Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
erzeugte Elektrizität in den dichter besiedelten Osten der Staaten geleitet werden soll. Die Kosten für den Ausbau eines solchen Hochspannungsnetzes sollte unter den Millionen von Verbrauchern aufgeteilt werden.
Der zentralisierte Ansatz einer Nutzung und Verteilung erneuerbarer Energien ist im Osten weder bei den Gouverneuren noch bei den Versorgungsunternehmen gut angekommen. Im Juli 2010 schrieben elf Gouverneure der New-England- und Mid-Atlantic-Staaten einen Brief an die beiden Fraktionsvorsitzenden im Senat, Harry Reid und Mitch McConnell, in dem sie sich gegen diese Art nationaler Stromverteilung aussprachen. Die Gouverneure führten ins Feld, dass die Konzentration der Erzeugung von Wind- und Sonnenenergie in den südwestlichen Teilen des Landes »regionalen Anstrengungen, die Erzeugung erneuerbarer Energie zu fördern, schaden … und Anstrengungen behindern« würde, »Arbeitsplätze im Bereich der sauberen Energieerzeugung zu schaffen«. 34 Besonders alarmiert zeigten sich die Gouverneure über die |181| 160 Milliarden Dollar, die ein nationaler Leitungskorridor vom Westen in den Osten verschlingen würde.
Vierzehn Stromversorgungsunternehmen – viele von ihnen aus den von einer zentralisierten Erzeugung nachteilig betroffenen Regionen – schlossen sich dem Schreiben an und verlangten vom Kongress, es jeder Region selbst zu überlassen, wie sie ihre Ressourcen an erneuerbaren Energien nutzen will. Nach Ansicht der Versorgungsunternehmen sollte die »nationale Politik auf keinen Fall den Aufbau fernab gelegener Erzeugungsressourcen bevorzugen, die mit den Ballungsräumen über staatenübergreifende Übertragungsanlagen verbunden« seien. Die Unternehmen, darunter Entergy, North East Utilities, DTE Energy und Southern, sind der Ansicht, die Leitungsplanung sollte in regionaler Hand bleiben. 35
Matthew Wald, ein Reporter der
New York Times
, legte den Finger auf etwas, was sich zur Entscheidungsschlacht um die Zukunft der Dritten Industriellen Revolution in den USA auszuweiten beginnt, als er feststellte, dass »der grundlegende Konflikt der zwischen Fernenergie und lokaler Energie« bleibe. 36 Das stimmt, aber mit einem Vorbehalt. Die Frage ist, ob die Erzeugung erneuerbarer Energie in einem Teil des Landes konzentriert und der Strom dann in die übrigen Vereinigten Staaten transportiert werden oder ob sie überall auf dem ganzen Kontinent lokal erfolgen soll, um vor Ort ins Netz eingespeist zu werden. Anders gesagt: Wollen die Vereinigten Staaten sich auf ein zentralisiertes Supernetz und einen einseitigen Fluss erneuerbarer Energien zum Endverbraucher festlegen oder auf ein dezentralisiertes intelligentes Netz, das es Tausenden von lokalen Gemeinschaften ermöglicht, ihren Strom selbst zu erzeugen und Überschüsse
peer to peer
in einem nationalen Elektrizitätsnetz mit anderen zu teilen?
Der konventionelle, auf fossilen Brennstoffen und Atomkraft gebaute Energiesektor denkt natürlich zentralisiert und hat einen straff von oben nach unten organisierten Managementstil etabliert, ohne sich Alternativen auch nur vorstellen zu können. Und dieses eherne Konzerndenken spiegelt sich auch im Kongress wieder. Ausschussvorsitzende, Senatoren, Abgeordnete und die für die Ausarbeitung der Gesetze zuständigen |182| Stäbe arbeiten, wenn es um neue einschlägige Gesetze geht, so eng mit der Energieindustrie zusammen, dass bei ihnen die Ansicht darüber, wie Energie zu fördern und zu regulieren sei, traditionell das Denken der Aufsichtsräte reflektiert. In diesem Fall sperrt die vorgeschlagene gesetzliche Verankerung einer unidirektionalen Hochspannungsleitung von West nach Ost die Stromversorgung des Landes ins Verließ der alten zentralisierten Führungs- und Kontrollstruktur der ersten beiden industriellen Revolutionen. 160 Milliarden Dollar teuer, von Millionen von Verbrauchern über Strompreiserhöhungen getragen, gibt sie darüber hinaus auch noch einer Region einen Vorzug über die anderen.
Würde die Bundesregierung dagegen ein dezentralisiertes nationales Stromnetz aufbauen, das den gesamten Kontinent verbindet und allen lokalen Produzenten das Netz zu beliefern gestattet, würde sie damit für die Art von lateraler Massenproduktion – mit all ihren Vorteilen – sorgen, wie man sie von dezentralisierten Internetunternehmen her kennt. Der Strompreis für alle Verbraucher, gewerbliche wie private, würde ebenso fallen wie beim Sharing von Information.
Barack Obama betont die Notwendigkeit, ein 50
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