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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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zuzusehen!»
    Er blieb stehen und schaute ihr in die Augen. Pariser, die vorbeigingen, waren hingerissen von dem Mann und der Frau; es erschien ihnen wie ein Wunder, dass es in einer Stadt, die sich unter dem Gestank von Blut duckte, noch solche Liebe und solche Schönheit gab. Er lächelte sie an. «Betritt Ihr Onkel in Lazen je die Küche?»
    Inzwischen hatte sie sich an seine scheinbar belanglosen Fragen gewöhnt. Sie schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Besucht er je die Schmiede?»
    «Nein.»
    «Die Cottages?»
    «Nein. Warum?»
    «Sie schon.»
    Sie zuckte die Achseln. «Na und?»
    «Und wer weiß mehr über Lazen? Sie, die Sie sich alles ansehen? Oder Ihr Onkel Achilles, der sich nur zwischen vergoldetem Stuck bewegt?»
    Sie lächelte. «Ich lebe dort.»
    «Und Sie sehen alles. Man kann nicht durchs Leben gehen und so tun, als gäbe es nicht auch Dinge, die abscheulich stinken. Es muss wunderbar sein, bei einem prächtigen Abendessen zu sitzen, aber ist Ihnen die Freude daran verdorben, weil Sie vom Fett in der Küche oder vom Blut im Schlachthaus wissen?»
    Sie runzelte die Stirn. «Ich weiß nicht, ob ich Sie recht verstehe.»
    Er wies auf die Maschine. «Es gibt sie! Sie ist so wirklich wie Lazen!»
    Trotz des Sonnenscheins, der Paris wärmte, fröstelte es sie. «Wollen Sie mir damit sagen, das sei die Alternative zu Lazen?»
    Er lächelte. «Nein, Mylady. Die Alternative zu Lazen ist Auxigny. Sollen wir gehen?»
    Sie lief mit ihm durch Paris, und es kam ihr vor wie ein Traum, ein Abenteuer, die Verrücktheit der Liebe, die sie in das Herz des Bösen führte, in den Schrein des duc fou und zu dem, was jenseits der Straßen lag, die in Auxigny endeten.

21
    «Sie wissen, wo wir sind?» Sie nickte. Die Abenddämmerung hüllte die Bäume im Tal in Dunkelheit und füllte den Raum zwischen den Baumstämmen mit geheimnisvollen Schatten. Hinter dem nächsten Hügel lag das Château d’Auxigny, wo ihre Mutter die Kindheit verlebt hatte und das jetzt Unterschlupf der Gefallenen Engel war.
    Skavadale führte sie zwischen kleinen Heuschobern hindurch, in denen Heu trocknete. Die Kiefern in einiger Entfernung konnte sie schon riechen. Eine Saatkrähenkolonie zu ihrer Linken veranstaltete einen gewaltigen Lärm, sie kreischten wie Hyänen, als sie sich stritten und über ihren schwarzen Nestern durch die Luft sausten.
    Nachdem sie eine Bohlenbrücke über einen kleinen Bach überquert hatten, betraten sie den Wald.
    Dort erkletterten sie den höchsten Punkt, von dem aus man Auxigny sehen konnte. Wo Felsbrocken auf dem Hügel hervorstachen und ihnen den Weg versperrten, gab Skavadale ihr einmal oder zweimal die Hand, und die Berührung seiner warmen Haut war tröstlich.
    Der Hang wurde steiler, und er blieb öfter stehen, um ihr zu helfen. Bei ihrem Aufstieg durch den dunklen Kiefernwald kamen sie an den spröden weißen Knochen eines toten Raben vorbei, wenige vom Fuchs verstreute Federn lugten noch aus den Kiefernnadeln.
    Skavadale war schwer beladen mit zwei großen Ledertaschen, die er sich beide über die linke Schulter gebunden hatte. Zudem trug er einen Degen, zwei Pistolen und eine Patronentasche, und doch bewegte er sich so behände, als ginge er ohne Last. Es war ein frischer, strahlender Herbsttag, doch die Anstrengung des Aufstiegs ließ sie schwitzen wie an einem heißen Sommertag.
    Im Osten begann sich der Himmel, auf den zwischen den hohen Kiefern hier und da ein Blick zu erhaschen war, zu verdunkeln, während über ihnen, sich jenseits des Grats nach Westen ausbreitend, die Sonne die dünnen, hohen Wolken rötete. Skavadale führte sie rasch voran, denn er wollte den Grat erreichen, bevor die Sonne sank.
    Seine Hand zog sie ein letztes Hindernis aus Findlingen hinauf, und dann schien die Sonne ihr groß und rot in die Augen. Unter ihnen lag Auxigny.
    Wie ein geheimes Juwel, gewiegt von dunklen Hügeln, lag das Château d’Auxigny in seinem tiefeingeschnittenen Tal.
    Die untergehende Sonne tauchte die zwei Wassergräben in Zartrosa und strahlte purpurrot auf den Fenstern der Fassade. Die weißen Wände stiegen zu dem blauschwarzen Schiefer der spitzen Türmchen auf. Campion hatte fast erwartet, das Schloss niedergebrannt zu sehen, mit schwarzen, leeren Fensterhöhlen, doch es sah aus wie immer, schön und heiter, das stolze Zuhause der Ducs d’Auxigny, von dem bewaffnete Männer ausgeritten waren, wo Gesetze erlassen worden waren und das Gericht über die einfachen Sterblichen unter ihnen hereingebrochen

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