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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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genau so gewesen.«
    »Und wenn schon«, mischte sich Rada wieder ein. »Du hast es selbst gesagt, er musste weit ziehen, und es war ein gefährlicher Weg. Immer wieder gibt es Träumer, die über die Berge ziehen, weil sie an solch ein Land der Wunder glauben. Die wenigsten kehren zurück.« Sie trat auf Truk zu, der vor ihr zurückwich. »Da oben ist es eisig kalt, so kalt, dass Trolle nachts einfach erfrieren. Es gibt keine Beute zum Jagen. Im Winter ist der Schnee so hoch, dass die Berge unpassierbar sind, im Sommer donnern die Lawinen in die Täler hinab. Es gibt Spalten, in denen ein ganzer Trollstamm verschwinden kann.«
    Offenbar wusste Truk nicht, was er darauf erwidern sollte.
    Stattdessen nickte Karn. »All das ist wahr. Der Weg über die Berge ist hart. Ein Stamm könnte ihn vielleicht schaffen, vielleicht auch mehr. Aber wir alle? Niemals.«
    »Was belästigst du uns dann damit?«
    »Weil es noch einen anderen Weg gibt.« Karn grinste breit, als er die Verblüffung der Anführer sah. »Einen besseren Weg.«
    Er ließ diese Enthüllung geschickt einige Momente lang wirken.
    »Was? Wo ist dieser Weg?«
    »Unter den Bergen, durch Tunnel und Höhlen, bis hinein in das Land jenseits der Berge.«
    Wieder redeten die Anführer durcheinander. Karn lächelte versonnen, aber Deilava dachte stumm bei sich, dass die Trolle keinen Anstand besaßen. Anstatt alle Meinungen zu hören und abzuwägen, riefen und stritten sie, als gälte nur die lauteste Stimme etwas. Und das Chaos wurde sogar noch lauter. Zwei Anführer standen einander direkt gegenüber, die Fäuste erhoben, und brüllten sich gegenseitig Beleidigungen ins Gesicht.
    »Komm«, flüsterte Karn und zwinkerte ihr zu. Er bahnte sich eine Gasse durch die Versammlung, und Deilava schloss sich ihm an. Etwas abseits, weit genug weg, dass die lauten Stimmen nicht mehr alles übertönten, kniete sich Karn auf den Boden, wie er es in ihrer Zelle immer getan hatte. Diesmal kniete Deilava in derselben Haltung ihm gegenüber nieder.
    »Sie werden sich ein wenig streiten. Vielleicht wird es ein, zwei Kämpfe geben«, erläuterte Karn den Vorgang. »Aber nichts Ernstes.«
    Wie er glauben konnte, dass sich prügelnde Anführer nicht ernst waren, erschloss sich Deilava nicht, aber sie nickte. »Werden sie dir folgen?«
    »Mir?« Karn lachte. »Nein, ich bin kein Anführer. Aber vielleicht hören sie auf meinen Rat. Wenngleich nicht alle.«
    Er sah zu ihnen hinüber. Sein Bruder stand immer noch in der Mitte, breitbeinig über Regvald, der vollkommen vergessen dasaß.
    »Einige werden in ihre Heimat zurückkehren. Möglicherweise bleiben andere tatsächlich hier oder schließen sich sogar Israk an.«
    Das konnte Deilava kaum glauben, und Karn musste das Unverständnis auf ihrem Antlitz gesehen haben, denn er fuhr fort: »Du musst wissen, dass das Leben hier gut war. Viel Fleisch, keine Not.«
    Bilder von erschlagenen Eleitam tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, tote Elfen, zerstörte Städte.
    »Für euch vielleicht nicht«, murmelte sie leise.
    »Für uns nicht«, bekräftigte Karn. »Ein paar werden das nicht aufgeben wollen. Sie verstehen nicht, dass es zum Krieg kommen wird, wenn sie bleiben. Und selbst wenn, sie fürchten keine Feinde. Trolle haben keine Angst vor einem Kampf.«
    »Und der Rest?«
    »Den führt mein Bruder an der Spitze seines Stammes in das neue Land, das von Bergen umgeben ist und uns eine gute Heimat sein kann.«
    »Das Land des Weißen Bären.«
    Karn lächelte. »Ja.«
    Deilava beugte sich zu ihm vor. »Hast du ihnen davon erzählt?«
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Wenn die Zeit reif ist. Noch ist sie es nicht. Es gibt schon zu viel, was sie sich durch den Kopf gehen lassen und irgendwie verkraften müssen. Dies wäre kein guter Zeitpunkt.«
    »Nicht einmal deinem Bruder?«
    Unsicher biss sich Karn auf die Unterlippe.
    »Er wird es als Erster erfahren«, sagte er nach einiger Zeit. Dann hellte sich seine Miene auf. »Und du? Kehrst du in deine Heimat zurück?«
    Sein Lächeln war ansteckend. Deilava nickte glücklich. »Ja, so bald ich kann. Der Weg ist weit, aber auch er besteht nur aus einzelnen Schritten. Und diesmal werde ich dort bleiben.«
    Beinahe hätte sie sich vorgebeugt und die Hand auf den Arm des Trolls gelegt. Es war erstaunlich, wie nah die gemeinsame Begegnung mit dem Weißen Bären sie einander gebracht hatte. Sie würde die Weisen aufsuchen, um mit ihnen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Aber das lag alles in der Zukunft.

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