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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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lass das jetzt! Ich brauche deine Hilfe!« Isobel hatte bereits den wuchtigen Kleiderschrank aufgerissen und begann wie eine Furie darin herumzuwühlen. Die stoffgewordenen Beweise besten schneiderischen Könnens flogen achtlos hinter ihr auf den Boden. »Ich brauche unbedingt ein Kleid von letztem Frühling oder Sommer. Du hast sie doch nicht etwa weggeworfen?!« Ihr drohendes Gesicht tauchte aus dem Schrank auf.
    »Nein, selbstverständlich nicht, Miss Isobel. Das würde ich nie wagen. Aber ich habe sie auf Anweisung von Miss Hunter auf den Speicher gebracht, damit Sie wieder Platz im Schrank haben für Ihre neuen Kleider.«
    »Na dann! Worauf wartest du noch? Hole sie herunter!«, herrschte Isobel die Magd an, die sich daraufhin eiligst auf den Weg machte.

Kapitel 2

    Cathy folgte der Haushälterin, die sie noch einmal mit einem tadelnden Seufzer gemustert hatte, die Treppe hinunter an den Wirtschaftsräumen vorbei in die Waschküche, die im hinteren Bereich des Hauses lag. Der kalte, zugige Raum war mit rohen Steinplatten ausgelegt, wurde aber durch die großen Fenster und die zweigeteilte Tür, die zum Gerätehof hin geöffnet war, ausreichend erhellt.
    »Zieh dich aus, Mädchen«, befahl Mrs Branagh ohne Umschweife und wies mit der Hand auf einen der fünf großen Holzbottiche, die in einer Reihe auf dem Boden standen. In jedem lehnte ein Waschbrett aus Holz, weitaus größer als das, das Cathy zu Hause ihr Eigen nannte. Es mussten sicher jeweils zwei Wäscherinnen daran arbeiten. Das Mädchen staunte über die Ausmaße der Waschküche, die ihr eher wie ein Waschpalast vorkam. Von so etwas konnte sie nur träumen. Aber es war ihr durchaus verständlich, dass ein so vornehmes Haus wie Whitefell natürlich viel saubere Wäsche benötigte. Davon zeugten auch die zahllosen Wäscheleinen draußen auf dem Gerätehof. Dieser war bis auf einen breiten Zufahrtsweg mit einer dichten Hecke umgeben, um den erhebenden Eindruck, den Besucher von Whitefell bekommen sollten, nicht zu stören.
    »Erst wäscht du diesen unansehnlichen Fetzen, den du dein Kleid nennst, dann dich selbst und dann deine Pantinen, hast du mich verstanden?«, sagte Mrs Branagh streng. »Dann wirst du den Bottich ausschöpfen und säubern. Und beeil dich gefälligst! Miss Isobel wartet nicht gerne.«
    Cathy nickte verschüchtert. Die Haushälterin drückte ihr einen Schwamm in die Hand, musterte sie noch einmal mit hochgezogenen Brauen und verließ dann den Raum. Cathy zitterte in der Kälte. Schon jetzt schlugen ihr die Zähne aufeinander. Hoffentlich war die Lauge nicht schon eiskalt!
    Zu ihrem Leidwesen war sie es. Aber sie musste auch sonst meistens mit kaltem Wasser auskommen und so biss sie die Zähne zusammen und tat, was man von ihr erwartete. Augenblicklich biss die Lauge in die vielen Abschürfungen und Kratzer. Am liebsten wäre sie wieder herausgesprungen, aber sie wagte nicht, sich der Anweisung zu verweigern. Also ertrug sie den Schmerz tapfer und reinigte, nachdem sie sich wieder in ein sauberes menschliches Wesen verwandelt hatte, auch ihre abgetragenen Holzpantinen. Dann zog sie sich zitternd das nasse Gewand wieder über, nachdem sie es mit kräftigem Griff ausgewrungen hatte. Was hätte sie auch sonst anziehen sollen, nackt konnte sie wohl kaum zu Isobel de Burgh kommen. Daraufhin begann sie mit flinken Händen, den Bottich mit einem kleinen Eimer auszuschöpfen. Sie spülte gerade noch einmal mit frischem Wasser aus der bereitstehenden Wassertonne [1] nach, als die Tür aufging und eine Dienstmagd, gefolgt von der missbilligend dreinblickenden Mrs Branagh, eintrat.
    Die Dienstmagd hielt ihr mit mürrischem Gesicht ein bauschiges Kleid aus blauem Batist hin. Cathy wagte nicht es zu berühren, geschweige denn es anzuziehen. »Nun mach schon!«, drängte Mrs Branagh ungeduldig. »Miss Isobel wird nicht ewig warten! Ruby, du bringst dieses Geschöpf «, sie rümpfte die Nase ein wenig, als sie einen erneuten Blick auf Cathy warf, die sich inzwischen ihre nassen Lumpen vom Leib gerissen hatte und nun hastig in das blaue Schneiderwunder hineinschlüpfte, »dann hoch zu Miss Isobel.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt, nicht ohne Abfälliges über die verrückten Flausen der jungen Herrin vor sich hin zu murmeln.
    Auch Ruby wirkte nicht gerade freundlich. Hatte ihr dieses nichtswürdige Ding von einem Landarbeiterkind doch noch mehr Arbeit aufgehalst, als sie ohnehin schon zu bewältigen hatte – und das war bestimmt nicht wenig.

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