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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nickte nur stumm.
    Deilava wusste nicht, was sie sagen sollte. Jede Elfe und jeder Elf konnten zu den Geistern sprechen. Auf einige Stimmen hörten sie besser als auf andere. Nur sehr wenige Elfen vermochten jedoch eine so starke Verbindung herzustellen, dass sie bis in die Welt der Geister sehen konnten. Es waren hoch angesehene Vermittler und Weise; jede Sippe, die einen solchen in ihrer Mitte hatte, konnte sich geehrt fühlen. Dass ein Troll eine solche Verbindung eingehen konnte, nicht nur mit irgendeinem Geist, sondern mit dem des ganzes Flusses, erschien ihr unmöglich. Aber sie sah in Karns Augen keine Unwahrheit.
    »Und dann, als wir sie fanden, mussten wir sie aus der Gefangenschaft befreien. Dort waren Tuun und auch Elfen, aber anders als ihr. Sie haben uns mit Magie angegriffen, und ich konnte es spüren, und ich glaube, ich habe mich sogar dagegen gewehrt.«
    Deilava sah zu Boden, unsicher, wie viel sie preisgeben sollte.
    »Die Elfen außerhalb des Waldes leben anders als wir«, erklärte sie vorsichtig. »Und sie sprechen nicht zu den Geistern. Sie nutzen ihre Macht für ihre Magie, aber nicht, indem sie um ihre Hilfe bitten, sondern…«
    Sie verstummte. Der uralte Zwist ihres Volkes war kein Thema für dieses Gespräch, und es ging den Troll nichts an. Dass die Elfen der Steppe an den Methoden der Hochzeit der Großen Einheit festhielten und nicht aus den Fehlern ihrer Vorfahren gelernt hatten, würde ihrem Teil des Volkes immer ein Rätsel bleiben. Es konnte nichts Gutes dabei entstehen, wenn man die Macht der Geister stahl, sie unterwarf und in Dienst zwang.
    Die Elfen der Steppen hatten die alten Städte niemals aufgegeben. Sie waren nicht zu den uralten Traditionen des Volkes zurückgekehrt, nach denen es vor der Großen Einheit gelebt hatte, anders als die Elfen des Waldes. In ihren Städten praktizierten sie die überlieferten Riten und erinnerten sich an längst vergangene Größe. Viele gab es nicht mehr, und es hieß, dass es mit jedem Jahr weniger wurden. Doch sie verfügten noch über große Macht und über mindestens ebenso große Arroganz. Sie betrachteten sich selbst als die wahren Elfen, die den anderen Völkern wie wohlmeinende Eltern entgegentraten, sich stets der eigenen Überlegenheit bewusst. Es gab viele, die das Auftreten der Elfen aus den Städten reizte, und sie hatten wenige Freunde.
    Karn riss sie aus ihren Gedanken: »Als ich dich entdeckt habe, war es wie ein Rauschen von Wind in meinem Kopf.«
    Deilavas Miene verfinsterte sich bei der Erinnerung an ihren Kampf, und ihr Leib versteifte sich.
    »Die Geister sprechen zu dir«, erklärte sie dennoch. »Auch wenn du sie nicht darum bittest. Oder vielleicht tust du es auch?«
    »Nein!« Karn schüttelte wild den Kopf. So heftig war seine Reaktion, dass Deilava vermutete, dass mehr dahinterstecken musste. »Ich habe mir das nicht ausgesucht! Ich wollte und will das nicht. Kannst du machen, dass es aufhört?«
    Der Troll blickte sie beinahe flehentlich an. Ein neues Gefühl stieg in ihr auf: Mitleid.
    »Nein«, sagte sie leise. »Das steht nicht in meiner Macht. Ich denke nicht, dass es irgendjemanden gibt, der das könnte.«
    Mit einem Seufzen erhob sich Karn.
    »Aber das ist nicht schlimm«, fügte sie schnell hinzu. »Es ist keine Strafe, es ist ein Geschenk. Ein sehr seltenes, kostbares Geschenk. Was du mir berichtet hast… Nur wenige haben so etwas erlebt.«
    »Für mich ist es kein Geschenk«, entgegnete Karn finster. »Im Gegenteil. Es ist ein Fluch. Kein Troll ist so, niemand ist wie ich. Ich bin allein unter den Meinen, und wenn sie wüssten, was mit mir geschieht…«
    Er verstummte, warf ihr einen vorsichtigen Blick zu.
    »Was wäre dann?«
    Es fiel ihm sichtlich schwer, ihr zu vertrauen. Dann aber rang er sich dazu durch. »Wir Trolle mögen keine Magie. Viele fürchten sie.«
    Es gelang Deilava, ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, und im Stillen fragte sie sich, ob ihr dieses Wissen noch nützlich sein könnte.
    »Ich muss gehen.« Karn wandte sich schon ab, dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Eines noch: Was meintest du damit, es sollte nicht schwierig für mich sein, einen Zwerg zu sehen?«
    Zorn brodelte in ihr hoch, und Deilava verschränkte die Arme vor der Brust. »Na, was schon? Ihr Trolle seid doch mit ihnen verbündet. Oder kämpft sogar für sie.«
    Überrascht zog Karn die Stirn in Falten. »Nein, wir haben keine Verbündeten. Wir sind Trolle, wir kämpfen für niemanden außer uns

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