Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
- und ich hatte keine Garantie dafür, dass er das war oder dass er mir zu Hilfe kommen würde, wenn er könnte -, mochte es immer noch mehrere Minuten dauern, bis er sich so weit erholt hätte, um irgendetwas zu tun. Im Augenblick war er jedenfalls voll und ganz damit beschäftigt, sich am Boden zusammenzurollen, zu husten und zu würgen und verzweifelt zu versuchen, genug Luft zu absorbieren, um auf seinen Schmerz zu reagieren. Bis all mein Schreien endlich das Pulsieren des Blutes in seinen Ohren übertönt hätte, hätte die Schlinge mir längst beide Handgelenke gebrochen und sich weiter ihren Weg gebahnt, vermutlich zu meinem Hals, wo sie dann mit mir das Gleiche würde anstellen können, was sie schon bei ihm versucht hatte.
»Oscin! Skye! Irgendwer!«
Es half nichts. Dies waren Luxusunterkünfte. Die Räume waren schallgeschützt. Ich hätte hier drin
eine Explosion auslösen können, und im Salon hätte niemand auch nur einen verdammten Ton davon
gehört.
Das Band, das meine Handgelenke fesselte, dehnte sich, gestattete mir, die Hände aus einander zuziehen, und schrumpfte dann wieder, zog meine Hände erneut mit knochenknackender Kraft zusammen. Ich keuchte auf vor Schmerz, überlegte, ob ich noch einmal schreien sollte, kam auf den entsetzlichen Gedanken, ich hätte vielleicht keine Antwort erhalten, weil sich auf der Königlichen Kutsche noch ein Dutzend weiterer dieser verfluchten Mistdinger herumtrieben und sich anderer Kehlen bemächtigt hatten, der Kehlen von Oscin, Skye, Dejah, Jason, Jelaine ...
Noch ein Knacken. Jeder Knochen in meinen Händen tat mir weh. Ich fühlte einen Einschnitt in der Haut, qualvoll in seiner Plötzlichkeit, und Blut strömte zwischen meinen Fingern hindurch.
Wenn Sie das nächste Mal auf dem Boden sitzen, die Beine vor sich ausgestreckt, dann legen Sie Ihre Hände vor den Körper, als wären sie mit Handschellen gefesselt, und sehen Sie selbst, wie einfach es ist, in so einer Lage auf die Füße zu kommen. Und nun versuchen Sie, das in einem schmalen Korridor zu bewerkstelligen, während Ihre Beine sich mit denen eines halb bewusstlosen Mannes an der Grenze zwischen bloßem Husten und vollständigem Übergeben verheddert haben. Schlimmer noch, versuchen Sie es, während Sie sich zugleich darum bemühen, das scharfe Ende einer Säge in den Griff zu bekommen, eines, das Sie rein zufällig auch noch zutiefst verabscheut und keine Skrupel hat, Sie zu verletzen, wo es nur kann, auf dass es losziehen und einen noch wirkungsvolleren Weg suchen kann, Ihnen noch mehr wehzutun. Ich garantiere Ihnen, das wird eines der unerfreulichsten und schwierigsten Dinge sein, die Sie je bewältigen mussten.
Mir wäre es vielleicht nicht gelungen, hätte ich nicht eine Wand im Rücken gehabt.
Ich beugte beide Beine, sodass ich die Füße auf den Boden stemmen konnte, und Pressen! Mein Rücken glitt die Wand hinauf.
Die Würgeschlinge an meinen Handgelenken zuckte erneut so heftig, dass sie mich beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte, aber ich konnte dagegenhalten, stolperte einen Schritt nach rechts und schaffte es irgendwie, nicht über Wethers ausgestreckte Beine zu stürzen.
Der Druck um mein rechtes Handgelenk wurde stärker, brannte wie eine Linie aus purem Feuer. Röte machte sich glitzernd an den Rändern bemerkbar.
Wenn das noch schlimmer wurde, würde mir das verdammte Ding die Hände absägen.
»WETHERS! Verflucht!«
Der wäre mir keine Hilfe. Er hustete nicht mehr, reagierte aber auch nicht. Vielleicht hatte er noch nie zuvor um sein Leben kämpfen müssen, vielleicht hatte er auch nie gelernt, dass das instinktive Verlangen, sich zu einem Ball zusammenzurollen und sich zu verstecken, statt sich dem Etwas, das einem bereits Schmerzen zugefügt hatte, in den Weg zu werfen, nichts anderes bewirkte, als dass man sich selbst zu einem passiven Zielobjekt machte.
Das war eine Lektion, die ich auf Bocai gelernt hatte.
Ich stolperte zum Schlafzimmer der Suite, hielt mir die eigensinnige Würgeschlinge auf Armeslänge vom Leib, taumelte, als die Ringe, die ich in den Fäusten hielt, von einer Seite zur anderen ruckten in dem Versuch, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie waren stark genug, mich wie eine Frau gehen zu lassen, die versuchte, sich eines Entführers zu erwehren, der sie an den Armen festhielt. Nicht ganz so stark wie ich, aber sie wurden immer stärker, und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Erschöpfung mir alle verbliebene Kraft geraubt
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