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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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das dichte Gebüsch und Dickicht nicht vermerkt, das die Sümpfe säumte und jedem den Zugang verwehrte. Die Schlucht schnitt zwar einen Weg in die grüne Barriere, aber Trianal war ein Sothôii. Ein Reiter aus ganzem Herzen und sowohl was seine Ausbildung, als auch seine Vorlieben betraf. Er war an den weiten Blick auf der Ebene des Windes gewöhnt. So gefiel es ihm gar nicht, dass ihm diese Vegetation einen genaueren Blick in das sumpfige Land dahinter verwehrte.
    Er drückte das rechte Knie an die Flanke seines Pferdes, wendete und trieb es in einen Trott, als er den Abhang in Richtung Schlucht hinabtrabte. Ihr Ausgang verbreiterte sich zu den Sümpfen hin, und als er sich ihrer Mündung näherte, sah er die Erde, die die Reiter aufgewühlt hatten, die sie verfolgten. Sir Stannan, der Hauptmann, der die Späher befehligte, wartete mit seinem dienstältesten Sergeant bereits auf ihn.
    »Die hier sehen frischer aus, Hautpmann«, sagte Trianal.
    »Das tun sie, Milord«, stimmte ihm Stannan zu. Der schlanke, braunhaarige Mann war vielleicht acht Jahre älter als Trianal und hatte einen mächtigen Schnauzbart. Er deutete mit einem Nicken auf die Schlucht. »Wir haben Zeit auf sie gutgemacht,
genau wie Ihr hofftet«, fuhr er fort. »Aber jetzt sind es weit mehr als am Anfang.«
    »Ob ihre Freunde hier auf sie gewartet haben?« Trianal warf einen Blick nach Osten, wo die Schlucht in den grünen Schatten des Sumpfdickichts verschwand. Es hatte aufgefrischt. Der Wind zischte leise in dem Gras um sie herum und schüttelte dann sanft die Zweige der Büsche.
    »Vielleicht«, vermutete Sir Yarran. »Möglicherweise war auch mehr als eine Abteilung von ihnen draußen unterwegs, Milord. Es wäre denkbar, dass sie genau dasselbe taten wie wir. Nämlich Ziele auszukundschaften. Wir schaffen ständig Herden aus diesem Gebiet heraus, deshalb wird es hier immer leerer. Sie reiten vielleicht nach Hause, nachdem sie die Nacht über eine größere Strecke ausgekundschaftet haben, und hoffen, unterwegs auf lohnende Beute zu treffen.«
    »Oder sie halten Ausschau nach uns«, gab Trianal zurück. »Mir ist klar, dass das viel zu viele Männer für einen bloßen Spähtrupp sind, aber immerhin wissen sie, dass wir nach ihnen suchen. Es wäre nur verständlich, wenn sie uns im Auge behalten wollen, um eine unangenehme Überraschung zu vermeiden. Und sie könnten auch deshalb eine größere Kundschaftergruppe ausgesendet haben, um gewappnet zu sein, falls sie auf eine unserer Patrouillen stoßen.«
    »Das stimmt«, meinte Yarran. »Jedenfalls ist es nachvollziehbar, dass sie aufeinander gewartet haben, bevor sie in die Sümpfe ritten. Vor allem, wenn es nur so wenige Führer gibt, die sich dort auskennen.«
    »Wie viele sind es genau, Hauptmann?«, erkundigte sich Trianal bei Sir Stannan.
    »Schwer zu sagen, Sir, da so viele Hufspuren übereinander liegen«, antwortete der Offizier. »Es würde mich überraschen, wenn es weniger als sechzig wären, vielleicht sind es achtzig oder sogar hundert.«
    Trianal spitzte die Lippen und behielt seine Miene unter Kontrolle. Was ihm nicht leicht fiel. Achtzig oder neunzig Reiter?
Das war fast eine vollständige Kavallerieschwadron. Wenn sie sich dann auch noch in einer geschlossenen Formation bewegte, musste ihr Anführer etwas im Schilde führen. Es war zudem die größte Truppe, die sie oder Lord Festians Späher bis jetzt aufgespürt hatten. Und sie waren ihrer Beute dichter auf den Fersen, als es jeder andere bisher geschafft hatte. Mit seinen eigenen Leuten und der Verstärkung aus Kleinharrow unter dem Befehl von Sir Yarran hatte er acht Abteilungen, insgesamt einhundertsechzig Reiter, unter sich. Also fast doppelt so viele Männer wie der Feind, laut Schätzung Hauptmann Stannans jedenfalls. Wenn er diese Briganten einholen und dingfest machen könnte …
    »Es wäre sicher sehr schön, wenn wir die Mistkerle erledigen könnten, Milord«, bemerkte Sir Yarran. Trianal sah ihn an und nickte. Der erfahrenere Ritter fuhr nachdenklich fort: »Aber wir haben bislang keinen Beweis, dass sie etwas anderes getan haben, als sich die Landschaft anzusehen. Sollten sie zufällig auch noch Lord Dathians Farben tragen, hätten sie auch alles Recht dazu …«
    »Das ist wohl wahr«, gab Trianal zurück. »Falls sie jedoch nicht Lord Dathians Farben tragen, oder wenn sie die Farben von … jemand anderem tragen, sind wir doch mindestens dazu verpflichtet, sie höflich zu fragen, wer sie sind und was sie hier wollen,

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