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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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umgekehrt.
    »Okay«, sagte sie. »Kommen wir zu Üsker.«
    »Üsker. Netter, einfacher Bursche. Testfahrer bei Ford, daher kannte ich ihn. In der Türkei geboren, sprach aber ausgezeichnet deutsch. Wußte alles über Autos, absolut alles! Seine Schuld warʹs sicher nicht, daß sie ihn rausgeworfen haben und er plötzlich auf der Straße stand. Ich erzählte ihm von meinen Plänen. Er fragte, ob sie bei der Legion auch Fahrer brauchten, und die brauchten sie natürlich in besonderem Maße.«
    »Womit das Trio infernale geboren war.«
    »Sie schmeicheln. Fahrer und Techniker. Nicht sehr infernalisch.
    Marmann schon viel eher. Der blühte auf und entwickelte Fähigkeiten, die ich ihm nie zugetraut hätte. Ich wußte, daß er ein ausgezeichneter Schütze war, nicht aber, daß er sich unsichtbar machen konnte, wenn er wollte. Ein Taktiker mit Treffergarantie. Die Sorte intelligenter Kämpfer, den man hoffentlich nie zum Gegner haben wird.«
    »Und? Haben Sie ihn jetzt zum Gegner?«
    »Nachdem feststand, daß wir zur Legion gingen«, fuhr Bathge fort, ihre Frage ignorierend, »beschloß Marmann, vor seinem Abgang schnell noch mal das große Ding zu drehen. Das war ein Fehler. Sie schnappten ihn, und natürlich hatten wir anderen keine Lust, vier oder fünf Jahre zu warten, bis sie ihn wieder rausließen.
    Also verdingten wir uns ohne ihn. Aber dann gelang es ihm zu fliehen, und er kam schneller nach, als wir gedacht hatten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ... Freunde?« Er runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Mir ist unklar, ob uns je so etwas wie Freundschaft verbunden hat oder nicht eher eine zweckgerichtete Komplizenschaft, die irgendwann ihren Sinn einbüßte und ins Gegenteil umschlug. – Ja, ich denke, falls er noch lebt, dann habe ich ihn jetzt zum Gegner.«
    »Falls er noch lebt?« rief Vera überrascht. »Sie haben mir nie gesagt, daß er tot sein könnte.«
    Bathge gestattete sich den Anflug eines Lächelns.
    »Ich habe Ihnen das meiste nicht gesagt.«
    Er machte eine Pause.
    »Anfang neunzig«, fuhr er fort, »entschloß sich Fouk, dessen Name Ihnen mittlerweile ein Begriff sein dürfte, ZERO aufzubauen.
    Eine Spezialistentruppe. High‐Tech‐orientiert. Bei ZERO konnte man wirklich viel verdienen! In den Ohren vieler klang das besser als die ewigen Lieder der Legion. In meinen auch. Binnen kurzem hatte Fouk der Legion die besten Leute abgeworben.«
    »Unter anderem Sie, Üsker und Marmann.«
    »Sie müssen verstehen, das Einsatzgebiet war extrem verlockend!
    Bush hatte mächtig mit dem Säbel gerasselt, und jeder bei ZERO hoffte, der Irak würde das Ultimatum der Amerikaner verstreichen lassen, ohne sich aus Kuwait zurückzuziehen. Fouk baute auf Saddams Sturheit und behielt recht. Über Nacht waren wir im Geschäft und arbeiteten wieder als Team. Üsker, Marmann und ich.«
    Er biß sich auf die Unterlippe.
    »Sparen wir uns die Einzelheiten. Am letzten Tag dieser Farce von Krieg näherten wir uns einem Luftlandestützpunkt nahe der irakischen Grenze. Im Grunde war alles gelaufen. Keiner von uns war reich geworden, aber es genügte, um irgendwo wieder Fuß zu fassen. Marmann hatte signalisiert, weiterkämpfen zu wollen. Jugoslawien, da tat sich einiges. Üsker und mich zog es zurück nach Köln. Wir fuhren durch Terrain, das militärisch nicht viel hergab.
    Kaum zu erwarten, hier auf irakische Truppen zu treffen. – Aber dann stießen wir doch auf etwas.«

    »Was?«
    »Einen Konvoi. Das heißt, wir stießen auf die Überreste. Ein Raketenangriff, wie es schien. Wir stiegen aus, um den Schlamassel zu untersuchen. Als uns dämmerte, daß der Angriff offenbar erst kurz zuvor erfolgt war, bekamen wir es mit der Angst. Wir rannten zurück zu unserem Fahrzeug und machten uns davon, aber diesmal hatten wir das Pech auf unserer Seite. Keine Ahnung, warum überhaupt noch irakische Flugzeuge unterwegs waren, es hieß ja, alle Flugbasen Saddams lägen in Schutt und Asche. Aber was uns dann aufspürte, war eindeutig ein verdammter irakischer Jäger, und er eröffnete das Feuer, ohne lang zu fragen.«
    Bathge zog eine Zigarette aus der Packung und drehte sie zwischen den Fingern, ohne sie anzuzünden. Sein Blick war ins Leere gerichtet.
    »Üsker verfiel in Panik. Er machte alles falsch, was man nur falsch machen kann. Ich selber hatte keine Waffe, aber Marmann schoß zurück und holte das verdammte Ding vom Himmel. Er hat es tatsächlich geschafft, den Schweinehund abzuschießen.«
    Vera sah, wie sich die Zigarette

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