Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
zusammengearbeitet. Aber während ich diese Entscheidung getroffen habe, war ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.«
»Warum ...«
»Weil sich für mich nichts ändert. Weil ich weder ein Riirgaaner bin noch voll und ganz menschlich. Weil ich es müde bin, nicht zu wissen, wie ich leben soll. Und weil meine neue Arbeitgeberin mir versichert hat, dass ich, wenn die Wirkung erst eingesetzt hat, immer glücklich sein werde, selbst wenn man mich dazu bringt, Dinge zu tun, die ich jetzt als entsetzlich einstufen würde.« Sie wischte sich die Feuchtigkeit von den Augen und setzte ein erzwungenes, falsches Lächeln auf. »Wie kann irgendjemand jemals Glück ablehnen, Counselor? Warum sollte es weniger real sein, wenn es aufgezwungen wird?«
Bis ich damit fertig war, mir zu überlegen, was ich wohl sagen könnte, war Paakth-Doy längst fort.
Eine Schwester kam herein und brachte mir ein Frühstück aus pürierten Früchten, die meinem Gaumen fremd waren, deren Süße mich jedoch an Bonbons aus einer Zuckerbäckerei in New London erinnerte, die ich ganz besonders liebte. Die Früchte enthielten genug Säure, auf meinen wunden Schleimhäuten zu schmerzen, aber zum ersten Mal seit der Königlichen Kutsche stellte ich fest, dass ich Heißhunger empfand. Ich aß die ganze Schüssel leer und bat um eine zweite Portion.
Nach dem Frühstück aktivierte ich den Hytex im Zimmer und fand dort die Botschaft von Bringen. Es war eine späte Antwort auf meine Fragen. Die meisten davon waren entweder im Zuge der späteren Ermittlungen beantwortet worden oder nicht länger von Bedeutung, aber ich stockte kurz, als ich auf den Abschnitt mit Informationen über den vermissten Schuldenberater Bard Daiken stieß.
»Daiken ist im Zuge einer routinemäßigen Verhandlung zum Bettelhine-Konzern übergelaufen und hat eine Frau und zwei Kinder in New London zurückgelassen. Seither hat er jede Kontaktaufnahme verweigert, und wir wissen nicht, ob er auf Xana arbeitet oder ob er überhaupt noch dort ist. Das sollte als ein Punkt niedriger Priorität gelten, aber sollten Sie ihm begegnen, dann übermitteln Sie uns bitte alle Informationen, die Sie haben. Für seine Familie könnte es eine große Hilfe sein, könnte sie endlich einen Schlussstrich ziehen. Holo ist angefügt.«
Ich öffnete das Hologramm und wusste, wo ich Daiken bereits gesehen hatte. Er hatte ein zufriedenes, wenn auch sehr ruhiges Leben geführt und Essen in der Kombüse der Königlichen Kutsche der Bettelhines erhitzt.
Zu dieser Zeit hatte er auf den Namen Loyal Jeck gehört.
Loyal, was für ein Witz!
Der Bettelhine, den er verärgert hatte, muss sich auf seine Kosten prächtig amüsiert haben.
Das nächste Mal erwachte ich mit voller Blase, und an der Decke hingen lange Schatten. Ich setzte mich auf, kämpfte gegen eine Woge der Benommenheit an, die mich beinahe überzeugt hätte, mich wieder hinzulegen, verzog das Gesicht, als die Benommenheit den Weg zu einem Gefühl der Schwere in meinem Kopf freigab, und schwang die Beine (bekleidet, wie mir nun erst auffiel, mit einer pinkfarbenen Pyjamahose, die gerade locker genug saß, um die Haut bei jeder Bewegung zu umschmeicheln) über die Bettkante. Der Boden fühlte sich warm an, so, als befänden sich Heizelemente unter der Oberfläche, und die Beschaffenheit des Belags war gerade wohltuend genug, dass ich die Dekadenz einmal wahrhaftig zu schätzen wusste.
Das Licht schaltete sich in dem Moment ein, in dem ich mein Gewicht auf eigenen Füßen trug. Wie lange ich auch im Dämmerzustand in meinem Bett gelegen hatte - ich hatte keinen größeren Muskelschwund erlitten. Trotzdem, nur um sicher zu sein, schloss ich die Augen und drehte mich einmal auf der Stelle um die eigene Achse, nur einmal, um mich zu vergewissern, dass ich noch im Besitz meiner Koordinationsfähigkeit war. Ich war. Das war gut. Sollte ich irgendwann in naher Zukunft um mein Leben kämpfen müssen, würde ich zumindest nicht umhertaumeln wie eine Betrunkene.
Mein Kopf fühlte sich schwerer an, als er sein sollte. Ich verstand nicht, wie das möglich war, bis weiches Haar, länger als meines sein sollte, über beide Seiten meines Gesichts fiel. Es war jetzt schulterlang und voller denn je. Was zum Teufel...?
Das Badezimmer war nur wenige Schritte entfernt und wartete mit einer Badewanne auf, größer als manche Schwimmbecken, die ich in meinem Leben zu sehen bekommen hatte. Dazu kam ein mit einem goldenen Rand verzierter Waschtisch, umgeben von
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