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Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]

Titel: Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aufgewühlt und matschig, Büsche und Gras waren zertrampelt, sogar zwei Bäume waren umgestürzt. Der Teich war nur noch eine trübe, schlammige Brühe. Deilava hätte viel darum gegeben, diesen Ort in seiner einstigen Schönheit und Pracht zu sehen.
    »Ich habe dich was gefragt«, erklärte Karn und versetzte Regvald einen leichten Tritt mit dem Fuß. »Also, hast du Israk beraten?«
    Der Zwerg nickte kaum merklich mit dem Kopf und hauchte ein »Ja«.
    Siegesgewiss blickte Karn sich in der Runde um. »Da hört ihr es. Israk hat uns auf Befehl der Zwerge hierhergeführt. Es war alles nur eine Lüge, ein übler Trick. Wir haben unsere Heimat verlassen, um für solche wie ihn zu kämpfen.« Er deutete auf Regvald.
    Deilava wusste nicht, was Ruk dem Zwerg gesagt hatte, dass er so schicksalsergeben antwortete, aber es schien seinen Willen gebrochen zu haben. Er war kein mutiger Krieger des Kleinen Volkes, der lieber starb, als sich zu ergeben.
    »Und jetzt?« Eine große Trollin trat vor. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir suchen einen Plan, Rada«, knurrte Ruk.
    Sofort wurden Stimmen laut. Die Anführer redeten durcheinander, ohne auf die Worte der anderen zu achten. Einige plädierten dafür, in die hohen Berge zurückzugehen. Andere wollten in den Ebenen bleiben und sich in dem fruchtbareren Land ansiedeln. Manchen waren sogar Israks Taten egal, und sie wollten seine Pläne weiterführen.
    »Warum gute Beute aufgeben, nur weil das, was wir tun, auch anderen nützt?«, fragte einer. »War es nicht einfach, uns zu nehmen, was wir brauchen?«
    »Es wird nicht so bleiben«, erwiderte Karn ruhig. »Die Völker werden sich gegen uns erheben. So wie sie sich gegen die Zwerge erhoben haben.«
    Der Anführer schnaubte. »Dann kämpfen wir gegen sie. Wir sind keine Zwerge, wir werden siegen.«
    Karn wiegte den Kopf hin und her. »Vielleicht. Aber selbst wenn, dann ist es keine gute Jagd mehr. Viele Trolle werden sterben, gute Jäger. Und wozu? Was bringt es den Stämmen, wenn sie gegen Feinde kämpfen, die keine Beute geben?«
    Die versammelten Stammesanführer waren nicht nur die Größten und Stärksten unter den Trollen, sondern Deilava bemerkte, dass sie auch nicht unbedingt die Dümmsten waren. Sie führten ihre Stämme, sorgten sich um sie, sicherten ihr Überleben. Karns Worte fanden Gehör.
    Sie war überrascht, wie unterschiedlich die Trolle aus der Nähe waren. Zu Beginn hatten sie alle gleich ausgesehen, doch je länger sie sie betrachtete, desto mehr Unterschiede nahm sie wahr. Die Farbe ihrer Haut reichte von dunkelstem, fast schwarzem Grau bis zu einem hellen Braun. Ihre Größe variierte stark, und die allergrößten waren wahrhaft gewaltig. Sie hatten Hauer, die aus ihren Kiefern ragten, aber nicht bei zwei Trollen war die Anordnung genau gleich. Ähnlich verhielt es sich mit den Hörnern.
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, begann Karn jetzt langsam und vorsichtig. Er ließ seinen Blick im Kreis der Trolle wandern. Einige zogen die Stirn in Falten, andere schüttelten verwirrt den Kopf.
    »Und welche?«, fragte Rada.
    Karn deutete nach Norden, in Richtung der Berge, die sich in der Ferne am Horizont abzeichneten, gehüllt in graue Wolken.
    »Es gibt ein Land jenseits der Berge. Ein gutes Land, ein wildes Land, wie geschaffen für Trolle.«
    Rada schnaubte. »Geschichten, für Trolljunge!«
    »Nein«, widersprach Karn und rief einen jungen Jäger zu sich. »Truk!«
    Selbst Deilava konnte sehen, dass dieser Troll noch nicht viele Sommer erlebt hatte. Seine Züge waren zu glatt, sein Blick von der Last der Erfahrung ungetrübt.
    »Erzähl ihnen von dem Land.«
    Der Troll mochte jung sein, aber er wusste, wie man eine Geschichte erzählt. Deilava lauschte, wie er von einem Vorfahren berichtete, der über die Berge gestiegen war und dahinter ein schier wunderbares Land gefunden hatte. Vor ihrem inneren Auge entstanden Bilder, nicht allein durch Truks Worte, sondern von ihnen geweckt. Das Land des Weißen Bären, das Karn und sie gesehen hatten. Es war ein gutes Land, geschützt von Bergen in allen Himmelsrichtungen, fruchtbar und alt, Domäne des Weißen Bären, seine Heimat, dort, wo sein Herz schlug.
    Doch während jedes Detail von Truks Erzählung Bilder in Deilavas Vorstellung zauberte, blieben die meisten Trolle skeptisch.
    »Geschichten, die sich deine Mutter ausgedacht hat, Jungchen«, brummte ein massiger Troll und schlug sich klatschend auf den Bauch.
    »Nein«, protestierte Truk hitzig. »Es ist

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