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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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selbst.«
    »Du musst nicht lügen«, entfuhr es Deilava in scharfem Tonfall. »Ich war in Ke’leth, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Zwerge waren an dem Angriff dort beteiligt.«
    »Ke’leth?«
    »Die Stadt der Eleitam, die ihr überfallen habt? Wo ihr alle Bewohner massakriert habt? Kennt ihr nicht einmal die Namen der Orte, die ihr verwüstet?«
    Betroffen schwieg Karn. Er schien etwas sagen zu wollen, besann sich dann aber und stapfte geduckt durch die Tür, die sich mit einem dumpfen Schlag hinter ihm schloss.
    Im Zwielicht ihrer Zelle wollte es Deilava nicht gelingen, sich darüber zu freuen, dass sie das letzte Wort gehabt hatte. Sie wollte höhnisch grinsen, fühlte sich aber den Tränen näher.
    Karn war kein Troll, wie sie sich Trolle vorgestellt hatte, und vielleicht war er ihre beste Möglichkeit, diese schreckliche Situation zu überleben, aber er war immer noch ein Teil der Horde, die Tod und Vernichtung gebracht hatte. Er war immer noch ein Troll.

43
    E s war ein unbekanntes, Furcht einflößendes Gefühl, nicht einmal mit Ruk reden zu können. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Karn nicht, an wen er sich wenden sollte. Bislang war sein Bruder immer für ihn da gewesen, und er hatte ihm alles erzählen können. Doch nun nicht mehr.
    Ziellos wanderte er durch die Straßen der Stadt, wich Trollen aus, fand sich schließlich an einem der Tore wieder. Die Sonne stand schon tief am Himmel, als er hinaustrat und alles hinter sich ließ.
    Fast alles.
    »He!«
    Karn wandte sich um und sah Zega, die ihm zuwinkte und dann gemütlich auf ihn zulief. Die Trollin lächelte und gesellte sich zu ihm. »Gehst du auf die Jagd?«
    »Äh, nein.«
    Forschend blickte sie ihm ins Gesicht. Sie hatte dunkle Augen, die Karn für einen Herzschlag gefangen nahmen, ehe er sich losriss.
    »Was dann?«
    »Ich wollte mir ein wenig die Gegend ansehen«, log er. Die Wahrheit wollte er ihr nicht sagen, weil sie lediglich mehr Fragen herausgefordert hätte. Eigentlich wollte er nur allein sein, um endlich in Ruhe nachdenken zu können. Er suchte Stille.– Für Trolle, die ihren Trost stets in der Gemeinschaft fanden, ein seltsames Anliegen.
    »Oh, gut.« Sie zögerte kurz. »Ich könnte mitkommen.« Auf ihren Lippen war da immer noch das Lächeln, und sie sah ihn mit großen, fragenden Augen an.
    Ihr Angebot freute ihn ein wenig. Aber es konnte seine dunkle Stimmung nicht vertreiben. »Ich komme schon allein zurecht«, erwiderte er kühler, als er wollte.
    Ihr Lächeln erstarb. »Auch gut.« Jetzt war ihre Stimme ebenfalls kalt. Sie sah sich suchend um, wies mit dem Kopf zurück auf die Stadt. »Ich gehe dann wieder rein.«
    Stumm nickte Karn, schon wieder in Gedanken versunken. Sie wandte sich ab, ging schnellen Schrittes zurück, ließ ihn allein. So passte es ihm gut. Die Trolle waren in der Stadt, eine große Gemeinschaft, nur er war allein vor den Toren, ausgeschlossen, vergessen.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, stapfte er davon, folgte seinem langsam länger werdenden Schatten.
    So sehr war er mit sich selbst beschäftigt, dass ihm erst in den Hügeln bewusst wurde, was er getan hatte.
    »Du Dummkopf«, schalt er sich selbst. »Sie wollte dich begleiten…«
    Der Gedanke daran ließ sein Herz schneller schlagen, und für einen Moment war die Dunkelheit in ihm vergessen. Dann jedoch erinnerte er sich daran, was mit ihm geschah. Es war richtig, Zega nicht an sich heranzulassen, denn er wusste nicht, wie es weitergehen würde oder sollte. Er konnte ihr nicht die Bürde aufladen, die ihm auferlegt worden war. Verfluchte Geister!
    Tief in Gedanken versunken, folgte er keinem bestimmten Weg, sondern einfach seinen Instinkten. Vielleicht war es der Ruf der fernen Heimat, der ihn ereilte, denn er ging bald in Richtung der Berge, schlug einen weiten Bogen um die Stadt der Eleitam und genoss das Gefühl, bergauf zu marschieren.
    Das Laufen tat ihm gut, aber es half ihm nicht dabei, Ordnung in seine wirren Gedanken zu bringen. Noch immer wusste er nicht, was er tun sollte. Was er tun konnte.
    Irgendwann kehrten sich seine Gedanken ab von den Geistern. Stattdessen kamen ihm Deilavas Worte in den Sinn: Zwerge waren an dem Angriff dort beteiligt . Von einem Ort namens Ke’leth hatte er tatsächlich noch nie gehört, aber da er kaum Namen von Dörfern und Städten kannte, wunderte ihn das nicht. Sie sagte, die Stadt sei von Trollen überfallen worden. Wenn er ihren Worten Glauben schenkte, und er hatte keinen Grund, es nicht zu

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