Die dunklen Engel (German Edition)
Unterschlupf aus Kiefernästen. Im Sommer nutzten die Schäfer die Hütte als Unterschlupf und Zuflucht vor Wölfen und schlechtem Wetter. Skavadale lächelte. «Ihr Zuhause für heute Nacht.» Sie bemerkte die Sorgfalt, mit der er seine Worte wählte. Ihr Zuhause, nicht seins. Er würde draußen schlafen, so wie er, seit sie die Roma verlassen hatten, jede Nacht ihre Tür bewacht hatte.
Er hatte etwas zu essen mitgebracht, Wasser und Wein. In der Hütte lag trockener Farn als Matratze. Draußen, wo die Wiese an einen Felsvorsprung grenzte, machte Skavadale ein Feuer, schürte die Flammen mit seinen sparsamen, geschickten Bewegungen. Und so saßen sie, als die Sonne ihr letztes prächtiges Licht auf den fernen Rand der Welt goss, vor den brennenden Kiefernzapfen und schauten zu, wie die Dunkelheit das Land unter ihnen bedeckte.
Lächelnd blickte sie ihn von der Seite an. «Ist es wirklich klug, hier ein Feuer zu machen?»
«Sie werden denken, wir wären Hirten, die ihre Herde von den Sommerweiden bringen.»
Es gab ein Kaninchen zu essen, Brot, Käse und Wein. Sie saßen am Rand der Lichtung, wo der Felsvorsprung noch die Hitze der Sonne gespeichert hatte. Hinter ihnen dröhnte das Wasser in seinem endlosen, schäumenden Fall.
Auxigny war verschwunden. Aus dem Gebäude, das einst vor Licht erstrahlt war, drang kein einziger Schimmer, kein Feuer wärmte die prunkvollen goldenen und weißen Räume.
Der Ort war beleuchtet. Campion konnte da, wo Fackeln brannten, die kleinen flackernden Punkte sehen. Ein kleines Licht kroch schmerzlich langsam die unsichtbare Linie einer Straße entlang; eine Kutsche, die Auxigny spät erreichte.
Während sie aßen, waren sie seltsam schweigsam.
Campion wusste, warum. Sie waren durch Frankreich gereist, und die ganze Zeit war es so gewesen, als hätte es das Treffen in dem Tempel in Lazen nicht gegeben. Doch dieses Schweigen verriet, dass es nicht vergessen war. So langsam, so unerbittlich wie das Licht, das über die dunkle Straße auf den Ort zukroch, wusste sie, dass sie auf diesen Augenblick gewartet hatte.
Sie wusste es, und weil sie es wusste, sprach sie betont beiläufig. «Erzählen Sie mir, was morgen geschehen wird.»
«Noch einmal?» Er lächelte.
Sie zeigte in Richtung des verborgenen Schlosses. «Es kommt mir jetzt wirklicher vor.»
«Haben Sie Angst?»
«Nein, Mr. Skavadale. Ich komme heutzutage so oft nach Frankreich und spiele so häufig den Lockvogel für einen verrückten Haufen von Mördern.»
Leise lachend zündete er sich eine seiner dünnen Zigaretten an. Das Licht warf rote Schatten auf sein markantes Gesicht. Morgen, sagte er, würden sie vom Berg hinabsteigen, und sie sollte im Wald warten, während er Toby suchen ging, der sich in Auxigny verstecke und ihre Ankunft erwarte.
Sie dachte daran, wie höflich er in diesen Tagen gewesen war. Als wären sie schweigend übereingekommen, nicht über die Nacht im Park von Lazen zu reden. Nur einmal, als die Guillotine hinter ihr hochgezogen wurde und fiel, hatte er darauf angespielt. Höflich und mit taktvoller Förmlichkeit waren sie miteinander umgegangen.
Und inzwischen, fuhr er fort, müsse Toby eigentlich den alten Tunnel freigelegt haben, durch den le duc fou das Wasser überwunden hatte. In der nächsten Nacht, während die Gefallenen Engel Campion in dem erleuchteten Schrein beobachteten, werde Toby aus dem Dunkel der Krypta kommen, um sie von hinten zu töten, während Skavadale von vorne angreifen werde.
«Werden Soldaten dort sein?»
Er schüttelte den Kopf. «Nein.» Er zog an seiner Zigarette, und sie schaute zu, wie der Rauch in der Luft über dem Tal verblasste. Er zuckte die Achseln. «Ein paar vielleicht.»
«Ein paar?»
«Marchenoir ist ein wichtiger Mann. Er wird seine Heimat mit einer Eskorte beeindrucken wollen, aber die stört uns nicht. Die Männer wissen nichts von den Gefallenen Engeln und haben keinen Zugang zum Schrein.»
«Und wie verlassen wir den Ort?»
Er lachte. «Wir gehen hinaus. Wir zeigen unsere Papiere vor und gehen einfach hinaus.»
Sie starrte ihn an. Er war so zuversichtlich, so voller Selbstvertrauen. Sie dachte an die Guillotine, die Maschine, die jeden Tag wieder den Tod brachte, von der das Blut auf die Pflastersteine tropfte, und da verstand sie, dass er sie gezwungen hatte zuzusehen, damit sie das Entsetzen mit ansehen konnte, ohne Angst zu haben. Er ging durch den Schrecken hindurch, und er war voller Selbstvertrauen.
Doch Ababina hatte über seine
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