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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Gestalt waberte und veränderte sich, während die Klingen aus Blitzen es durchbohrten.
    Kleine dunkle Schatten flohen aus seinem Körper, es schrumpfte. Dann breitete der Eine seine Hände aus und flog wie ein Pfeil in das Herz der Wolke und zerriß das astrale Fleisch. Sein Geist war voller Schreie und Schmerzen, als einer nach dem anderen der Bruderschaft starb. Als die Wolke aufbrach und die überlebenden Krieger in die Sicherheit ihrer Körper flüchteten, schleuderte der Eine Lichtblitze hinter ihnen her, dann schwebte er unter den Sternen, die er zum ersten Mal sah.
    Wie schön, dachte er. Seine weitblickenden Augen betrachteten die Planeten, das Spiel der Farben, das Wirbeln ferner Wolken über ausgetrockneten Ozeanen, und in weiter Ferne sah er einen Kometen, der seine Bahn durch die Galaxis zog. So viel zu sehen.
    Im Innern des Einen kämpfte Dardalion um seine Identität. Sein Name war eine verlorene Sache für ihn, und er schlief in der Masse ein. Astila kämpfte weiter, seine Gedanken wogten wie Nebel auf und ab. Einer. Der Eine. Mehr als Einer. Zahlen. Eine Welle der Freude durchströmte ihn, während er kämpfte, und er sah nichts mehr außer einem Meteoritenhagel, der in Regenbogenfarben in der Atmosphäre explodierte. Der Eine war hocherfreut über dieses Schauspiel.
    Astila klammerte sich an seine Aufgabe. Zahlen. Eine Zahl. Nein … nicht Eins. Langsam zwang er sich zu zählen, durchsuchte das, was von seinen Erinnerungen noch übrig war, nach Gedanken, die nur ihm gehörten. Dann stieß er auf einen Namen. Dardalion. War das
sein
Name? Nein. Ein anderer. Kraftlos rief er ihn, aber er erhielt keine Antwort. Eine Zahl.
    Dreißig. Das war die Zahl der Macht.
Dreißig.
Der Eine schauderte, und Astila brach aus.
    »Wer bist du?« fragte der Eine.
    »Astila.«
    »Warum hast du dich aus mir zurückgezogen? Wir sind eins.«
    »Ich suche Dardalion in dir.«
    »Dardalion?« fragte der Eine, und tief in seinem Innern erwachte der junge Priester wieder. Astila rief nacheinander alle Namen der Dreißig, und die Priester wurden wieder sie selbst, zogen sich verwirrt und unsicher zurück.
    Der Morgen graute bereits, als Astila die Gruppe heimführte.
    Wieder in ihren Körpern, schliefen sie mehrere Stunden lang.
    Dardalion erwachte als erster. Er weckte die anderen und rief Astila zu sich.
    »Letzte Nacht hast du uns gerettet«, sagte Dardalion. »Du besitzt die Gabe, Täuschungen durchschauen zu können.«
    »Aber du schufst den Einen«, widersprach Astila. »Ohne ihn hätten wir nicht überlebt.«
    »Wir hätten beinahe nicht überlebt. Der Eine war eine ebenso große Gefahr für uns wie das Wolkenungeheuer, und du hast uns vor dieser zweiten Gefahr gerettet. Gestern hat mich der Abt gewarnt, und ich sagte, ich würde über seine Worte nachdenken. Wir brauchen eine Form, Astila … Disziplin. Ich werde der Abt der Dreißig sein. Aber du mußt auch eine große Aufgabe übernehmen. Ich werde
Die Stimme
sein, und du
Die Augen.
Gemeinsam werden wir den Pfad zum Willen der QUELLE finden.«

13
    Waylander lehnte sich im Sattel zurück und blickte über den Delnoch-Paß auf die dahinterliegenden Ebenen der Nadir. Hinter ihm waren die Karren für die Nacht dicht zusammengestellt worden, bereit für den gefahrvollen Abstieg am Morgen. Der Paß fiel über mehr als anderthalb Kilometer in einer Reihe trügerischer, mit Geröll bedeckter Vorsprünge ab, und es bedurfte schon eines tapferen Mannes, um einen Karren über den schmalen, gewundenen Pfad zu lenken.
    Die meisten Flüchtlinge hatten Durmasts Männern eine anständige Summe dafür bezahlt, daß sie beim Abstieg die Zügel übernahmen, während sie vergleichsweise sicher zu Fuß hinterhergingen.
    Ein kühler Wind blies aus Norden, und Waylander gestattete es sich, sich zu entspannen. Von Cadoras oder der Bruderschaft hatten sie keine Anzeichen gesehen, und er hatte immer aufmerksam zurückgeblickt. Plötzlich grinste er. Es hieß, wenn man Cadoras sah, bedeutete das Gefahr, wenn man ihn nicht sah, Tod. Waylander glitt vom Pferd und führte das Tier zu den Pfählen, wo er es anband. Er nahm den Sattel ab, rieb das Tier trocken, fütterte es mit Getreide und ging dann ins Lager, wo die Feuer unter den eisernen Kochtöpfen knisterten.
    Durmast saß mit einer Gruppe von Reisenden zusammen, die er mit Geschichten von Gulgothir ergötzte. Im roten Feuerschein wirkte sein Gesicht weniger brutal und sein Lächeln warm und freundlich. Kinder saßen um ihn, die den Riesen

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