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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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schafft man das Potenzial für Lösungen in großem Umfang. Statt mit Umbauvorschlägen für einzelne Gebäude aufzuwarten oder es privaten Hausbesitzern zu überlassen, sich selbst nach Firmen für den Umbau ihrer Immobilie umzusehen, lassen sich alle roten oder gelben Gebäude in einem Bezirk zusammenfassen, was es einem Energiedienstleister ermöglicht, Gruppen von Gebäuden zu einem stark reduzierten Preis umzubauen – das |131| würde ein solches Projekt hinsichtlich der Größe und Profitabilität in die Nähe eines großen kommerziellen Auftrags rücken. Dieser Ansatz bringt Energiedienstleister und Hauseigentümer innerhalb einzelner Bezirke und über deren Grenzen hinweg zusammen und ermöglicht es allen, öffentlich über Nachhaltigkeit zu diskutieren. Da es zur großflächigen Umsetzung des Projekts einer hinreichend großen Zahl von Hausbesitzern bedarf, die sich zur Nachrüstung zusammentun, ist eine gemeinsame Einkaufsplanung ein guter Weg, für breite Unterstützung des DIR-Plans zu sorgen.
    In der Absicht, diese Art von öffentlicher Beteiligung zu fördern, hat die Provinz Utrecht eine Website eingerichtet, auf der Analysen und Empfehlungen im Rahmen der DIR-Strategie ebenso einzusehen sind wie eine Liste der Projekte mit Priorität. Außerdem sucht man das Gespräch mit Bürgerschaft, Geschäftswelt, Forschern, ja selbst mit Oberschulen – im Prinzip ist jeder in der ganzen Region zur Beteiligung aufgefordert. Die Strategie ist lateral geworden; sie ist jetzt eine Plattform für eine provinzweite Auseinandersetzung darüber, wie sich der Umstieg auf eine DIR-Wirtschaft bewerkstelligen lässt.
    Die Leute üben Kritik an Teilen des Gesamtkonzepts und machen selbst Vorschläge, sie stimmen sogar über ihre Lieblingsprojekte ab. Es schließen sich dem Prozess darüber hinaus neue Akteure an, um ihr Fachwissen zu teilen; sie tun sich zu Interessengruppen zusammen und sorgen für Netze innerhalb der und über die fünfsäulige Rahmenvision hinaus. Die Dritte Industrielle Revolution ist zu einer kommunalen Übung geworden, zur holländischen Version des alten amerikanischen Brauchs, neue Scheunen gemeinsam zu bauen. Es ist dies die Demokratisierung von Energie und das eigentliche Wesen eines dezentralen Kapitalismus.
    Und es funktioniert. Die Bevölkerung der Provinz engagiert sich aktiv an seiner wirtschaftlichen Zukunft. Das »Nicht vor meiner Haustür!« wird ersetzt durch eine konzertierte Anstrengung hin zu einer gemeinschaftlichen verantwortungsbewussten Verwaltung der gemeinsamen Biosphäre.
    Wenn sich aus der Erfahrung, die wir mit unseren Strategien gemacht |132| haben, eine Lehre ziehen lässt, dann ist es die, dass der Prozess selbst eine gemeinschaftliche Übung ist. Mit anderen Worten: Er erfordert die aktive Teilnahme der drei Sektoren Verwaltung, Geschäftswelt und Bürgergesellschaft. Das Umkrempeln der Infrastruktur einer Stadt, eines Landes, eines Staates hat eine direkte Auswirkung auf das Leben aller, indem es die Art und Weise ändert, in der wir leben, arbeiten, spielen. Indem wir dafür sorgen, dass bei jedem Schritt des Beratungsprozesses die Interessen aller vertreten sind, sichern wir uns auch die Unterstützung aller. Ohne einen breiten Konsens über Aufgabenstellung und Ziele ist es unwahrscheinlich, dass eine Politik genügend soziales Kapital für derart fundamentale Strukturveränderungen auf sich vereinen kann.
    ***
    Unsere Masterpläne haben sowohl dem Entwicklerteam als auch den Leuten vor Ort aufschlussreiche Erfahrungen beschert. Wir haben gelernt, dass die Dritte Industrielle Revolution mehr verändert als nur unser Energieregime. Das neue System, das sich aus der Abstimmung der fünf Infrastruktursäulen aufeinander ergibt, unterscheidet sich derart radikal von seinem Vorgänger, dass es auch für völlig neue Geschäftsmodelle sorgt. Die elitären fossilen Energien der ersten beiden industriellen Revolutionen begünstigten vertikale, auf Massenproduktion ausgerichtete Ökonomien und damit die Herausbildung riesiger, zentralisierter Unternehmen über die ganze Versorgungskette hinweg; diese sind – in rationalisierten hierarchisch ausgerichteten Organisationsformen verwaltet – auf Wettbewerb getrimmte Instrumente eines brutalen Markts. Die reichliche Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien der Dritten Industriellen Revolution dagegen fördert die Entstehung Tausender dezentraler Firmen und kollaborativer Geschäftsbeziehungen, die in Netze eingebettet sind, die

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