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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nein, er nahm nur stille Aufträge an, Beobachtungen von ungetreuen Ehemännern, die mit ihren Sekretärinnen Hoteldoppelzimmer bewohnten, oder kleine Wirtschaftsverbrechen, Bestechungen, Unterschlagungen, Versicherungsbetrügereien und – darin war er eine stille Größe und bei seinen Kunden ein Geheimtip – Beobachtungen der menschlichen Schwächen von Geschäftspartnern oder solchen, die es werden sollten.
    Das ist eine wichtige Grundlage für Verhandlungen. Wenn man etwa weiß, daß Mr. Humphrey beim Anblick von roten Haaren schwach wird, wird man natürlich dafür sorgen, daß eine rothaarige Sekretärin mit kurzem Rock bei den Besprechungen am Tisch sitzt, und wenn Mr. Baldwin erst munter wird, wenn er Gin mit einer Maraschinokirsche getrunken hat, dann ist es selbstverständlich, daß zunächst ein kleiner Umtrunk mit Gin und Kirsche stattfindet. Alle diese Informationen lieferte Pinipopoulos. Ein gefahrloser, gutbezahlter Job.
    Das Kapital von Charles Pinipopoulos waren ein gutes Auge und ein noch besseres Gedächtnis. Bei ihm tickt ein Computer unter der Hirnschale, sagte man von ihm. Was er einmal gesehen hat, das bleibt aufgespeichert in seinen grauen Gehirnzellen. Diese Naturbegabung war ihm oft selbst unheimlich, wenn er durch die Straßen New Yorks ging, Menschen anblickte und sich blitzschnell erinnern konnte, sie irgendwo gesehen zu haben … auf Coney Island, in einem Lokal, in der Oper, im Footballstadion, im Kino, auf dem Broadway. Wer ihm erst einmal vorgestellt wurde, war für Pini unsterblich – sein Name rutschte in eine der Gehirnzellen.
    So blieb Pinipopoulos auch am vierten Tag der Überfahrt nach Europa auf dem Spieldeck ruckartig stehen, als er Ted Dulcan Pingpong schlagen sah. Trotz der gefärbten Haare schickte sein Auge Signale ins Gehirn und ließ dort in der Kartei suchen.
    Wo war dieses Gesicht schon früher einmal aufgetaucht? Hatte der Mann nicht dunkle Haare? Und plötzlich wußte Pinipopoulos, daß er Ted Dulcan vor sich hatte, den Besitzer der Milchladenkette ›Latteria Italia‹. Einen der letzten großen Bosse, denen man alles zutraute, die auch alles in ihr Kerbholz schnitzten, denen man aber nie etwas nachweisen konnte.
    Pinipopoulos, seinem Wahlspruch gehorchend, sich nie in Gefahr zu begeben, verließ schnell wieder das Spieldeck der ersten Klasse. Aber er blieb aus der Ferne wachsam. Wenn ein Dulcan nach Europa fährt, dann hat das keine reine Urlaubsstimmung erzeugt. Und als Pini am Abend, an der Bar des ›Atlantiksalons‹ sitzend, auch noch Bertie Housman auftauchen sah, ohne Tarnung, in voller Sorglosigkeit, aber in einem tadellosen Smoking, war ihm klar, daß man irgendwo in Europa einer sauren Zeit entgegenging.
    Von Cortone und Lucretia nahm er keine Notiz – sie waren ihm noch nie, auch nicht mit normalem Aussehen, begegnet. In Verkennung der Tatsachen bedauerte er, daß sie sich Dulcan und Housman als Reisefreundschaft zugelegt hatten, aber Pinipopoulos war vorsichtig genug, sie nicht zu warnen.
    Kein Auftrag, kein Geld, also auch kein Interesse. Mrs. Drike beschäftigte ihn genug. Sie flirtete mit dem ersten Zahlmeister, mit dem Schiffsarzt und dem Chefingenieur. Am fünften Tag, nach einem Bordfest, ging sie mit dem Schiffsarzt in ihre Kabine. Pinipopoulos notierte das mit Tag und Uhrzeit, schaltete dann in seiner Kabine das Tonband ein und nahm alles Gerumpel und Geseufze auf, das der unter Mrs. Drikes Bett angebrachte Minisender ausstrahlte.
    Das kostet sie eine Million, dachte Pini voll ehrlichen Mitleids. Mr. Drike hatte gedroht, für jeden Liebhaber seiner Frau eine Million vom späteren Erbe abzuziehen und einer wohltätigen Stiftung zufließen zu lassen.
    Trotz allem vergaß Pini den blondgefärbten Dulcan nicht. Noch dreimal begegnete er ihm, zuletzt bei der Ausschiffung in Cherbourg. Dann heftete er sich wieder an die Fersen von Evelyn Drike und absolvierte in ihrem Schatten eine Rheinfahrt und einen Besuch des Heidelberger Schlosses. Die romantische Deutschlandtour hatte begonnen. Ted Dulcan verschwand langsam wieder aus seinem Gedächtnis. Man soll nicht das Bier anderer austrinken.
    Nach acht Tagen Parisaufenthalt, während deren sich Lucretia neu einkleidete und Cortone seine Vorliebe für das Parfüm ›Nuit de Paris‹ entdeckte, trafen die vier Reisenden aus USA in Tutzing am Starnberger See ein. In der Hotelpension ›Alpenrose‹ waren für Cortone und Lucretia auf die Namen Steven Olbridge und Anne Simpson Zimmer bestellt … Ted

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