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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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zentralisierten Supernetz oder einem dezentralisierten intelligenten Netz wird wahrscheinlich darüber bestimmen, welche Art von Wirtschaft und Gesellschaft unsere Kinder und Enkelkinder für den Rest des Jahrhunderts erben. Zum jetzigen Zeitpunkt weist nichts darauf hin, dass der Internet-Präsident weit von der konventionellen Weisheit – und dem langen Arm der fossilen Brennstoffindustrie – abweichen wird. Zwar gibt es erste Anzeichen dafür, dass der einst eiserne Griff der Energielobby der Zweiten Industriellen Revolution über Washingtons Energiepolitik sich zu lockern beginnt – die Frage ist allerdings, ob das rechtzeitig geschieht.

|185| Kapitel 6
Von der Globalisierung zur Kontinentalisierung
    I ch hörte den Begriff »Kontinentalisierung« zum ersten Mal bei einer kleinen Zusammenkunft in einem abgeschiedenen Landhotel außerhalb von Paris. Das war Ende Mai 2008. CEOs der führenden Postunternehmen, die für ein Gutteil der weltweiten Logistik verantwortlich sind, berieten sich dort über die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Es herrschte eine Atmosphäre der Ungewissheit. Die Anwesenden waren zutiefst besorgt. In der Branche gilt ein Absinken im Frachtaufkommen als Warnung vor einem am ökonomischen Horizont aufziehenden Sturm. Und jetzt war das weltweite Transportgeschäft zum Stillstand gekommen – die CEOs hatten so etwas noch nie erlebt. Die Kaufkraft war weltweit im Keller, und die Bestände stapelten sich in den Lagerhäusern, Verteilzentren und Häfen bis unters Dach. Es sah ganz so aus, als hätte sich der Motor der gesamten Weltwirtschaft festgefahren.
    Das Treffen hatte die International Post Corporation, die Dachorganisation der weltweiten Postunternehmen, arrangiert. Ich war dabei, um über die neue langfristige ökonomische Vision und die Strategie des Europaparlaments zu referieren.
    Bei meiner Präsentation erklärte ich, dass dezentralisierte erneuerbare Energien – analog zu den »frei laufenden« Informationen im Internet – in Zukunft ungehindert nationale Grenzen überqueren werden. Die Infrastruktur der Dritten Industriellen Revolution wird an den Küsten der Kontinente nicht haltmachen. Und auf politischer Ebene werden kontinentale Zusammenschlüsse wie die Europäische Union zu einem neuen Modell supranationalen Regierens werden.
    |186| Gleich nach mir sprach Peter Bakker, CEO von TNT, einem der führenden Logistikunternehmen der Welt (das sich aus der privatisierten staatlichen holländischen Post entwickelt hat). Zu meiner Überraschung sagte er: »Die Globalisierung liegt in den letzten Zügen.« Seiner Ansicht nach mache es der dramatische Anstieg des Ölpreises auf dem Weltmarkt zunehmend problematisch, Waren per Luftfracht zu transportieren, und der Druck auf die Staaten, CO 2 -Emissionen zu besteuern, treibe die Logistikkosten nur noch weiter in die Höhe. Der ökonomische Trend verlagere sich daher von der Globalisierung auf die Kontinentalisierung, künftiges Wachstum in Industrie und Handel sei zunehmend eine Frage kontinentaler Märkte.
    Wenn Bakker Recht hat, wird die teilweise Verlagerung von Gewerbe und Handel von der Globalisierung auf die Kontinentalisierung vermutlich die Bildung kontinentaler Ökonomien und politischer Zusammenschlüsse enorm beschleunigen, zumal wenn sie mit der rasanten Verbreitung einer DIR-Logistik-Infrastruktur über kontinentale Landmassen gekoppelt ist.
    Die Anwesenden kamen überein, sich hinter den Plan zur Einführung einer DIR-Infrastruktur in der Europäischen Union zu stellen. Aber bei der Abstimmung kam ich nicht umhin, die Stille im Raum zu bemerken, als jeder von uns in seine eigenen Gedanken über die Zukunft versank.
    Rückkehr nach Pangaea
    Die tiefgreifende räumliche Implikation dieser Entwicklung ging mir erst ein Jahr später so recht auf. Ich befand mich im Juni 2009 auf einem Nachtflug nach Dakar. Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich unter mir das Funkeln der Lichter von Gorée, der berüchtigten Insel vor der Küste Senegals, die bis 1848 einer von mehreren Knotenpunkten des transatlantischen Sklavenhandels gewesen war. Dakar ist der westlichste Punkt Kontinentalafrikas und bot sich von daher für die Verschiffung von Sklaven nach Amerika regelrecht an.
    |187| Einige Tage später unterhielt ich mich beim Lunch in einem Strandrestaurant mit Moustapha Ndiaye, einem persönlichen Berater des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade. Jedes Mal, wenn ich den Blick hob, konnte ich nicht umhin, das direkt vor der Küste

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