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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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zwischen ihnen zu lösen. Sie widersetzten sich machtvoll. Wie kleine Raketen, die darauf beharrten, auf ihrer vorgesehenen Flugbahn zu bleiben. Der erste Ruck riss sie fast aus meiner Umklammerung, und ich musste so schwer kämpfen, dass ich für einen furchtbaren Augenblick feststellen musste, dass ich bei dem blinden Versuch, diesen Kampf zu gewinnen, überkompensiert und angefangen hatte, ihren mörderischen Griff um den Hals ihres Opfers zu verstärken.
    Sollte Wethers sterben, würden die Beweise aufzeigen, dass ich ihn ermordet hatte.
    Ich hörte Stimmen aus meiner unmittelbaren Zukunft.
    Das überrascht mich nicht. Mit so etwas habe ich immer gerechnet.
    Das ist Andrea Cort. Wissen Sie, was sie getan hat, als sie noch ein kleines Mädchen war?
    Einmal ein Monster, immer ein Monster.
    Zeit, mit ihr zu machen, was man eben mit einem tollwütigen Hund macht.
    »GottVERDAMMT!«
    Vielleicht war es eine Woge neuer Kraft, genährt von Adrenalin, vielleicht hatten auch die Ringe beschlossen, sich ein neues Ziel zu suchen, und vielleicht hatten sie auch nur einmal in die falsche Richtung gezogen und so meine Bemühungen unterstützt, jedenfalls löste sich die Schlinge auf einmal, ließ von Wethers ab und schickte mich rücklings an der gegenüberliegenden Wand des schmalen Korridors zu Boden. Genau wie er landete ich mit dem Hintern voran, die Beine um die seinen gegrätscht. Nun, da er wieder atmen konnte, inhalierte er keuchend, tief und dankbar - was mir wiederum wenig half -, während das Material zwischen den Ringen machtvoll zuckte, getrieben von dem Zorn eines tödlichen Etwas, dem das gebührende Blut vorenthalten wurde.
    Das war nicht meine erste Würgeschlinge. Mein Leben war ereignisreich genug. Aber alle anderen, die ich gesehen hatte, waren frei von technischen Spielereien: ein Seil, ein Draht oder auch nur ein Stück Stoff, umgewandelt in ein Instrument des Todes durch böswillige Hände. Nie jedoch hatte ich eine Würgeschlinge gesehen oder mir auch nur erträumt, die aus eigenem Antrieb in Aktion trat: eine, die zusammengerollt und einer Zielperson auf den Hals gehetzt werden konnte, wo sie durch ihren eigenen Eifer, den schmutzigen Job zu erledigen, befeuert würde.
    Das schwarze Material war kaum zu sehen, wenn man das Band flach vor sich hielt - nicht ganz auf Nanoebene, dann wäre es unsichtbar gewesen, aber immer noch dünner als menschliches Haar. Von oben betrachtet, erinnerte die Breite an die von gewöhnlichem Kräuselband, auch wenn es dank seiner kalten Schwärze etwa so festlich wirkte wie ein sternenloser Nachthimmel. Ich erinnerte mich, wie Wethers darum gerungen hatte, es von seiner Kehle zu zerren, und für einen Moment tat er mir leid; bündig mit seiner Haut, die Konturen seines Halses annehmend, war es vermutlich etwa so leicht in einem Stück zu entfernen wie eine Schicht Farbe. Die Ringe an beiden Enden boten wahrscheinlich die einzig sichere Methode, das Ding zu handhaben. Soweit man in dem Zusammenhang überhaupt von »sicher« sprechen konnte.
    Einen Augenblick lang überlegte ich, wie viel KI das Ding enthielt, ob es mit ausreichend Intelligenz ausgestattet war, dekodiert oder sogar befragt zu werden.
    Dann öffnete sich die Schlinge, zuckte kurz und schloss sich um mein rechtes Handgelenk.
    Es geschah so schnell, dass ich nicht begriff, was geschah, bis der Schmerz des zusammengeschnürten Fleisches zum Wichtigsten in meinem Universum geworden war. Ich keuchte auf, trat, einem Reflex folgend, um mich und traf dabei Wethers Leiste - eine lebhafte Illustration der Leitlinie, die besagte, man solle nie irgendetwas tun, um die einzige andere anwesende Person in einem Raum, in dem etwas versucht, einen umzubringen, kampfunfähiger zu machen, als sie es bereits war. Er fiel ächzend auf die rechte Seite. Was mich betraf: Ich fluchte und tat, was mein Instinkt verlangte, und der verlangte von mir zu versuchen, mein rechtes Handgelenk mit Hilfe der linken Hand zu befreien - ein großer Fehler, wenn doch schon das bloße Zusammenführen beider Hände lediglich dazu diente, der Würgeschlinge eine wunderbare Möglichkeit zu verschaffen, zu manövrieren und erneut zuzuschlagen.
    Noch ein Zucken, und eine zweite Schlaufe legte sich um mein linkes Handgelenk.
    Das Band zog sich zusammen, und meine geschlossenen Fäuste wurden aneinandergerissen, kollidierten unter einem schmerzhaften Knacken meiner Knöchel.
    »Wethers, helfen Sie mir!«
    Nicht gut. Selbst wenn er ein Kämpfer sein sollte

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