Die Drenai-Saga 3 - Waylander
selbst kennenlernen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß der Weg, dem wir folgen, die Straße zur ewigen Verdammnis ist, denn es kann sein, daß alles, was wir tun, gegen den Willen der QUELLE ist. Wir müssen in unseren Herzen die Stärke unseres Glaubens und das Vertrauen in unsere Sache halten. Heute abend werden vielleicht einige von uns sterben. Wir wollen nicht zur QUELLE reisen, wenn Haß in uns ist. Wir beginnen jetzt damit, uns im Gebet zu vereinigen. Wir beten für unsere Feinde, und wir vergeben ihnen in unseren Herzen.«
»Wie können wir ihnen vergeben und sie dann erschlagen?« fragte ein junger Priester.
»Wenn wir nicht vergeben, wird der Haß blühen. Aber bedenke dies: Wenn dein Hund Tollwut bekäme, würdest du ihn schweren Herzens töten. Du würdest ihn nicht hassen. Das ist es, worum ich bitte. Laßt uns beten.«
Als die Dunkelheit sie umfing, beendeten sie ihre Vereinigung, und ihre Geister stiegen in den Nachthimmel empor.
Dardalion blickte sich um. Alle Priester waren in silberne Rüstungen gekleidet, mit schimmernden Schilden an den Armen und Schwertern aus Feuer in den Händen. Die Sterne funkelten wie Juwelen im Feuer, und die Mondberge warfen scharfe Schatten, als die Dreißig auf die Bruderschaft warteten. Alles war still.
Dardalion konnte die Spannung unter den Priestern spüren, denn ihr Geist war noch immer verbunden. Zweifel und Unsicherheit flackerten auf und verblaßten. Die Nacht war klar und ruhig, der Wald unter ihnen in silbernes Licht getaucht.
Die Stunden dehnten sich unglaublich lang, und Angst wogte unter den Priestern hin und her und berührte jeden von ihnen mit ihren eisigen Fingern.
Die Nacht wurde immer bedrohlicher, im Westen ballten sich düstere Wolken zusammen, die das Mondlicht verbargen.
»Sie kommen!« pulste Astila. »Ich kann es spüren.«
»Bleib ruhig«, warnte Dardalion eindringlich.
Die dunklen Wolken kamen näher, und Dardalions Schwert fuhr in seine Hand, die Klinge brannte in weißem Feuer. Die Wolken türmten sich drohend auf und spuckten schwarzgekleidete Krieger aus, die auf einer Welle von Haß, die die Dreißig verschluckte, herabstießen. Das dunkle Gefühl schlug über Dardalion zusammen, doch er schüttelte es los und stieg auf, um sich den Angreifern zu stellen. Seine Klinge hieb und stach in ihre Masse, und mit seinem Schild wehrte er klirrend ihre Angriffe ab. Die Dreißig eilten an seine Seite, und die Schlacht begann.
Es waren mehr als fünfzig schwarze Krieger, doch sie konnten es nicht mit den Priestern in ihren silbernen Rüstungen und mit den feurigen Schwertern aufnehmen, und so zogen sie sich zurück in ihre Wolken. Die Dreißig nahmen die Verfolgung auf.
Plötzlich schrie Astila eine Warnung im Geiste, und Dardalion, der gerade in die Wolken eindringen wollte, wich seitlich aus.
Die Wolke ballte sich zusammen und formte eine aufgedunsene, schuppige, dunkle Gestalt. Riesige Schwingen entfalteten sich, und ein klaffendes rotes Maul öffnete sich in dem Ungeheuer. Die Bruderschaft wurde in seine Masse gesogen, so daß es noch solider wurde.
»Zurück!« pulste Dardalion, und die Dreißig flogen über den Wald.
Das Ungeheuer verfolgte sie, und Dardalion hielt in seinem Flug inne, seine Gedanken rasten. Irgendwie hatte die vereinte Kraft der Bruderschaft dieses Ding geschaffen. War es wirklich? Instinktiv wußte er, daß es real war.
»Zu mir!« pulste er. Die Dreißig scharten sich um ihn. »Ein Krieger. Ein Geist. Eine Mission«, intonierte er, und die Dreißig verschmolzen. Dardalion wurde überflutet, und sein Geist verschwamm, als seine Macht sich vervielfältigte.
Wo dreißig gewesen waren, war jetzt nur noch einer, dessen Augen feurig funkelten und dessen Schwert gezackt war wie ein erstarrter Blitz.
Mit Wutgebrüll warf sich der Eine dem Ungeheuer entgegen. Das Wesen erhob sich auf die Hinterbeine, und klauenbewehrte Arme hieben nach dem Krieger, doch der Eine zog sein Blitzschwert über seinen Körper und mit jedem Schlag verwundete er ein Glied des Ungeheuers. Die Bestie brüllte vor Schmerz, und mit weitgeöffnetem Maul stürzte sie sich auf ihren Angreifer. Der Eine blickte in den gewaltigen Schlund, sah Reihe um Reihe scharfer Zähne, geformt wie die dunklen Schwerter der Bruderschaft. Er wog seine Klinge und schleuderte sie wie einen Blitz in die Höhle des Mauls. Als die Waffe traf, schuf der Eine eine neue und noch eine und schleuderte sie tief in das Ungeheuer. Das Biest zog sich zurück, seine
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