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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Soziologen und Staatstheoretiker, benannt. Sohn David ist ein blitzgescheiter junger Mann, der bereits im zarten Alter von 29 Jahren Chef der Planungsabteilung im Büro des Oppositionsführers Blair war und später, nach dessen Ernennung zum Premierminister, Chef seines Planungsstabs wurde. So jung, wie er wirkte, sah man ihm seine 42 Jahre nicht an.
    David Miliband sollte meinem Vortrag am Nachmittag beiwohnen und mich dem Publikum vorstellen. Ich schaute am Vormittag auf eine Anstandsvisite in seinem Büro vorbei. Es war vom ersten Augenblick an offensichtlich, dass der junge Minister beschäftigt, ja etwas irritiert war, sich einige Minuten Zeit für einen Plausch mit mir nehmen zu sollen. Er ließ mich wissen, dass er am Nachmittag dringender Geschäfte wegen keine Zeit hätte, um mich, wie vereinbart, an der LSE vorzustellen. Als ich die Vorteile der Mikro-Erzeugung erneuerbarer Energien und den Peer-to-Peer-Austausch von grünem Strom ansprach, wurde sofort klar, dass ihm die Idee der Dritten Industriellen Revolution nicht behagte.
    |169| Innerhalb der Labour Party tobte gerade eine Debatte um ihre traditionelle Opposition gegen die Atomenergie. Die Atomlobby hatte damals in Europa und Amerika eine PR-Kampagne gestartet, die darauf abzielte, die Atomenergie als Hauptenergiequelle im Kampf gegen die Erderwärmung zu behaupten; es werde dabei kein CO 2 freigesetzt, folglich handele es sich um eine saubere Technologie. Prominente Entscheidungsträger wie Sir David King, wissenschaftlicher Chefberater der Regierung, setzten sich, zusammen mit der Labour-Spitze, für die Rückkehr zur Atomkraft ein. Blair und Brown standen dabei ganz obenan.
    Miliband war dabei als Umweltminister ins Kreuzfeuer zwischen den Fronten in seiner Partei geraten und gab bereits seit einigen Wochen zu verstehen, dass er dem Gedanken, die Atomenergie im Kampf gegen die Erderwärmung einzusetzen, nicht grundsätzlich abgeneigt sei. Was zu erheblichen Protesten in der Partei geführt hatte.
    Ich erinnerte ihn daran, dass es nur 442 Atomkraftanlagen auf der Welt gebe, die gerade mal sechs Prozent der gesamten Energie produzierten. Um den Klimawandel auch nur minimal zu beeinflussen, müssten allen Erkenntnissen zufolge wenigstens 20 Prozent des Weltenergiebedarfs durch Atomstrom abgedeckt werden. Das würde bedeuten, dass die 442 in die Jahre gekommenen Atommeiler zu ersetzen und dazu etwa 1000 neue zu bauen wären. Um das zu bewerkstelligen, müssten über die nächsten 40 Jahre Monat für Monat drei neue Kraftwerke gebaut werden. Die Kosten für diese 1500 Anlagen würden sich auf zwölf Billionen Dollar belaufen. 31 Ich fragte ihn, ob er ein Engagement dieses Ausmaßes wirklich für eine politische und kommerziell machbare Lösung halte – worauf er etwas gereizt erwiderte, er sei einfach nicht überzeugt, dass neue erneuerbare Energien allein uns eine kohlenstofffreie Wirtschaft bescheren könnten, selbst wenn sie sich bündeln und die Produktion sich mithilfe eines IT-Netzes hochfahren ließe. Er sei zu der Überzeugung gekommen, dass die Atomkraft eine wesentliche Rolle dabei spielen müsste, den Klimawandel in den Griff zu bekommen – und entschuldigte sich dann, die Unterhaltung wegen eines anberaumten Meetings nicht fortsetzen zu können. So fiel mein Besuch |170| alles andere als erfreulich aus, gelinde gesagt. Ich hatte von jemandem seines Alters und mit seinem sozialistischen Stammbaum etwas mehr Begeisterung für die Demokratisierung der Energieerzeugung erwartet.
    Später am Nachmittag, ich hatte meine Präsentation an der LSE gerade abgeschlossen, stürzte eine ältere Frau auf mich zu. Sie sagte, sie sei begeistert von der Vision der Dritten Industriellen Revolution, und zeigte sich enttäuscht darüber, dass die britische Regierung soeben eine Kehrtwendung hin zu den alten, zentralisierten Energiequellen des 20. Jahrhunderts vollziehe. Vor allem denke man an eine Wiedereinführung der Atomenergie, was sie persönlich für gefährlich halte. Sie bat mich dringend, doch eine Anti-Atom-Doku zu machen, in der Art von Al Gores Film
Eine unbequeme Wahrheit
über die Erderwärmung. So etwas würden viele sehen. Sie bot mir ihre Unterstützung an. Da sie geradezu außer sich war, fragte ich sie nach ihrem Namen. »Marion Miliband«, sagte sie. Sie war die Witwe von Ralph Miliband, nach dem die Vortragsreihe benannt war, in deren Rahmen ich eben gesprochen hatte. »Ich war erst vor einigen Stunden bei Ihrem Sohn«, sagte ich ihr,

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