Die dunkle Göttin
Einzelnen von ihnen überrumpeln und erledigen.«
Kriegslampe schien nicht überzeugt, aber bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Brandark ein. Von seiner gewohnten Unbekümmertheit war nichts zu spüren. Im Gegenteil, seine Stimme klang todernst.
»Bahzell hat Recht, Shalsan«, erklärte er. »Es klingt gewiss lächerlich, aber ich habe das erlebt, als wir Sharnâ aufspürten. Wenn Bahzell Bahnakson Euch sagt, dass er weiß, wo die Dunklen zu finden sind, könnt Ihr ihn gelassen beim Wort nehmen.«
»Damit dürfte sich die Sache wohl erledigt haben«, erwiderte Kriegslampe kurz darauf und rollte die Schultern, als wäre es ihm kalt über den Rücken gelaufen. »Es kommt mir nur irgendwie nicht richtig vor, keine Späher vorauszuschicken, wenn wir wissen, dass der Feind irgendwo da draußen auf uns lauert.«
»Das stimmt«, pflichtete Bahzell ihm bei. »Aber wie gesagt, es ist nicht die Art Feind, mit dem Ihr es gewöhnlich zu tun bekommt, Shalsan.«
»Sie kommen, Meister.«
Das Wesen, das einst ein Mensch namens Jerghar Sholdan gewesen war, öffnete die Augen und setzte sich auf, als es die unterwürfige Stimme hörte. Es hatte natürlich nicht fest geschlafen. Es brauchte schon seit langer Zeit keinen Schlaf mehr, doch es benötigte einen Augenblick, um die Erinnerung der dunklen, windigen Leere abzuschütteln, wo es zwischen unsichtbaren, schwarzen Flammen auf den Schwingen eines brausenden Sturmes geschwebt war. Hinter diesen Mauern aus eisigem Feuer existierte ein Wesen, ein NAME, der von dem Heulen des tosenden Windes verweht wurde. Dieses Wesen kannte beide, betete sie an, und dennoch erfüllte es der Gedanke an sie gleichzeitig mit Hass und Furcht.
Doch auch das war schon seit langer Zeit so, rief sich Jerghar ins Gedächtnis. Er strich mit der Zunge vorsichtig über seine rasiermesserscharfen Eckzähne, die äußeren Wahrzeichen
für das, zu dem er geworden war. Hass und Furcht, ebenso wie das Wissen seiner eigenen Versklavung, waren ein lächerlicher Preis für die Unsterblichkeit und die Macht, die sie ihm gewährte.
Dennoch, räumte er sehr, sehr verstohlen ein, in den tiefsten, verborgensten Winkeln seines Verstandes regten sich zuweilen Gedanken
»Wo?«, fragte er barsch.
»Im Süden«, erwiderte die Kreatur, die ihn geweckt hatte, unterwürfig. »Weit im Süden, aber sie kommen näher!«
Sie rieb ihre missgebildeten Pfoten aneinander, nickte mit dem Kopf und duckte sich vor ihm. Vor dem Sonnenlicht außerhalb der Höhle hob sie sich als bloße Silhouette ab. Jerghar betrachtete sie verächtlich, doch unter dieser Verachtung schwelte mehr als nur ein Rest von Angst. Nicht vor der Kreatur, aber vor der Ähnlichkeit, den Parallelen zu ihm, die er auch durch Leugnen nicht auslöschen konnte.
Die glatte lange Zunge des Shardohns zuckte wie eine nasse schwarze Schlange heraus und fuhr über den schweineartigen Rüssel. Das Wesen presste sich noch dichter an den Boden, als es seinen Blick spürte.
»Bitte, Meister!«, wimmerte es. Er versetzte ihm einen heftigen Hieb, als seine eigene Furcht in Wut umschlug. Die Wucht des Schlages hätte menschliche Knochen zerschmettert, doch der Shardohn quiekte nur, mehr vor Angst als vor Furcht, fiel auf die Seite und bedeckte mit seinen Flügeln schützend den Kopf. Jerghar holte zu einem weiteren Schlag aus, ließ dann jedoch den Arm an seiner Seite heruntersinken.
»Steh auf!«, fauchte er. Der Shardohn rappelte sich hastig auf und hockte sich vor ihn. Das Wesen blickte zu Boden, da es seinem Blick nicht begegnen wollte.
»Wo genau im Süden sind sie?«, grollte er. Die Kreatur schien in sich zusammenzufallen und wimmerte und Jerghar musste sich zwingen, sie nicht erneut zu prügeln. Das fiel ihm schwer, aber er rief sich die Beschränktheit des Wesens ins Gedächtnis.
Nacht und Dunkelheit waren die Umgebung von Krahana und ihren Kreaturen. Jerghar selbst konnte zwar Licht ertragen, obwohl das Sonnenlicht selbst ihm wehtat und ihn leicht benommen machte, trotz des Amulettes, das Varnaythus ihm gegeben hatte. Es sollte ihn gegen diese Schwäche schützen und andere daran hindern, seine seltsam verlängerten Eckzähne zu bemerken. Die Shardohns jedoch beeinträchtigte Licht weit mehr, und selbst wenn sie vor unmittelbarem Sonnenlicht geschützt wurden, waren sie tagsüber ungelenk und langsam
und dumm.
»Nenn mir den Ort, wo sie sich jetzt befinden!« Er sprach sehr langsam und deutlich, und der Shardohn merkte sichtlich auf, als hätte
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