Macht.
    In der zweiten Nacht sah er Waylander, der durch die Bäume kam und eines dieser schreckliche Schwerter trug. Dann begriff er, daß der Meuchelmörder ihm auflauerte. Er rannte davon, aber seine Beine waren schwach und schwer, und er hatte mit Entsetzen zugesehen, wie ihm Waylander langsam die Glieder abschlug.
    In der dritten Nacht sah er sich selbst in Oriens Rüstung, wie er die Marmorstufen zu Vagrias Thron emporstieg. Der

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