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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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»Ich lasse bitten« ertönte. Dann schob sie Cathy, die mit den Pantinen in der Hand und klopfendem Herzen dastand, ohne Gnade in den hohen Raum.
    »Ah, da bist du ja endlich! Gefällt dir das Kleid?« Isobel de Burgh kam auf Cathy zu. Sie hatte sich ebenfalls umgezogen und trug nun ein Kleid aus üppiger, roter Seide, das einen Blick auf die zarten Schultern des schönen Mädchens gewährte. Cathy staunte mit offenem Mund. Gewiss, das war ein besonders prächtiges Kleid für ein Kind, selbst für die Tochter des Herrn von Whitefell. Doch Miss de Burgh war mit derselben Gewissheit ein ganz besonderes Mädchen, dem auch besondere Kleider zur Verfügung standen. So musste es sein. Sie war fast schon eine Dame. Aus dem verwendeten Stoff hätte man sicher drei Kleider nähen können, dachte Cathy verwundert, bekam aber keine Zeit, sich weiteren Überlegungen hinzugeben.
    »Wir werden hier gemeinsam den Tee einnehmen«, meinte Isobel bestimmt. »Ich habe zwar schon vorher Tee gehabt, aber so macht man es, wenn Besuch da ist.« Cathy nickte folgsam. Sie hatte keine Ahnung, wovon Isobel de Burgh da sprach. Isobel kam näher, machte einen zierlichen Knicks und sagte dann mit einer seltsam verstellten Stimme: »Ich bin erfreut, Sie hier begrüßen zu dürfen, Lady Kathleen.«
    Als Cathy nicht reagierte, zog sie unwillig die Augenbrauen zusammen. »Du musst das jetzt auch machen!«, zischte sie. Cathy brachte eine unbeholfene Bewegung zustande, die dem formvollendeten Hofknicks Isobels nicht im Entferntesten ähnelte. »Ich begrüße Sie auch, Miss Isobel«, versuchte sie ihr Glück. Vielleicht war das ja die richtige Antwort? Isobel war nicht ganz zufrieden. »Du musst Lady de Burgh sagen!«
    »Lady de Burgh!«, wiederholte Cathy sofort folgsam. Isobel schien für den Moment besänftigt. »Bitte, setzen Sie sich doch, meine Liebe.« Sie wies mit der Hand auf eine Nische des hellen Raumes, in der ein kleiner, lackierter Tisch und vier passende zierliche Stühle warteten.
    Sicher ist das in einem der vielen Erker, die man von außen sieht, überlegte Cathy. Die Sitzgruppe war wirklich entzückend und wurde durch das letzte rötliche Licht der untergehenden Sonne in ein warmes Gold getaucht. Auf dem Tisch standen bereits eine Teekanne und zwei niedliche, zerbrechliche Porzellangedecke mit etwas Gebäck bereit. Vorsichtig setzte sich Cathy auf die äußerste Kante eines der Stühle, fluchtbereit wie ein Reh, während Isobel ganz in der Rolle der Gastgeberin aufging und mit übertriebener Geziertheit etwas Tee in die Tassen goss, woraufhin sie eine mit vornehmen Bewegungen zum Mund führte. Cathy tat es ihr nach. Offenbar erwartete Miss Isobel – oder Lady de Burgh , wie sie genannt zu werden wünschte –, dass sie die Rolle eines herrschaftlichen Gastes einnahm. Ängstlich bemühte sich das Mädchen darum, dieser fremden Rolle gerecht zu werden, was ihr gewiss nicht annähernd gelang, aber immerhin doch so weit, dass die Illusion für Isobel zufriedenstellend zu sein schien.
    Isobel erkundigte sich nach irgendwelchen imaginären Verwandten und Bekannten, allesamt Lords und Ladys mit höchst eindrucksvollen Namen, legte dabei ihrer Spielgefährtin aber so geschickt die Worte in den Mund, dass diese im Grunde nur zu nicken brauchte, um das Gespräch in Gang zu halten. Schließlich, es war schon längst dunkel geworden, wagte Cathy einzuwenden, dass sie nun bald nach Hause müsse. Ihr Vater würde sicherlich erbost sein über ihr langes Ausbleiben.
    Isobel verzog schmollend den Mund: »Aber wir spielen doch gerade so schön und du hast auch noch gar nichts vom Haus gesehen. Ich will dir wenigstens noch meine Zimmer zeigen.«
    Cathy rutschte unruhig auf der Stuhlkante hin und her. Eine Tracht Prügel war ihr jetzt schon sicher. Es war höchste Zeit, dass sie nach Hause ging, aber sie fand keine Möglichkeit, gegen Isobel aufzubegehren. Isobel griff indessen nach einem der brennenden Kerzenleuchter, die ein livrierter Bediensteter in der Zwischenzeit diskret entzündet hatte, und winkte Cathy, ihr zu folgen. Sie verließen den Ecksalon und traten hinaus auf den weitläufigen Flur, der ebenfalls durch überall präsenten Kerzenschein erleuchtet wurde. Das ganze riesige Haus war in eine geheimnisvolle Atmosphäre getaucht, die nicht ohne Wirkung auf Cathy blieb. Ehrfurchtsvoll wagte sie kaum zu atmen, während sie barfuß und mit leise zögernden Schritten Isobel de Burgh in deren Gemächer folgte. Ihre Pantinen hatte sie im Salon

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