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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Haus bei Syrakus, auf der Landspitze, weißt du, wo wir als Jungen gefischt haben und den großen Kraken herausholten. Das wäre ein Platz, Ted! Wir haben genug verdient, wir sollten uns jetzt Ruhe gönnen. Was nehmen wir denn mit? Ein Hemd ohne Taschen! Was hältst du davon?«
    »Ich bin nicht zum Ausruhen geboren, Steve.«
    »Hast du Hammel nicht genug Geld?«
    »Ich habe nie genug.« Dulcan trat zurück an die Wand des Salons, der Fahrtwind setzte ihm sehr zu. »Mich berauscht das Geld.«
    »Dummheit.«
    »Ich brauche es wie andere Heroin oder LSD. Das ist eine besondere Art von Perversität. In Midland Beach habe ich eine große Holzkiste mit Dollarstücken. Randvoll. Jeden Sonntagmorgen sitze ich davor und stecke die Arme bis zu den Ellbogen in das Geld. Das ist mein, sage ich mir dann. Ganz allein mein! Und wenn ich die Kühle des Metalls auf der Haut spüre, ist das wie ein sprudelndes Thermalbad …«
    »Warst du schon mal bei einem Psychiater?« fragte Cortone. »Du hast ihn nötig.«
    »Ich habe als Kind von Geld geträumt«, sagte Dulcan. »Wenn ich hungrig einschlief – manchmal hatten wir zwei Tage nichts zum Kauen –, sah ich im Traum ein riesiges Brot, dampfend und duftend, und statt Butter lagen Goldstücke darauf. Und ich habe hineingebissen und habe es verschlungen, Bissen um Bissen, Goldstück um Goldstück. Ich war so herrlich satt im Traum. Das habe ich nie vergessen. Wir waren die ärmste Familie in Randazzo.«
    »Ich weiß, Ted.« Cortone setzte sich wieder in den Liegestuhl. »Deshalb sollten wir auch nach diesen 30 Millionen von München für immer Schluß machen und nur noch satt sein …«
    Das war vor vierzehn Tagen, bei der Abfahrt.
    Von Cherbourg fuhren Cortone und seine Mitstreiter nach Paris, wo sie acht Tage im Hotel ›Georges V.‹ wohnten, einem Palast nahe den Champs Elysées. Auch das war weise Berechnung. Zwischen jede Aktion einen Riegel Zeit legen, erklärte Cortone. Wir haben die Zeit nicht im Rücken, wir schieben sie als Rammbock vor uns her. Jede Stunde mehr ist eine Verwehung der Spuren.
    Das war klug gedacht, aber die Zufälle sind oft die Henker der besten Gedanken.
    Auf der ›France‹ fuhr auch ein Passagier mit, der sich nicht die erste Klasse leisten konnte, aber auch in der zweiten Klasse sehr angenehm lebte und ab und zu die Schranke überstieg und unter den geldgepolsterten Reisenden promenierte. Er trug meistens einen weißen Leinenanzug, einen Strohhut und eine Sonnenbrille. Für die Fahrt nach Europa hatte er vier Jahre lang gespart, nachdem feststand, daß die Olympischen Spiele in München stattfinden würden. Acht Wochen Urlaub gönnte er sich, und für vier weitere Wochen suchte er einen Auftrag in Europa. Er fand ihn bei einem Mr. John Drike, Bierbrauer in New Jersey, der seiner Frau, einer üppigen Blondine, zum 40. Geburtstag einen Europatrip schenkte, aber gleichzeitig Angst bekam, sie könne sich bei der dort vorherrschenden Romantik in fremde Betten verirren. Für einen richtigen Amerikaner bedeutet Deutschland das Land der Ritterburgen und Heldenlieder, zwei Dinge, durch die sich ein sehnsuchtsvolles Frauenherz nur allzuleicht verwirren läßt.
    Der Auftrag, Mrs. Evelyn Drike als Schutzengel ständig zu umschweben, war genau das, was Charles Pinipopoulos gesucht hatte. Sein Name verriet es: Er war Grieche. Aber im Gegensatz zu anderen Griechen, die entweder Reeder oder Fruchtexporteure wurden und Amerika mit ihrem geradezu unheimlichen Handelstalent eroberten, verlegte sich Pinipopoulos auf ein Gebiet, das in den USA eine für den europäischen Betrachter geradezu unbegreifliche Ausdehnung und Achtung erlangt hatte: Er transferierte seine Begabung, Menschen zu beobachten und dann zur Kasse zu bitten, auf den Beruf des Privatdetektivs.
    Die ›Agentur Olympos‹ – wie Pinipopoulos sein Unternehmen taufte – gehörte nicht zu den Konkurrenten der Pinkertons, so groß war sie nicht, aber sie ernährte ihre Mannschaft recht gut. Neben Pini (wie ihn Freunde rufen durften) jagten noch drei Detektive durchs Land, und zwei Stenotypistinnen bearbeiteten die Akten. Mit Mord und Totschlag gab sich Pinipopoulos nicht ab – aber er war der Ansicht, daß man Geld verdienen könne, auch ohne dabei seine Haut zu riskieren. Deshalb kam er nie den großen Gangstern in die Quere, war alles andere als ein Fernsehheld, der neunmal klüger als die Polizei und FBI die aussichtslosen Fälle mit Verve löst und in der Unterwelt einen Ruf wie Donnerhall hat, o

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