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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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und allein marktwirtschaftlichen Tugenden zuzuschreiben. Das wiederum gibt der Wirtschaftslobby die Möglichkeit, Gesetzesvorlagen gegen den Missbrauch dieser Freiheit oder zur Kontrolle der ungezügelten Macht über Wirtschaft und Gesellschaft zu kritisieren.
    In Krisenzeiten wie der augenblicklichen, in denen es das volle kreative Potenzial des Landes zu nutzen gilt, um die Wirtschaft behutsam aus einer im Sterben begriffenen Infrastruktur in ein neues ökonomisches Paradigma zu überführen, wird eine offene, transparente und umfassende Partnerschaft zwischen Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft die einzig gangbare Möglichkeit dazu sein. Nur ist es leider so, dass für die meisten Amerikaner sofort das Schreckgespenst des Sozialismus |162| droht, wenn es um die Notwendigkeit geht, Staat und Industrie zusammenzubringen, um die Strategie einer neuen ökonomischen Vision umzusetzen. Eine überwiegende Mehrheit von Amerikanern hat ein quasi-religiöses Verhältnis zum Business. Ihr calvinistischer Glaube an die freien Märkte als Garanten des amerikanischen Traums und der Hass auf »Big Government« – der so weit geht, jede Einmischung des Staats als gottlos zu verdammen – verstellt ihnen den Blick auf die Gier des »Big Business«. Wir sind jedoch als Nation dem Untergang geweiht, wenn wir nicht von der irrigen Auffassung abrücken, die Märkte dienten der Gesellschaft am besten, wenn der Staat sie in Ruhe lässt, während wir uns von Branchenverbänden Gesetze diktieren lassen, von denen diese auf Kosten der übrigen Gesellschaft profitieren.
    Die Lösung beginnt mit der Anerkennung des geschichtlichen Faktums, dass alle großen Sprünge in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte nur durch die staatliche Mitfinanzierung einer kritischen Energie- und Kommunikationsinfrastruktur zustande kamen; nur so konnten Tausende neuer Unternehmungen entstehen und gedeihen. Ja, ich kann mir noch nicht einmal vorstellen, wie es in der Praxis möglich sein sollte, das Land in eine neue ökonomische Ära zu führen ohne eine umfassende, robuste Partnerschaft zwischen Staat und Wirtschaft auf jeder Ebene, vom Bund bis hinunter zur Stadt.
    Die Auseinandersetzung mit der wahren Geschichte der Beziehungen zwischen Industrie und Staat wird nicht einfach sein. Ich erinnere mich noch an eine Fernsehdebatte mit einem prominenten marktradikalen Wirtschaftswissenschaftler aus einer renommierten Washingtoner Ideenschmiede. Immer wenn der Staat sich in den Markt einmische, so behauptete er, leide die Wirtschaft. Dann wandte er sich an mich und fragte mich spitz, ob ich ihm auch nur ein konkretes Beispiel dafür nennen könnte, dass eine vom Bund finanzierte Leistung in der wirtschaftlichen Arena einen heilsamen Effekt auf Industrie und Handel gehabt hätte, den die Privatwirtschaft nicht effektiver hätte bewerkstelligen können. In meiner Erwiderung beschwor ich das Gespenst des Interstate Highway Act, des kostspieligsten öffentlichen Projekts der Geschichte, das ganz Amerika ein Netz von Überlandstraßen |163| bescherte und einer ganzen Generation eine nie gekannte Prosperität.
    Der Plan bewilligte 25 Milliarden Dollar öffentlicher Mittel für 65   000 Kilometer Highways. 28 Über 54 Milliarden Kubikmeter Erdreich wurden beim Bau der Trassen bewegt, 29 Zehntausende von Kilometern Drainagerohre verlegt, 54   663 Brücken und 104 Tunnel gebaut. 30 Der Bau staatlicher Highways hatte nicht nur eine unmittelbare Wirkung auf die beteiligten Industrien, sondern auch einen Multiplikatoreffekt auf die gesamte Wirtschaft, der seinen Höhepunkt in den 1980er Jahren fand. Öl- und Stahlkonzerne, Bauunternehmer, Zementhersteller, Holzfirmen, Landschaftsgärtner sowie Hersteller von Baufahrzeugen, schwerem Gerät, Farben, Lichtanlagen und Gummi waren nur einige von Dutzenden von Industriezweigen, die am Bau des riesigen Highway-Netzes beteiligt waren. Präsident Trumans Traum von »Bändern über dem Land« brachte Arbeit für Millionen, dauerte 40 Jahre, erstreckte sich über drei Zeitzonen und gilt als die größte wirtschaftliche Leistung Amerikas der Nachkriegszeit.
    Und das gewaltige staatliche Projekt eines Highway-Netzes war keineswegs eine Anomalie. Von Anbeginn der Zweiten Industriellen Revolution taten sich die tragenden Industrien ihrer Infrastruktur – Öl, Fahrzeugbau, Telekommunikation, Stromerzeuger, Bauindustrie und so weiter – zu einer Megalobby zusammen, um sicherzustellen, dass der Staat auf jeder Ebene die nötigen

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