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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hart, das Kinn eckig, der Mund dünn. Waylander war sicher, daß er ihn nie zuvor gesehen hatte. Er beugte sich vor, zog sein Messer aus der Augenhöhle des Mannes und wischte die Klinge im Gras ab. Bevor er sie wieder in die schwarze Lederscheide an seinem linken Unterarm steckte, trocknete er sie an der Tunika des Toten ab.
    Eine rasche Durchsuchung der Kleider des Mannes brachte nichts weiter zum Vorschein als vier Kupfermünzen und ein verstecktes Messer, das an einer Schnur um seinen Hals hing. Waylander packte die blattgrüne Tunika, hievte den Mann hoch und warf ihn sich über die rechte Schulter. Füchse und Wölfe würden sich um die Leiche balgen, und solche Zankereien wollte er in der Nähe von Danyals Grab nicht haben.
    Langsam ging er zum zweiten Wasserfall, warf den Leichnam über die Kante und beobachtete, wie er in den dahineilenden Bachlauf gespült wurde. Zuerst wurde der Körper zwischen zwei Steinen eingekeilt, doch allmählich wurde die Kraft des Wassers stärker, und Kreegs leblose Gestalt schwamm davon zum Fluß, mit dem Gesicht im Wasser. Waylander holte seine eigene Armbrust, nahm die Waffe des Meuchelmörders an sich und ging zurück zu seiner Hütte.
    Rauch stieg träge aus dem steinernen Schornstein auf. Am Waldrand hielt Waylander inne und betrachtete verdrossen das Heim, das er für sich und Danyal gebaut hatte. Es stand am Fuße einer zurückweichenden Klippe, von oben geschützt durch überhängende Felsen. Das Blockhaus war etwa zwanzig Meter lang und hatte drei große, mit Läden versehene Fenster sowie eine Tür. Das Gelände vor dem Haus war von sämtlichen Bäumen, Büschen und Felsen befreit worden, und niemand konnte sich auf dreißig Meter nähern, ohne gesehen zu werden.
    Die Hütte war eine Festung, dennoch besaß sie ein wenig Schönheit. Danyal hatte die Eckpfosten mit rot und blau gefleckten Steinen bedeckt und unter den Fenstern Blumen gepflanzt: Rosen, die an den hölzernen Wänden emporkletterten und deren Blüten sich rosa und golden vor der rauhen, rissigen Borke abhoben.
    Waylander betrachtete prüfend das offene Gelände, suchte den Waldrand nach einem zweiten Attentäter ab, der sich dort verbergen mochte. Doch er konnte niemanden sehen. Sorgfältig in Deckung bleibend, umkreiste er die Hütte und suchte nach Spuren, fand aber keine außer denen seiner eigenen Mokassins und Miriels nackten Füßen. Endlich zufrieden, ging er zur Hütte und trat ein. Miriel hatte eine Mahlzeit aus warmem Haferbrei und wilden Erdbeeren bereitet, den letzten des Sommers. Sie lächelte, als er eintrat, doch ihr Lächeln schwand, als sie die fremde Armbrust sah, die er trug.
    »Wo hast du die Waffe gefunden?« fragte sie.
    »Am Grab hatte sich ein Mann versteckt.«
    »Ein Räuber?«
    »Ich glaube nicht. Diese Armbrust hier kostet viele hundert Goldstücke. Es ist eine schön gearbeitete Waffe. Ich glaube eher, es war ein Kopfgeldjäger.«
    »Warum sollte er dich jagen?«
    Waylander zuckte die Achseln. »Es gab mal eine Zeit, als ein Preis auf meinen Kopf ausgesetzt war. Vielleicht ist es noch immer so. Oder ich habe den Bruder oder den Vater des Mannes getötet. Wer weiß? Eins ist sicher – er kann es mir nicht mehr sagen.«
    Miriel setzte sich an den langen Eichentisch und betrachtete Waylander. »Du bist zornig«, sagte sie schließlich.
    »Ja. Er hätte nicht so nah kommen dürfen. Ich müßte eigentlich tot sein.«
    »Was ist geschehen?«
    »Er hatte sich etwa vierzig Schritt vom Grab entfernt im Gebüsch versteckt und wartete auf die Gelegenheit, mir den Todesschuß zu geben. Als ich Wasser für die Rosen holen ging, sah ich, wie ein Vogel sich auf dem Baum über ihm niederlassen wollte, aber im letzten Moment weiterflog.«
    »Das hätte auch ein Fuchs oder irgendeine plötzliche Bewegung sein können«, meinte Miriel. »Vögel sind nun mal scheu.«
    »Ja, so hätte es sein können«, gab er ihr recht. »Aber so war es nicht. Und wenn der Mann genug Selbstvertrauen gehabt hätte, einen Kopfschuß zu versuchen, läge ich jetzt neben Danyal.«
    »Dann hatten wir heute beide Glück«, sagte sie.
    Er nickte, antwortete jedoch nicht, da er immer noch an dem Vorfall herumrätselte. Zehn Jahre lang hatte er gelebt, ohne daß seine Vergangenheit ihn eingeholt und verfolgt hatte. In diesen Bergen war er lediglich der Witwer Dakeyras. Wer würde ihm nach so langer Zeit einen Kopfgeldjäger hinterherschicken? Und wie viele würden noch kommen?
     
    Die Sonne hing über den Gipfeln im Westen

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