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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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konzentrierte mich erst, als sie flüsterte: »Tja, nun weiß ich, was Hans Bettelhine von mir will.«
    »Was?«
    Sie führte die bemalten Lippen dichter an mein Ohr. »Eine Fusion. Wie ich schon an Bord der Königlichen Kutsche sagte, er fährt das Waffengeschäft herunter. Er will umdisponieren und in meinen Geschäftszweig, die Habitatkonstruktion, umschwenken. Dabei will er sich besonders auf den Aufbau und die Regeneration angeschlagener Ökosysteme, ganz gleich ob natürlich gewachsen oder künstlich geschaffen, konzentrieren. Orte wie die Welt, auf der Jason eine Weile gelebt hat. Deriflys. Seine Ideen sind schlicht genial. Am Anfang wird das heftige Verluste einfahren, aber wenn wir ein paar Jahre zusammenarbeiten, werden wir der Menschheit viel Gutes tun können, ohne dabei unsere Gewinnmarge zu schädigen. Wir würden sie sogar ein bisschen vergrößern können. Es würde funktionieren, Andrea. Es würde funktionieren.«
    Ich bemühte mich um Begeisterung, versagte aber kläglich. »Was haben Sie ihm gesagt?«
    Sie nahm meine Hand und drückte sie, eine oberflächlich freundliche Geste, deren Ausführung eher schmerzhaft war, da sie gezielt ihre langen, lackierten Fingernägel in meinen Handrücken bohrte. Ich verzog das Gesicht und klappte den Mund zu einem Protest auf, doch sie brachte mich mit einem Blick zum Schweigen und sprach mit einer glühenden Dringlichkeit, die ich an ihr nie zuvor erlebt hatte: »Ich habe ihm gesagt, dass ich meinen Leuten zu Hause die Zahlen vorlegen und ihm dann meine Entscheidung mitteilen werde. Aber das ist nur eine Ausrede, um so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Es wäre wunderbar, wenn er diesen Wechsel zustande brächte, und sollte er das schaffen, werde ich tun, was ich kann, um ihm zu helfen. Das wären die besten Neuigkeiten, die es für die menschliche Rasse seit langer Zeit geben würde. Aber wir sprechen hier von Bettelhines, Andrea. Der Anfangsverlust in den ersten Jahren wird nicht bei allen Beteiligten gut aufgenommen werden. Es wird noch einige Rückschläge geben, und der Rest von uns sollte nach Möglichkeit außer Reichweite sein, wenn das passiert.«
    Sie ließ meine Hand los. Ich zog sie weg und fing an, sie mit der anderen Hand zu massieren, grollend wie ein Kind angesichts des unerwünschten, vorübergehenden Schmerzes. Ich war noch so benebelt, dass ich mir mehr Sorgen um diesen kleinen Kummer machte als über irgendetwas von dem, was sie gesagt hatte.
    Noch einmal führte sie ihre Lippen an mein Ohr und murmelte: »Ich würde Sie mitnehmen, wenn ich könnte, aber ich bin nur so lange geblieben - länger, als klug war -, um Sie zu warnen. Ich würde noch länger bleiben, wäre ich nicht überzeugt, dass es da draußen jemanden geben muss, der sich diesen Leuten in den Weg stellt, sollte das Schlimmste geschehen. Aber Sie müssen so schnell wie möglich gesund werden. Seien Sie vorbereitet. Und vergessen Sie nicht, was die Porrinyards gesagt haben, ehe sie gegangen sind. Denken Sie daran, wer Sie sind.«
 
    Aber für eine Weile entnahm ich ihren Worten nur: Die Porrinyards sind gegangen?
    Ein Teil von mir weigerte sich, das zu glauben. Ich konnte nicht billigen, dass es irgendwelche Umstände geben sollte, unter denen sie mich so sehr verabscheuten, dass sie mich Feinden preisgaben. Ich konnte mir vorstellen, dass sie mich ausreichend leid waren, um sich anderswo ein passenderes Spielfeld zu suchen. Ein Teil von mir rechnete schon lange mit etwas in dieser Art und staunte beständig, dass es so lange gedauert hatte. Aber mich einfach verlassen? Hilflos und verwundet und nicht in bester Verfassung unter Menschen, die mir womöglich etwas antun wollten? Warum sollten sie das nur tun? Was um alles in der Welt sollte sie dazu treiben können, so etwas zu tun?
    Ich erinnerte mich an jeden Streit, den wir hatten, jeden Moment, in dem ich in ihrer Gegenwart meine eigene Grausamkeit und Selbstsucht offenbart hatte. Nichts von all dem schien schlimm genug, um sie dazu zu treiben. Nichts.
    Denke daran, wer du bist.
    Ich dachte daran, wer ich war. Ich war das kleine Mädchen, gefangen im Wahnsinn einer Gemeinschaft, die sich selbst in einem schauerlichen Akt des Kannibalismus verschlang, das kleine Mädchen, das auf den Bocai losging, in dem es seinen zweiten Vater gesehen hatte, und ihm die Augen aus dem Schädel riss. Ich war eine Kriegsverbrecherin, die man auf Bocai für das Antlitz des Bösen hielt, ein Symbol des menschlichen Gewaltpotenzials für

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