Die dunkle Seite des Mondes
ist, was dich bedrückt?« Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. Er schaltete den Helmfunk ab und bedeutete ihr, dasselbe zu tun. Sie brachten die Visierscheiben zusammen. »David Laird«, sagte er, die Stimme gedämpft hinter dem Glas. »Die Aufzeichnungen deines Mannes haben dir zu schaffen gemacht.« »Colonel David Laird«, sagte sie verächtlich. »Er war immer eine Rangstufe über mir, von Anfang an, und er hat es mich spüren lassen.« »Er wirkte nicht überheblich«, sagte Skudder nachdenklich. »Eigentlich machte er einen sympathischen Eindruck.« Sie dachte an das schiefe, jungenhafte Lächeln, und wieder ballten sich ihre Fäuste. »Vergiß es«, sagte sie. »Vergiß ihn! Ich habe es auch getan.« »Klingt nicht danach.« Sie verzichtete auf eine Antwort. Es hatte wenig Sinn, etwas abzustreiten, das offensichtlich war. »Warum bist du seine Frau geworden?« fragte Skudder sanft. »Ich habe mich von ihm getrennt«, sagte sie heftig. »Das war nicht die Frage«, sagte Skudder und nahm ihre Hand. Sie riß sich los und unterbrach den Kontakt. Er sah sie geduldig an. Schließlich neigte sie den Kopf wieder nach vorn. »Ich bin auf deiner Seite«, sagte er ruhig. Charity seufzte. »Entschuldige bitte«, sagte sie. »Ich bin manchmal wirklich unausstehlich, was?« »Und ich schnarche«, versetzte er ungerührt. Sie mußte lachen. Ein paar Sekunden lang gönnte sie sich den Luxus, einfach nur neben ihm zu sitzen und an gar nichts zu denken. »Ich habe ihn auf dem Mond kennengelernt«, sagte sie zögernd. »Damals wurde ich noch ausgebildet. Himmel, ich war ein Kadett, restlos begeistert und ohne jede Spur von gesundem Menschenverstand. David … er war …« Sie seufzte. »Er war ein ruhender Pol, jemand, bei dem ich Zuflucht fand, wenn mir die Dinge wieder mal über den Kopf wuchsen. Also habe ich ihn geheiratet.« »Was ist schiefgegangen?« »Ich bin erwachsen geworden.« Sie bewegte unbehaglich die Schultern in ihrem Druckanzug. »Eine Weile nachdem ich wieder auf die Erde versetzt worden war, erkannte ich, daß David mit seinen eigenen Problemen sehr viel schlechter zurechtkam als ich mit meinen Schwierigkeiten. Die Trennung hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Irgendwie ist uns die Sache aus der Hand geglitten … Drei Sekunden Wartezeit sind eine tödliche Sache bei einem Ehestreit.« Sie lachte bitter. »Wir hätten uns besser Briefe schreiben sollen.« Einige Herzschläge hing sie ihren Gedanken nach. »Weißt du, es ist besonders schlimm, wenn man einfach nicht dahinterkommt, was eigentlich falsch gelaufen ist. Da ist nichts, worauf man mit dem Finger zeigen kann und sagen: ›Hier, das ist es.‹« Sie nahm seine Hand. »Und nach ein paar Jahren sieht es so aus, als wäre es eines Tages einfach vorbei gewesen.« Er sagte nichts, und sie war ihm dankbar dafür. Sie richtete sich auf und versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. »Laß uns ein andermal davon sprechen, ja?« bat sie ihn. Er nickte und sah sich um. Harris und Dubois standen noch immer am Rand der Plattform. »Ich frage mich die ganze Zeit, was diese Sache mit den Eiern zu bedeuten hat«, sagte er. »Es war jedenfalls keine Panne«, sagte Charity grimmig. »Kias hat nicht den Hauch einer Reaktion gezeigt.« »Kias nicht«, meinte Skudder, »wohl aber Dubois.« Sie musterte ihn erstaunt. »Du hast mich mit deinem Mißtrauen nicht angesteckt«, verteidigte er sich. »Ich habe mir gedacht, es kann nicht schaden, genau hinzusehen.« »Dubois weiß etwas«, sagte Charity gedehnt. »Sieh mal an.« »Vielleicht ist sie auch nur genauso zufällig über das Gelege gestolpert wie wir«, wandte Skudder ein. »Möglich«, sagte Charity ohne Überzeugung. »Ebensogut kann es Absicht gewesen sein, daß wir unsere Fracht entdeckt haben. Ich frage mich, was die Jared damit bezweckt haben, ein paar Eier in die Hände ihrer Feinde zu spielen.« »Stoßtrupp-Unternehmen unter Insekten?« witzelte Skudder. »Wer weiß. Ich schätze, unsere Verbündeten würden sich nur sehr ungern auf uns verlassen müssen. Nicht auszuschließen, daß sie noch ein paar Eisen im Feuer haben, für den Fall, daß wir scheitern.« »Oder die Seiten wechseln.« Er erwiderte ihren Blick. »Unfreiwillig, meine ich.« »Du meinst, sie haben uns etwas über den Shait verschwiegen«, sagte sie nachdenklich. Er grinste. »Paranoia scheint heutzutage eine gesellschaftsfähige Lebensphilosophie zu sein. Nehmen wir an, die Jared wissen gar nicht
Weitere Kostenlose Bücher