Die dunkle Göttin
oder nicht?« Er lächelte bissig. »Immerhin ist Lordhüter Dathian der Vasall meines Onkels. Es gehört zu meinen Pflichten, dafür zu sorgen, dass nicht einfach fremde Truppen in seine Domäne eindringen oder gar die Sicherheit seiner Hüterschaft gefährden.«
»Wohl gesprochen, Milord.« Sir Yarran bleckte die Zähne, als er den ganz und gar unschuldigen Ton des Jünglings mit einem bewundernden Grinsen quittierte.
»Wohlan denn. In diesem Fall«, sagte Trianal, »sollten wir versuchen, sie schleunigst einzuholen, damit wir sie fragen können, höflich, versteht sich.«
14
SIE KOMMEN, SIR«, erklärte Sergeant Evauhlt.
Der Bewaffnete des Goldenen Tales hockte auf einer stämmigen Eiche und beobachtete durch sein Fernrohr ein unregelmäßiges Blitzen im Osten. Das lange Fernrohr war schwerer und umständlicher zu handhaben als das Zwillingsfernglas der Axtmänner, das Sir Fahlthu in einem Etui um den Hals hängen hatte. Es war jedoch genauso scharf und erheblich billiger. Fahlthu hatte nicht die geringste Lust, sein kostbares Prunkstück einem ungeschickten Kavalleristen in die derben Finger zu drücken. Nicht mal einem Signalsergeanten wie Evauhlt.
»Wie viele sind es?« Er blickte in den Baum hinauf.
»Die Späher meinen, es handelt sich um sechs oder sieben Abteilungen, Sir«, gab Evauhlt zurück. Er beobachtete immer noch das Blitzen des Sonnenschreibers auf einem steilen Hügel im Sumpf. Die Ausgucke in den Baumwipfeln konnten über die Büsche und Bäume hinwegsehen, in deren Deckung Fahlthu Stellung bezogen hatte, bis zu den Hügeln jenseits der Sümpfe. Sie hockten seit Tagesanbruch pflichtbewusst in ihren unbequemen Stellungen und warteten auf die Rückkehr seiner Kundschafter. Die gaben ihre Meldungen an den Signalposten weiter, der sich so weit unten am Hügel befand, dass die niedrigen Bäume und Büsche in den Sümpfen das Aufblitzen des Heliographs für jeden verdeckte, der westlich des Hügels ritt.
Fahlthu quittierte Evauhlts Bericht mit einem Knurren und trommelte mit den Fingern auf seinem Säbelknauf herum. Der Feind schien entgegen seiner Erwartung erheblich
stärker, als seine Späher ihm das erste Mal gemeldet hatten, dass sie verfolgt wurden. Andererseits glaubte die andere Seite ja nach wie vor, dass sie einfache Briganten jagten. Man hatte keine Ahnung, dass sich die Spielregeln verändert hatten
»Also, Meister Braunsattel«, sagte er zu dem Mann neben sich, »so viel dazu, dass wir unsere Spuren verwischen konnten.«
Ihm war bewusst, dass seine Kritik alles andere als gerecht war, doch das kümmerte ihn im Augenblick nicht. Je länger er Braunsattel beobachtete, desto weniger gefiel ihm der Mann. Nicht, weil er unfähig gewesen wäre. Dieser Kerl war sogar fast aufreizend gut. Und genau das bereitete Fahlthu Kopfzerbrechen. Braunsattel war viel zu fähig für einen Späher, der er ja angeblich sein wollte. Fahlthu hatte die scharfen Instinkte eines erfolgreichen Söldners, und sie flüsterten ihm hartnäckig eine Warnung zu. Schon Braunsattels Anwesenheit bewies, dass hier mehr vorging, als ihm Sir Chalthar bei der Übermittlung von Lord Saratics Befehlen erklärt hatte.
»Wenn es noch regnen würde, wäre das ein Versagen, Sir«, antwortete Darnas Warshu. Seine Stimme klang höflich, sein geduldiger Unterton aber verriet deutlich, was er von Fahlthus Kritik hielt. »Bei diesem Wetter jedoch«, er zuckte mit den Schultern, »kann man die Hufspuren so vieler Pferde nicht verwischen, egal was man tut. Man kann höchstens versuchen, dort zu reiten, wo niemand nach ihnen sucht. Zum Beispiel im Tal einer Schlucht.«
Fahlthu knurrte wieder. Diesmal klang er fast wie ein gereizter Bär, während er seine Möglichkeiten abwog. Dieselben Instinkte, die ihn vor Braunsattel warnten, rieten ihm auch, jede offene Konfrontation mit seinen Verfolgern zu meiden. Das wäre nicht weiter schwierig, obwohl Sir Trianal es deutlich schneller bis hierher geschafft hatte, als Fahlthu angenommen hatte. Der Junge hat sogar verdammt schnell reagiert, räumte der Offizier vom Goldenen Tal sich selbst gegenüber ein.
Und er war leider auch nicht so scharf geritten, dass er seine Pferde ermüdet hätte, wie Fahlthu gehofft hatte. Dafür mochte Sir Yarran verantwortlich gewesen sein. Doch wie schnell sie auch hier eingetroffen waren und wie müde ihre Pferde sein mochten, Fahlthu verfügte immer noch über den Vorteil dieser Stellung. Ganz zu schweigen von den Führern, die sich in diesem elenden Sumpf
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