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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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beschützt und sie am Leben gehalten hat, als es für beide so aussah, als wäre es sinnvoller, sie legten sich einfach nieder und starben.« Ein sehnsüchtiger Ausdruck zeigte sich in Jelaines Augen. »Es ist erstaunlich, wie viel Liebe ein Junge wie das Individuum Jason empfinden kann, wenn er alles verloren hat und ihm nur noch die Fähigkeit geblieben ist, für eine andere Person zu fühlen, oder wie sehr ein Mädchen wie Harille, die seine Liebe nie so recht erwidern konnte, dennoch imstande ist zu schätzen, was er für sie getan hat. Sie hat ihnen keine Wahl gelassen.«
    »Was ist aus ihr geworden?«, fragte ich.
    »Als Jason sie an Bord des KIquellen-Transporters, der sie von Deriflys fortgebracht hat, zum letzten Mal gesehen hat, lag sie im Sterben. Und das, Counselor, ist der eigentliche Grund, warum er so gebrochen war, als er nach Xana zurückkehrte. Harille hat ihn bei Sinnen gehalten, und nun würde er nicht einmal erfahren, ob sie tot war oder doch überlebt hat.«
    »Und darum ist das Individuum Jelaine mit ihm fortgegangen?«
    »Ja. Offiziell war es nur eine Promotionreise. Aber die Wahrheit lautete, dass all die anderen Welten, die die Individuen Jason und Jelaine im Zuge dieser Reise besucht haben, nicht von Bedeutung waren. Es ging nur darum, herauszufinden, ob Harille lebte oder ob sie tot war.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Weder das eine noch das andere. Sie war nicht mehr Harille.« Wieder flackerte die Traurigkeit auf, vermischt mit etwas anderem, das ich nicht einordnen konnte - Zorn? Amüsement? Ehrfurcht? »Sagen wir einfach, sie war außerhalb von Jasons Reichweite.«
    Wieder trat ein Moment des Schweigens ein.
    »Und das alles ...?«
    »Das alles«, setzte sie meinen Satz fort, »hat dazu geführt, dass die Individuen Jason und Jelaine nicht wussten, was sie nun tun sollten. Jason hatte keinen Frieden gefunden. Jelaine hatte Monate damit zugebracht, sich seine Geschichten anzuhören, und allmählich neigte auch sie dazu, das Bettelhine-System abzulehnen. Beide konzentrierten sich wieder auf Deriflys, dachten darüber nach, an wie vielen Orten dieser Art Leid herrschte, aber nicht allein, weil die Dinge einfach auseinanderfielen, sondern weil die Familie Bettelhine den Bewohnern die Mittel lieferte, um sich selbst zu zerstören. Die Individuen erkannten, dass sie nicht nach Xana zurückkehren konnten wie zwei kleine, glückliche Aristokraten, die voll und ganz damit zufrieden waren, weiterhin vom Elend derer zu profitieren, die den Weg der Bettelhines von jeher gesäumt hatten.
    Und sie wussten auch, dass sie keine Möglichkeit hatten, eine Veränderung herbeizuführen, nicht, solange Jason als labil galt und Jelaine weniger als bedeutende Figur im Konzern denn als Familienprinzessin, während ihr konservativer Halbbruder Philip bereits auf die Nachfolge als Leiter des Konzerns vorbereitet wurde. Aber sie konnten Xana auch nicht einfach verlassen und ins Exil gehen, nicht, solange Jason in Gefahr war, von dem Gefühl der Hilflosigkeit erneut überwältigt und gebrochen zu werden. Also beschlossen sie, zu extremen Mitteln zu greifen. Sie beschlossen, sich für einen stillen Putsch zu rüsten.«
    Das brachte mich zu einem Punkt, der mir schon seit dem Moment zu schaffen machte, in dem ich erkannt hatte, was sie waren. »Als ich mich mit den Porrinyards zusammengetan habe, habe ich erfahren, dass alle verbundenen Paare auch KIquellen-Agenten sind.«
    »Das hätte ich auch werden können«, sagte sie. »Aber unser Vorhaben war so dreist, dass die KIquellen vollends zufrieden damit waren, sich zurückzulehnen und abzuwarten, wie ich mich schlagen würde. Und wie Sie wissen, habe ich mich recht gut geschlagen. Jason kehrte als neuer Mann zurück, erwachsen und zielstrebig, willens, jede untergeordnete Position zu übernehmen, die die Familie noch bereit war, ihm zu überlassen. Jelaine kehrte als ernsthafteres Mädchen zurück, begierig, sich dem oberen Management anzuschließen. Es gab keine offenkundigen Anzeichen für irgendeine geheime Absprache zwischen beiden. Aber tatsächlich taten die beiden angeblichen Individuen alles, was sie konnten, um das Vertrauen meines Vaters zurückzugewinnen, damit sie ihn in ihre Pläne einbeziehen und wieder mit ihm zusammenarbeiten konnten. Das erforderte weniger Zeit, als ich einkalkuliert hatte. Binnen eines Jahres stieg mein Stern bereits auf.«
    Ich rotierte in Gedanken, wusste, dass etwas furchtbar falsch war, jedoch nicht, was das sein

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