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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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verabscheue.«
    Sieben schüttelte den Kopf. »Ein Teil von dir vielleicht, Druss. Der beste Teil haßt das öffentliche Getöse, doch wie kommt es, daß jede deiner Taten zu mehr davon führt? Du warst hier als Gast geladen – als Maskottchen zur Inspiration, wenn du so willst Und was tust du? Du brichst dem Meister der Drenai den Kiefer – und dann nimmst du seinen Platz ein.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, den Mann zu verkrüppeln. Hätte ich gewußt, daß sein Kinn aus Glas ist, hätte ich ihn in den Bauch geschlagen.«
    »Ich bin sicher, das würdest du gerne glauben, altes Roß. Genauso sicher bin ich mir, daß ich das nicht tue. Sage mir, wie fühlst du dich, wenn die Menge deinen Namen brüllt?«
    »Es reicht mir, Dichter. Was willst du von mir?«
    Sieben holte tief Luft, um dem Gespräch die Schärfe zu nehmen. »Worte sind alles, was wir haben, um zu beschreiben, was wir fühlen, was wir voneinander brauchen. Wie wollten wir ohne Worte die Jungen unterrichten oder unsere Hoffnungen ausdrücken, damit künftige Generationen sie lesen können? Du siehst die Welt zu vereinfacht Druss, als ob alles entweder Eis oder Feuer wäre. Aber das allein macht den Unterschied nicht aus. Wie alle Menschen mit engem Horizont und kleinen Träumen versuchst du zu verhöhnen, was du nicht begreifen kannst. Zivilisationen werden mit Worten erbaut Druss. Zerstört werden sie von Äxten. Was sagt dir das, Axtmann?«
    »Nichts, was ich nicht schon wüßte. Sind wir jetzt quitt?«
    Siebens Ärger verrauchte, und er lächelte. »Ich mag dich, Druss, immer schon. Aber du hast eine unheimliche Fähigkeit mich zu reizen.«
    Druss nickte, sein Gesicht war ernst. »Ich bin kein Denker«, sagte er, »aber ich bin auch nicht dumm. Ich bin ein Mann wie so viele andere. Ich hätte Bauer oder Zimmermann werden können, sogar Tagelöhner. Aber niemals ein Lehrer oder ein Schreiber. Intellektuelle Männer machen mich nervös. Wie dieser Majon.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon viele Botschafter getroffen, und sie scheinen mir alle gleich zu sein: rasches, unaufrichtiges Lächeln und ein bohrender Blick, dem nichts entgeht. An was glauben sie? Haben sie einen Sinn für Ehre? Für Vaterlandsliebe? Oder lachen sie über uns gewöhnliche Menschen, während sie unser Gold in ihre Börsen stopfen? Ich weiß nicht viel, Dichter, aber ich weiß, daß Männer wie Majon – ja, und wie du – alles, an das ich glaube, so gegenstandslos wie Sommerschnee erscheinen lassen können. Und mich dabei auch noch töricht aussehen lassen. Wie diese Frauen im Brunnen. Eine belagernde Armee könnte sagen: ›Tötet sechs Frauen, dann verschonen wir die Stadt.‹ Nun, darauf gibt es nur eine einzige richtige Antwort. Aber ich könnte dir nicht sagen, warum ich weiß, daß sie richtig ist.«
    »Aber ich kann es«, sagte Sieben. »Das ist etwas, das ich – zumindest zum Teil – von dir gelernt habe. Das schlimmste, was wir an Bösem tun können, ist, andere dazu zu bringen, etwas Böses zu tun. Die belagernde Armee, von der du sprichst sagt in Wirklichkeit: ›Wenn ihr nicht eine kleine böse Tat begeht, werden wir eine große begehen.‹ Die heldenhafte Entgegnung wäre natürlich die Weigerung. Aber Diplomaten und Politiker sind Pragmatiker, Druss. Sie leben ohne echtes Verständnis für Ehre. Habe ich recht?«
    Druss lächelte und schlug Sieben auf die Schulter. »Ja, Dichter, das hast du. Aber das weiß ich auch ohne Haarspalterei. Also lassen wir es dabei bewenden.«
    »Einverstanden! Wir sind quitt.«
    Druss blickte nach Süden. Unter ihnen lag das Zentrum von Alt-Gulgothir, ein enges Gewirr von anscheinend zufällig angeordneten Gebäuden, Häusern, Läden und Werkstätten, durchpflügt von zahlreichen schmalen Gassen und Straßen. Der alte Festungspalast hockte in der Mitte wie eine dicke, graue Spinne. Einst Residenz der Könige, wurde der Festungspalast heute als Lagerhaus und Kornspeicher genutzt. Druss schaute nach Westen zum neuen Palast des Gottkönigs, einem gewaltigen Gebäude aus weißem Stein, dessen Säulen mit Blattgold verziert waren und dessen Statuen – die vor allem den König selbst darstellten – von Silber und Gold strotzten. Ziergärten umgaben den Palast und selbst von hier oben konnte Druss die königliche Pracht der Blumen und blühenden Bäume erkennen. »Hast du den Gottkönig schon gesehen?« fragte der Krieger.
    »Ich war in der Nähe der Königlichen Loge, als du mit dem Lentrier spieltest. Aber ich habe nichts

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