Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
Vom Netzwerk:
auf der Zunge. Doch dann glättete sich seine Miene und er sah rasch weg.
    Bahzell verkniff sich ein verächtliches Schnauben. Die Windreiter, die zu den Warmen Quellen geeilt waren, hatten nicht gewusst, was sie bei ihrer Ankunft erwartete. Doch ganz gewiss war kein Einziger von ihnen auf den bizarren Anblick eines Hradani-Windreiters vorbereitet gewesen. Alle, einschließlich ihrer Windrenner, hatten höchst ungläubig reagiert, und bei einigen war an die Stelle dieser ursprünglichen Fassungslosigkeit rasch Ungläubigkeit, Wut und sogar offener Widerwille getreten.
    Bahzell erlebte eine solche Erwiderung nicht zum ersten Mal, seit er ein Paladin des Tomanâk geworden war. Und diesmal
gab es zugegebenermaßen weit mehr Grund für diese Ablehnung als bei den früheren Fällen. Die Sothôii teilten, im Gegensatz zu vielen feindseligen Menschen, auf die er im Königreich der Axt und den Frontreichen getroffen war, eine wahre Historie gegenseitigen Abschlachtens mit den Hradani. Und ihre Windrenner ebenso. Bahzell kam mit Hass viel besser zurecht, wenn er eine echte Grundlage hatte und nicht nur auf ignoranter Wüterei beruhte.
    Glücklicherweise gab es diesmal auch noch einen anderen, sehr entscheidenden Unterschied. Nämlich Walsharno, seine Schwester Gayrfressa und die anderen überlebenden Windrenner der Warmen Quellen.
    Bahzell hatte schnell herausgefunden, dass Windreiter ebenso stur und dickköpfig Gegebenheiten missachten konnten, die ihnen nicht gefielen, wie alle anderen, auch Menschen, und besonders Hradani. Er vermutete, dass Windrenner noch weit störrischer waren, allerdings auf eine gänzlich andere Art und Weise. Die vielleicht etwas mit ihrem Herdensinn zu tun hatte. Das wusste er nicht, noch nicht, dafür hatte er jedoch etwas anderes festgestellt. Wenn ein Windrenner einem anderen gegenüber etwas als wahr erklärte, war die Sache damit erledigt. Nach dem, was er seinen Gesprächen mit Walsharno entnommen hatte, war den Windrennern so etwas wie Lüge oder selbst eine einfache Übertreibung bei der Verständigung mit einem anderen Windrenner vollkommen fremd. Sie logen einfach nicht, ja, sie wussten nicht einmal, wie sie das hätten tun sollen. Natürlich konnten sie sich irren, und sie stimmten auch nicht immer in ihren Deutungen eines Vorfalls oder einer Idee überein, aber sie dachten sich nichts aus.
    Bahzell konnte sich sehr gut ausmalen, zu welchen Verwirrungen diese selbstverständliche Ehrlichkeit führen konnte, aber sie besaß unzweifelhaft auch ihre Vorteile. Die Windreiter mochten vielleicht seinen Rang als Paladin anzweifeln oder seine Eignung als Windreiter in Frage stellen, die Windrenner
taten das jedoch nicht. Und wie Luthyr Kriegshorns Mienenspiel deutlich gezeigt hatte, war die Geduld eines Windrenners mit seinem Windreiter keineswegs grenzenlos.
    Natürlich würde der Rüffel seines Windrenners Kriegshorns Meinung nicht von heute auf morgen ändern. Der dunkelhaarige, stämmige Windreiter schien sich nicht einmal darüber klar zu sein, welche Vorstellung er ungeheuerlicher fand: einen Hradani als Windreiter, einen Hradani als Paladin, oder ein ganzes Hradani-Ordenskapitel des Tomanâk. Wenn ihm sein Windrenner, Sir Kelthys und drei andere Windreiter nicht fast beide Arme ausgekugelt hätten, um ihn mitzuschleppen, würde er vermutlich noch immer in einer Ecke von Sir Edinghas’ Herrenhaus hocken und schmollen.
    Was Bahzell weit besser gefallen hätte, das musste er zu seinem eigenen Verdruss zugeben. Kriegshorn hatte sich nicht gerade ins Herz des Pferdediebs geschmollt.
    »Wenn ich zusätzliche dickköpfige Narren ›angeschleppt‹ habe«, fuhr Sir Kelthys fort, »dann nur deshalb, weil ich Leute finden wollte, mit denen Ihr etwas gemeinsam habt, Milord Paladin.«
    »Das kann ich gut verstehen«, erwiderte Bahzell lächelnd. »Trotzdem habe ich seit gestern Abend keinen ausgefeilteren Plan entwickelt.«
    »Sollten wir vielleicht Späher aussenden?« Die Frage kam von Shalsan Kriegslampe, einem anderen frisch eingetroffenen Windreiter. Der Sothôii hatte blonde Haare, dunkle Augen und war sehr bereitwillig, schneller zu bejahen, was und wer Bahzell war.
    »Gegen einen anderen Feind, sicherlich«, antwortete Bahzell. »Aber gegen diesen …?« Er schüttelte den Kopf und legte die Ohren an. »Alle ›Späher‹, die wir benötigen, befinden sich hier oben.« Er tippte sich an die Stirn. »Ich will keinen von unseren Leuten allein vorausschicken. Das, was wir jagen, würde jeden

Weitere Kostenlose Bücher