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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Markierungen erreichten, feuerten sie ihre Pfeile ab. Doch das Hornsignal, auf das hin der größte Teil der Schwadron anhielt, hatte den Abstand zwischen den Kundschaftern und der restlichen Streitmacht erheblich vergrößert. Es überlebte zwar nicht ein einziger Späher diesen vollkommen überraschenden Pfeilhagel, aber ihre Nähe hatte den größten Teil der Salve von ihren weiter entfernten Kameraden abgezogen. Da die Schwadron zudem auch noch weiter entfernt war, waren die Verluste der Hauptstreitmacht wesentlich geringer, als sie es erhofft hatten.
    Besonders ärgerte Warshu, dass dadurch auch der Abstand zu Sir Yarran und Trianal deutlich größer war. Trotzdem habe
ich noch eine Chance, dachte er und presste den Schaft der Arbalest fest gegen seine Brust.
     
    Verwundete Menschen und Pferde kreischten vor Schmerz, als dieser hinterhältige Angriff seinen Tribut forderte, und Trianal blieb fast das Herz stehen, als er ohnmächtig mit ansehen musste, wie der Pfeilhagel seine Späher aus ihren Sätteln fegte. Mindestens ein Dutzend Kriegsrösser stürzte zu Boden. Die Hälfte von ihnen wieherte schrill und schlug wie wild mit den Hufen um sich. Für kurze Zeit schien Trianals Gehirn wie eingefroren.
    Deshalb kam es ihm noch merkwürdiger vor, seine eigene Stimme zu hören, die entschlossen Befehle bellte.
    »Blast ›Rückzug‹, dann ›Offene Gefechtsordnung‹ und ›Mir folgen‹!«, schrie er seinen Hornisten an. Etwas Bösartiges zischte haarscharf an ihm vorbei, doch er achtete nicht darauf. »Standartenträger, mir nach!«, befahl er.
    Der Hornist blies die Befehle, und während die Töne erklangen, wandte Trianal sein Ross herum und donnerte den Hügel hinauf, den sie gerade erst hinabgeritten waren. Das fiel ihm nicht leicht. Seine Instinkte drängten ihn vorzustürmen, zwischen die Bäume zu reiten und die Bogenschützen zu stellen, die seine Kundschafter soeben abgeschlachtet hatten und immer noch auf seine anderen Leute feuerten. Doch allein nach der Dichte des Pfeilhagels und der breiten Front zu urteilen, in der die Salve aus dem Dickicht gekommen war, musste die Streitmacht, die sich dort verbarg, weit größer sein als die, deren Spuren sie verfolgt hatten. Und Trianal konnte nicht einmal schätzen, um wie viel größer sie war.
    Er wusste nicht, ob die Spur, der sie gefolgt waren, von Anfang an als Falle angelegt worden war, aber jedenfalls waren sie in einen Hinterhalt geraten. Hätte er versucht, in diesem Gelände einen Angriff zu reiten, gegen eine möglicherweise überlegene Anzahl vorbereiteter Bogenschützen, die sich über seine so breite Front verteilten, er hätte sein Kommando nur
in den sicheren Tod geführt. Und wäre er weitergeritten und hätte sich an die Spitze seiner Leute gesetzt, er hätte sich nur leichtsinnig zu einem weiteren Ziel für die versteckten Bogenschützen gemacht.
    Also musste er sich aus diesem Chaos heraushalten, wollte er die Kontrolle behalten. Und seinen Standartenträger musste er ebenfalls von diesem Gewühl um sich tretender, schrill wiehernder Pferde und fluchender Reiter fern halten. Seine Standarte war das weithin sichtbare Orientierungszeichen für die Hauptleute, nach dem sie suchen würden, wenn sie eine neue Formation einnahmen.
    Trianal hielt auf dem Hügelkamm an und wendete sein Pferd erneut. Er biss die Zähne zusammen. Der Hornist und der Standartenträger waren unmittelbar hinter ihm, der blauweiße Gryphon tanzte an seiner Stange. Der Wind wehte durch den weit aufgerissenen Schnabel des geflügelten Löwen in die Röhre und blähte den seidigen Stoff der Standarte stolz und weit auf. Die Sonne glitzerte auf den goldenen Fäden des Löwenkopfes wie in einer Zurschaustellung kriegerischen Ruhmes. Doch die Wahrheit am Boden war viel härter und kälter.
    Sämtliche Kundschafter Trianals waren gefallen, und mindestens zwanzig weitere Männer lagen dort am Boden, wo die Vorhut seiner Schwadron angehalten hatte. Zusammen mit den Spähern hatte Trianal fast ein Viertel seiner Leute verloren. Viele Männer lagen reglos da, andere dagegen wanden sich und schrien vor Schmerzen. Er wäre ihnen am liebsten zu Hilfe geeilt, lieber als alles andere. Es waren seine Leute, er trug die Verantwortung für sie, er sollte da unten bei ihnen sein und sich um ihre Verletzungen kümmern, statt sie einfach im Stich zu lassen.
    Doch er durfte nicht noch mehr Leben vergeuden, und er zwang sich, seinen Kiefer zu entspannen, während er beobachtete, wie der Rest seiner

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