Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
angelegte Solarparks gibt. Dafür hat das Fürstentum sechs Kilometer Küste, die für die Erzeugung von Wellen- und Windenergie genutzt werden könnte, und eine ungewöhnlich hohe Globalstrahlung von 1500 kWh/m 2 , die über Solarthermie (Wärmegewinnung) oder Photovoltaik (Stromgewinnung) nutzbar zu machen wäre. Die große Herausforderung im Fall von Monaco besteht darin, die hohe Sonneneinstrahlung an den Gebäuden einzufangen, ohne das architektonische Erbe zu kompromittieren. Das Fürstentum gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass weder das Aussehen noch die Ausstrahlung der Gebäude verändert werden dürfe, weder in Farbe noch in Form.
24 Prozent der Landesfläche bestehen aus Dächern, von denen sich |125| die Hälfte für photovoltaische Nutzung eignen würde (das heißt, sie sind nach Süden gerichtet und es fällt kein Schatten darauf). Unserer Schätzung nach wären mehr als 30 Prozent der bis 2020 angestrebten 50 Gigawatt erneuerbarer Energien über Solarmodule auf Dächern zu erreichen. Verdoppeln ließe sich die Menge an erzeugter Solarenergie, wenn man die Fassaden der Gebäude als Kollektoren einsetzte. Ein Gutteil der restlichen Energie ließe sich durch das Aufstellen von nachgeführten Sonnenkollektoren, sogenannten Solar-Trackern, auf angemieteten Flächen gleich jenseits der französischen Grenze gewinnen. Außerdem schlug unser Team die Erprobung einer Offshore-Photovoltaik-Anlage vor, die es dem Fürstentum ermöglichen würde, die Energie der Sonne über dem Mittelmeer einzufangen. Der Prototyp einer solchen Anlage mit einem Durchmesser von 100 Metern wird bereits vor der Küste Abu Dhabis im Persischen Golf getestet. Schwimmende Photovoltaik-Inseln weit draußen im Meer (und damit den Blicken von der Küste aus verborgen) könnten zusätzlich für 15 Prozent der erneuerbaren Energie sorgen, die das Fürstentum braucht, um das für 2020 gesetzte Ziel zu erreichen.
Dem Fürstentum ist es ernst damit, die Gebäude in Mikrokraftwerke zu verwandeln, und es bietet einen 30-Prozent-Zuschuss – maximal 30 000 Euro – für die Installation einer Photovoltaik-Anlage. 123 Aber wie schaffen wir das, ohne dass die ganze Stadt wie ein riesiges Kraftwerk aussieht? Unsere Architekten- und Stadtplanergruppe beriet sich mit unseren Energiespezialisten und fand einige machbare Möglichkeiten, an die Energie zu kommen, ohne die Ästhetik der urbanen Landschaft zu beeinträchtigen.
Die meisten Solarzellen sind dunkelblau und durch eher unattraktive Gerüste zu Platten zusammengefasst. Damit Monacos Gebäude auszustatten käme einem ästhetischen Desaster gleich. Glücklicherweise sind die Hersteller heute bereits in der Lage, kleine Photovoltaikzellen direkt in Terrakotta-Schindeln, Markisen, Mauern, Glas, Fensterläden, ja sogar Rouleaus einbauen. Sie lassen sich damit unsichtbar an jeder nur verfügbaren Außenfläche anbringen.
Windtechnologie lässt sich ebenfalls in Gebäuden integrieren. Das überrascht viele, da wir bei der Erzeugung von Windenergie sofort |126| an die mit riesigen Rotorblättern bestückten Anlagen denken, wie sie reihenweise in großen Windparks auf freiem Feld stehen. Jüngst hat man jedoch kleine Windturbinen mit vertikaler Achse entwickelt, die auch turbulentere Luft einzufangen vermögen, wie sie in dicht bebauten städtischen Umgebungen vorkommt. Solche Miniwindkraftanlagen ließen sich zur Erweiterung der monegassischen Kapazitäten relativ problemlos auf bestehenden Gebäuden montieren.
Auch begrünte Dächer und Mauern könnten für Monaco einen sinnvollen Beitrag liefern. Die Integration von Pflanzen in die architektonische Infrastruktur reduziert den Sturmwasserablauf, erhöht die thermisch wirksame Masse (was im Sommer den Wärmeinseleffekt über unseren Städten verringert und im Winter wärmedämmend wirkt) und vergrößert die urbane Biodiversität. Schon 1998 hat die Stadt Basel eine Initiative zur Begrünung von Dächern gestartet, und heute sind 20 Prozent aller Flachdächer in der Stadt grün. In Toronto und Linz haben heute alle neuen Flachdächer begrünt zu sein. Alle diese Bemühungen – Sonne, Wind, bewachsene Dächer – könnten Monaco zu seinem eigenen Streifen der Biosphäre verhelfen und das Biosphärenbewusstsein fördern.
Noch eine letzte Bemerkung zu Monaco: Jeder Ort von Weltrang hat sein eigenes kulturelles Narrativ. Für Monaco sind das schnelle Autos. Im öffentlichen Bewusstsein gehören die Formel I und Monaco untrennbar zusammen.
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