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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Donnerstagslunch seiner Kollegen im Senat.
    Ich bekam einen Termin für den 20. März, nur wenige Stunden vor dem Beginn der US-Bombenangriffe auf den Irak. Die Senatoren hatten ganz offensichtlich anderes im Kopf, als sie in den Saal kamen, und ich fragte mich, wie ich sie lange genug bei der Stange halten könnte, um über eine künftige Wasserstoffwirtschaft und ihren Bezug zu den anderen Säulen der Infrastruktur eines neuen Wirtschaftszeitalters zu referieren.
    Wir hatten also einen weiteren Krieg im Nahen Osten mit der Aussicht auf zahllose Tote und eine jahrelangen Besetzung des Landes. Die Medien in anderen Teilen der Welt sprachen bereits von einem »Ölkrieg«. Der Irak verfügt über die viertgrößten Ölreserven der Welt, was den Kennern der Weltpolitik nicht entgangen war; sie fragten sich, ob wir wohl einmarschiert wären, wenn das Land keine fossile Schatztruhe wäre.
    |179| Zu meiner Überraschung entbrannte eine lebhafte Diskussion. Etliche Senatoren schienen aufrichtig an den Aussichten einer Wasserstoffwirtschaft interessiert zu sein. Ich bemerkte, dass Hillary Clinton, damals die Delegierte des Bundesstaats New York, die Unterhaltung aufmerksam verfolgte und sich gelegentlich Notizen machte. Als sie das Wort ergriff, kam sie sofort und knallhart auf die praktische Seite zu sprechen. Mit einem von den Republikanern kontrollierten Kongress, einem Präsidenten mit engsten Beziehungen zur Ölindustrie und einem Land, das demnächst bis über die Knie im Irakkrieg stecken würde, hätte eine Wasserstoffagenda – Säule III – die besten Chancen, wenn man sie im Verteidigungsbudget unterbrachte. Clinton und Dorgan stellten sich später beide hinter eine entsprechende Gesetzgebung
    Ich sollte Senator Dorgan erst im Februar 2009 wiedersehen. Das Europaparlament hatte die Dritte Industrielle Revolution zu jenem Zeitpunkt bereits offiziell akzeptiert; einige Abteilungen und Behörden der EU-Kommission saßen bereits über Initiativen. Einige Mitgliedsstaaten – Deutschland, Spanien und Dänemark unter anderen – arbeiteten bereits an der fünfsäuligen Infrastruktur der Dritten Industriellen Revolution, und der Begriff selbst gehörte längst zum Unternehmervokabular – in Europa wie bei kleinen und großen Firmen der ganzen Welt.
    Sechs Jahre nach dem denkwürdigen Senatorentreffen war ein neuer Präsidenten gewählt worden und hatten die Demokraten in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit. Das schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, es noch einmal in Washington zu versuchen. Als ich mich jetzt abermals mit Senator Dorgan zusammensetzte, informierte ich ihn über die Fortschritte der EU, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Er verstand auf Anhieb die revolutionären Implikationen eines Übergangs zu einer dezentralen, kollaborativen Energieordnung und meinte bedauernd, dass der Kongress, das Weiße Haus und ein Gutteil der US-Industrie einfach noch nicht so weit seien – bei Weitem nicht. Er erbot sich, ein Treffen mit dem Physik-Nobelpreisträger und frisch ernannten Energieminister Steven Chu zu arrangieren, und wollte bei der nächsten Gelegenheit beim Präsidenten selber vorsprechen. Allerdings habe ich dann während seiner Amtszeit nicht mehr von ihm gehört, |180| obwohl ich sicher bin, dass er sein Bestes tat, um für die geeigneten Connections zu sorgen – die Leute waren einfach nicht interessiert.
    Ich erfuhr das aus erster Hand 2009 bei einer Präsentation mit Henry Kelly, dem Vizestaatssekretär im US-Energieministerium, bei einem von den Wharton Fellows ausgerichteten Geschäftsseminar in der Bundeshauptstadt. Nach meinem Vortrag wurde Kelly von Jerry Wind, einem der Wharton-Professoren, gefragt, wie wahrscheinlich es sei, dass die Vereinigten Staaten mit der Umsetzung einer dezentralen Dritten Industriellen Revolution nach europäischem Vorbild beginnen würden. Wind bediente sich bei seiner Frage einer Analogie aus dem Baseball: »Sind unsere Spieler an der ersten Base, an der zweiten oder auf dem Weg zur Homeplate?« Der Staatssekretär antwortete darauf: »Wir machen uns gerade erst warm.«
    Kelly ließ dabei ungesagt, dass die Mannschaft der USA ein ganz anderes Spiel spielte. Die neue Regierung setzte auf die Einrichtung riesiger, zentralisierter Wind- und Sonnenparks im Mittel- und Südwesten der USA. Der Gedanke dahinter ist der, durch Bundesgesetzgebung den Aufbau eines Superhochspannungsnetzes anzuordnen, über das die in diesen dünn besiedelten Regionen

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