Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Zentrum eines regionalen Energienetzes zu werden, indem sie gemeinsam mit anderen Versorgungsunternehmen, Energiedienstleistern und Verbrauchern den ganzen Süden von Texas mit einer DIR-Infrastruktur überzieht.
Während meiner Arbeit mit den Leuten von CPS drängte sich mir verschiedentlich die Frage auf, was meine Mutter wohl von diesem radikalen Experiment gehalten hätte. Meine Mutter, die 2007 im Alter von 96 Jahren gestorben ist, kam 1911 im texanischen El Paso zur Welt. Ihre Seite der Familie hatte sich in den 1890er Jahren in Texas niedergelassen. Am 10. Januar 1901 stießen Ölprospektoren bei einer Bohrung auf dem Spindletop-Feld bei Beaumont im Südosten des Bundesstaates in einer Tiefe von mehr als 300 Metern auf Öl – die Fontäne der Springquelle stieg etwa 50 Meter in die Luft. Diese eine Quelle lieferte 100 000 Barrel Erdöl am Tag, mehr als alle anderen damaligen US-amerikani schen Quellen zusammengenommen.
|121| In der Zeit, in der meine Mutter aufwuchs, bohrten Tausende von »Wildcattern« Löcher in die texanische Erde in der Hoffnung auf schwarzes Gold. Viele fanden welches, und Texas wurde ein Synonym für »Big Oil«, Amerika damit zur vorherrschenden Weltmacht der Zweiten Industriellen Revolution.
Wie merkwürdig – oder vielleicht durchaus passend –, dass eine neue Generation von texanischen Wildcattern jetzt Wind und Sonne nutzbar machen will und fest entschlossen ist, Texas als herausragenden grünen Staat zu sehen. Ihre Bemühungen könnten den Rest Amerikas dazu bringen, sich dem »Energierausch« anzuschließen und durch den Umstieg auf weiche DIR-Energien dem Land die weltweite Führungsrolle zurückzuholen.
Meine Mutter würde sich zweifelsohne riesig freuen über die Wende in Texas. Sie würde mich wahrscheinlich an das alte texanische Sprichwort erinnern: »Wenn du dich in ein tiefes Loch gebuddelt hast, hör auf zu graben.«
Monaco auf der Überholspur
Nur drei Monate nach dem Workshop unseres Global Teams in San Antonio wurden meine Leute und ich von Fürst Albert II. von Monaco in das kleine Fürstentum an der Côte d’Azur eingeladen.
Kennengelernt hatte ich den Fürsten im Februar 2007 in Paris. Präsident Jacques Chirac hatte mich gebeten, am Tag der Präsentation des lange erwarteten
Weltklimaberichts
der UNO einen Workshop für führende Regierungs- und Wirtschaftsvertreter aus aller Welt zu moderieren. Thema des Workshops sollten alle nur denkbaren ökonomischen Initiativen sein, mit denen sich die Weltwirtschaft in eine kohlenstofffreie Zukunft überführen ließe. Fürst Albert war einer der Teilnehmer.
Wer an Monaco denkt, der denkt in der Regel an das Highlife der Reichen und Berühmten aus der ganzen Welt, an den jährlichen Grand Prix und an das Casino Belle Époque. Es gibt jedoch auch noch eine andere Seite von Monaco, die nicht weniger Aufmerksamkeit verdient. |122| Albert I., der das Fürstentum bis 1922 regiert hatte, war das erste Staatsoberhaupt, das die Erhaltung der ozeanischen Ökosysteme auf sein Panier schrieb. Nach einer Weltumseglung, bei der er das Leben im Meer studierte, gründete Fürst Albert 1889 das weltberühmte Ozeanographische Museum Monaco mit seinem Institut für Meereskunde – die erste wissenschaftliche Einrichtung, die die Meere mit der Absicht studierte, das Leben darin zu bewahren. Sein Urenkel Rainier III. setzte die Arbeit fort und war bis zu seinem Tod im Jahre 2005 zu einer weltweit respektierten Stimme für den Schutz des Meeres geworden. Während seiner Regentschaft wurde Monaco der erste Anrainerstaat, der nur »sauberes, trinkbares kommunales Abwasser« ins Mittelmeer abfließen lässt. 121
Was mich auf dem Pariser Workshop so beeindruckte, war das umfassende Wissen von Albert II. über den Klimawandel und seine pragmatischen Ansätze, in Monaco etwas gegen die Krise zu tun. Da er um die drastischen Veränderungen weiß, die der Klimawandel bereits auf die Weltmeere hat, wandte der Fürst seine Aufmerksamkeit der Herausforderung der Erderwärmung zu und wurde zu einem engagierten Sprecher auf dem Gebiet. Unter seiner Ägide hat Monaco eine Reihe von Umweltinitiativen gestartet, die das Fürstentum weltweit zum Modellfall machen sollen.
Im März 2009 kam ich wieder mit Albert zusammen. Ich war in Monaco auf einer Konferenz über topmoderne DIR-Technologien, auf der sich alljährlich einige der fähigsten Köpfe des technischen Sektors mit grünen Unternehmern und Finanzinstituten treffen. Die Konferenz ist das
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