Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Wir haben dem Fürstentum in unserer Strategie vorgeschlagen, der Welt ein Beispiel zu geben und seine kleine Busflotte von Verbrennungsmotoren auf Brennstoffzellen umzurüsten. So klein, wie Monaco ist, wäre das rasch und kostengünstig bewerkstelligt; das Fürstentum hätte damit das erste emissionsfreie öffentliche Transportsystem der Welt.
Nach Beendigung unseres Executive-Workshops in Monaco setzten Byron McCormick von unserer Policy Group und ich uns mit Mungo Park in der Hotelbar zum Brainstorming über eine Idee zusammen, mit der Mungo gespielt hatte: Wie wäre es mit einem zweiten Autorennen in Monaco – für Steckdosen- und Brennstoffzellenautos aus aller Welt? Betankt würden die Fahrzeuge mit Strom aus Solarzellen, Wind |127| und anderen erneuerbaren, von den Gebäuden Monacos eingefangenen Energien. Gäbe es eine bessere Möglichkeit, das Ende der Zweiten Industriellen Revolution und das Kommen der Dritten zu demonstrieren? Ich war gespannt auf Byrons Reaktion. Immerhin hatte er ein Leben lang bei General Motors gearbeitet und gehörte zu den wenigen Auserwählten, die sich als Verantwortliche für die künftige Richtung des Unternehmens für die Entwicklung von Brennstoffzellenautos aussprachen. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Wo kann ich mich anmelden?« Und es war ihm Ernst damit.
Wir hatten unser Geschäft erledigt, die Sachen waren gepackt, und wir befanden uns auf dem Weg zum Flughafen, da kam mir die Frage in den Sinn, ob sich diesem Mekka für die Reichen und Berühmten nicht tatsächlich ein neues Image verpassen lassen könnte: eine Stadt, die topmoderne Hightech-Nachhaltigkeit zum neuen ästhetischen Standard für die übrige Welt erhebt.
Kohlenstoffentzug für Utrecht
Wenn Monaco ein Spielplatz ist, dann ist Utrecht ein Arbeitsplatz. Seit ewigen Zeiten emsig, voller Unternehmergeist und über die Maßen pragmatisch, ist diese kleine Provinz im Hinterland der Niederlande ein nüchterner Ort, an dem das Geschäft regiert. Und sie ist eine Region mit einer der rasantesten Wachstumsraten der Europäischen Union. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Lebensstandard relativ hoch. Darüber hinaus hat die Region eine Universität von Weltruf, die sie zu einem Zentrum europäischer Wissenswirtschaft gemacht hat.
Im Gegensatz zu einigen anderen Verwaltungsbezirken krankt Utrecht nun sicher nicht an einem Mangel an Planung. Die Leute stehen bis über beide Ohren in Plänen – Zehn-Jahres-Pläne, Zwanzig-Jahres-Pläne, und alle sind sie detailliert wie sonst selten auf Provinzebene. Ich vermute, dass einem Menschenschlag, der über Jahrhunderte den Fluten ein Schnippchen zu schlagen hatte, die Planung im Erbgut sitzt. Wie auch immer, die Niederländer haben es sich zur Gewohnheit gemacht, |128| sich vor Gefahren zu wappnen – und das gilt mehr denn je in einer Welt zunehmend unbeständiger Energiepreise, Defizite und möglicherweise verheerender ökologischer und sozialer Verwerfungen infolge einer vom Menschen verursachten Klimakatastrophe.
In diesem Sinne hat die Provinz sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, die Ziele der Europäischen Union zu toppen und bis 2020 die eigenen Treibhausgase um 30 Prozent zu reduzieren. Das sind zehn Prozent mehr als von der EU vorgeschrieben. 2040 möchte man CO 2 -neutral sein. Nur eine Handvoll Regionen denkt heute an solche Werte. Zur Erreichung dieses Ziels sind die Provinz und unser CEO Business Roundtable eine kollaborative Partnerschaft eingegangen, die die ökonomische Entwicklung im 21. Jahrhundert überdenken soll. Der Auftrag bestand darin, Utrecht zur ersten Provinz des Biosphärenzeitalters zu machen. Wenn es Utrecht gelänge, sozusagen auf der Überholspur binnen 30 Jahren emissionsfrei zu werden, würde das wahrscheinlich Tausende anderer Regionen inspirieren.
Wie andere dicht besiedelte Regionen auch muss Utrecht seinen Ballungsraum ausweiten und neue Vorstädte bauen, will es in den nächsten 20 Jahren den Bedürfnissen seiner Bevölkerung gerecht werden. Mit Rijnenburg und Soesterburg hat Utrecht bereits Pläne für die Entwicklung zweier neuer Gemeinden entwickelt. Rijnenburg wird etwa 7000 Wohnungen umfassen, während Soesterberg auf etwa 500 Wohnungen angesetzt ist. Darüber hinaus muss die Provinz die bestehende Infrastruktur seiner älteren Bezirke modernisieren.
Die Verwaltung sieht sich vor denselben Herausforderungen, vor denen sich auch andere schnell wachsende Städte und Regionen sehen: Wie expandiert man, ohne
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