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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glauben Sie, was mit Ihnen passiert, wenn ich erst wieder frei bin? Am 27. August? Sie werden der erste Mensch sein, der ohne Flügel und Aufwind fliegen kann.«
    »Mein Pensionierungsantrag läuft. Ich habe nur noch darum gebeten, diese verdammte Drohung zu bearbeiten. Danach … schön ist ein Zylinderhut. Die Kriminalistik macht keinen Spaß mehr. Auch die Verbrecher sind keine solide Vorkriegsware mehr. Ich bin zu alt, um umzulernen, daß man einen Ganoven mit ›Herr‹ anredet und bei Nachweis eines festen Wohnsitzes wieder laufen läßt, obgleich man weiß, daß der Knabe sofort wieder neue Dinger dreht. Hier versagt meine Logik … vielleicht ist es sogar falsch, logisch zu denken in unserer verrückten Zeit.« Er räusperte sich, und plötzlich hatte ich Mitleid mit dem alten Herrn, dessen Zigarrenpegel und dessen Erfolg schon Legende geworden waren. »Wir haben Kontakt zu dem Erpresser.«
    »Und?«
    »Er will die 30 Millionen in Häppchen von täglich einer Million. Ab 28. Juli, jede Nacht woanders.«
    »Dieser Mann legt euch alle aufs Kreuz, wetten?«
    »Nein. Das wäre unfair.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich wette mit keinem, von dem ich weiß, daß er verliert.«
    »Sind Sie so sicher?«
    »Ja. Ich wundere mich selbst darüber.«
    »Verraten Sie mir Ihren Plan. Bei mir sind Sie sicher, daß ich Ihnen nicht in den Rücken fallen kann. Sie haben noch knapp 8 Wochen Zeit, bis die erste Million fällig ist. Ich habe lange Stunden damit zugebracht, mich in Ihre Lage zu versetzen. Ein verteufeltes Spiel, gebe ich zu. Sie haben doch nichts als ein paar Briefe in der Hand. Nicht einmal die Sicherheit, ob wirklich die Bomben im Stadion liegen, oder daß nicht alles der größte, herrlichste, phantastischste Bluff seit Bestehen der Menschheit ist. Wie man's auch dreht … die Angst sitzt im Nacken! Weil eben heute alles möglich ist.«
    »Die Bomben existieren.«
    »Ach!« Ich wurde von dieser Antwort fast umgeworfen. »Sicher?«
    »Ja. Man hat vor ungefähr anderthalb Jahren in New Mexico 12 Kilogramm Plutonium von einem Transporter geklaut. Und 12 Kilogramm liegen laut Drohung im Olympiastadion.«
    »Phantastisch.« Ich sagte es aus voller Seele. Beutels lutschte nachdenklich an seiner Zigarre. »Und Sie können noch eine Minute ruhig schlafen? Ich bewundere Sie, Herr Rat.«
    »Ich mich auch, Bergmann. Das ist keine Ironie. Tatsächlich, ich schlafe gut, ohne Tabletten. Aber nur bis 4 Uhr. Dann wache ich auf und denke. Grinsen Sie nicht: Ich sehe die Stunde vor mir, in der ich diesen Fall zu den Akten lege und zu allen meinen Kollegen und Vorgesetzten sage: ›So, jetzt macht euren Dreck allein!‹ Wie damals der König von Sachsen, als er die Krone ablegte und auf die ganze Monarchie schiß.«
    »Und wie wollen Sie den Fall lösen?«
    »Mit Logik. Mit dieser aussterbenden Logik. Denken Sie mal nach, Bergmann: Da ist das ›Hirn‹, ein Deutscher, ein Akademiker, wie ich annehme, ein intellektueller Irrer, den irgendein Haß dazu treibt, die Welt in Schrecken zu versetzen. Er hat die Idee … aber nicht das Plutonium. Das besitzt jemand anderer. Und der werkelt in den USA herum. Beide kommen zusammen, wie, das wird sich herausstellen, es kann auf eine ganz einfache Denkspielerei zurückgeführt werden. Das ›Hirn‹ gibt die Anweisung, der US-Bürger beschafft das Material. Und hier kommt die Falle, die sogenannte ›menschliche Mißtrauensschwelle‹: Der Deutsche verspricht 10 Millionen, dann sogar 30 Millionen Dollar, weil er weiß, daß in den USA eine Zahl immer mehr geachtet wird als ein Charakter. Eine Verwandlung menschlicher Werte, die auch bei uns rasend schnell um sich greift. Je höher die Summe, desto geringer die Skrupel. Das neue Geschäftsprinzip, das den ehrbaren Kaufmann zum Aussterben verurteilt. Der Mann in Amerika baut die Bomben, sie kommen nach Deutschland, werden irgendwo in die Fundamente eingegossen, von ein paar Arbeitern fremdländischer Provenienz, die noch nicht einmal zu wissen brauchen, was sie da in den Beton versenken. Es ist alles planmäßig verlaufen … aber nun soll das Geld rollen. 30 Millionen Dollar. Ist der Deutsche ehrlich? Zahlt er auch? Hält er den teuflischen Vertrag? Oder kassiert er jetzt in die eigene Tasche? Was nützt hier die Versicherung, das Geld sei ihm gleichgültig. Wie kann man bei 30 Millionen Dollar gleichgültig bleiben? Für einen Amerikaner ist das gedanklich unmöglich. Freundschaften, ja sogar Verwandtschaften werden da problematisch, wo

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