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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Tod war nah, als hockte er wartend in dem fensterlosen Schrein, und sie war froh, dass sie geliebt worden war, bevor sie in das Netz aus Stahl und Feuer trat. Der Wind schlug ihr die Hitze der Fackeln ins Gesicht und trieb ihr den beißenden Qualm von brennendem Teer in die Nase.
    Sie betrat die erste Brücke. Das Fackellicht flackerte auf dem dunklen Wasser. Soldaten säumten den schmalen Streifen Land zwischen dem Wassergraben des Schlosses und dem Wassergraben des Schreins.
    Sie betrat die zweite Brücke. Der Feuerschein schimmerte auf den hölzernen Pfosten. Die Schritte der Soldaten waren dicht hinter ihr. Sie starrte auf den Schrein und erinnerte sich daran, dass Lord Culloden etwas von dem Tod einer jungen Frau gebrabbelt hatte. Dies war der Ort des Todes, und es gab keine andere Möglichkeit, als ihn zu betreten.
    Das Trommeln hinter ihr war verstummt.
    Sie drehte sich zu ihren Verfolgern um. Der Kordon der Soldaten hatte sich zusammengezogen und das Schloss hinter sich gelassen, er umstellte nur noch den Schrein und seinen Wassergraben. Die Soldaten beobachteten sie schweigend, und die Flammen spielten auf ihren Bajonetten. Drei Männer standen auf der Zugbrücke, um die Türen des Schreins hinter ihr zu schließen, weitere an den Ketten der Zugbrücke, um sie gänzlich von der Außenwelt abzuschneiden, sobald die Türen des Schreins geschlossen waren.
    Sie würde ihnen ihre Angst nicht zeigen.
    Dann drehte sie sich um, stieg die Stufen hinauf und ging dahin, wo ihre Feinde sie haben wollten. Sie betrat den Schrein der Gefallenen Engel.

    Sie war allein.
    Krachend und mit ohrenbetäubendem Widerhall fielen die Türen hinter ihr ins Schloss.
    In dem Vorraum war es nahezu finster, das einzige Licht drang schwach durch eine offene Tür zu ihrer Linken.
    Als das gewaltige Krachen verhallt war, hörte sie Stimmen, wie aus weiter Ferne. Sie schienen aus dem schwachbeleuchteten Raum zu kommen, und Campion trat zwei Stufen hinauf, um hineinzusehen.
    Bis auf einen massiven Tisch war der Raum leer. An der gegenüberliegenden Wand war eine kleine Öffnung. Das Licht kam aus dem nichtverglasten Fenster.
    Die Stimmen wurden lauter und wieder leiser.
    Sie betrat den Raum, ging vorsichtig hinein, als erwartete sie, dass ihr dort etwas zustieß, doch der Raum barg keine Überraschungen. Durch das Fenster schaute sie in den marmornen Schrein.
    Skavadale stand mit dem Rücken zu ihr. Er war nackt. Sein schwarzes Haar war zusammengebunden, und der Ohrring schimmerte im hellen Licht, das eine sich vielfach überlappende Schattenkrone um seinen hochgewachsenen, muskulösen Körper warf. Er stand in der Mitte des Marmorfußbodens.
    «Wie heißt du?» Die Stimme, nicht mehr als ein heiseres Flüstern, schien von nirgendwo und überall zu kommen.
    «Gitan.»
    «Und was ist dein Begehren?»
    «Mich euch anzuschließen.»
    Stille.
    Das Licht schimmerte hell auf Marmor und Mosaiken, auf Gold und Weiß, auf dem wunderbaren, großen, nackten Mann, der sie geliebt hatte.
    «Wie heißt du?»
    «Gitan.»
    «Was gibt Licht?»
    «Die Vernunft.»
    «Was gibt Dunkelheit?»
    «Gott.»
    «Wie verstehst du das?»
    «Mit der Vernunft.»
    Sie sagte sich, dass dies genau das war, was sie erwartet hatte, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie sich etwas vormachte. Sie hatte nicht mit so vielen Soldaten gerechnet, nicht mit den Trommeln, den Fackeln, den Flammen auf den Bajonetten. Vor allem hatte sie nicht damit gerechnet, bezüglich dieses Mannes, der so herrlich vor ihr stand, eine so schreckliche Unsicherheit zu empfinden. Toby war nicht im Schloss gewesen, er war nicht zu ihr gekommen. Nichts von dem, was Skavadale über Toby gesagt hatte, hatte sich als wahr erwiesen.
    Eine andere Stimme, auch diese nicht mehr als ein Flüstern, hallte geheimnisvoll durch die große Kammer. «Was schützt die Schwachen?»
    «Das Gesetz.»
    «Was steht über dem Gesetz?»
    «Die Vernunft.»
    Eine dritte Stimme flüsterte: «Was ist der Tod?»
    «Nichts.»
    «Warum bist du hergekommen?»
    «Um euch zu dienen», antwortete er forsch.
    «Wem dienen wir?»
    «Der Vernunft.»
    «Welche Grenzen hat die Vernunft?»
    «Sie kann keine Grenzen haben!», sagte er triumphierend, und seine Stimme hallte durch den marmornen Raum wie die Stimme eines Eroberers.
    Kaltes Entsetzen ergriff sie. Sie durchlitt die Todesqualen des Verrats; nicht des Verrats durch einen Verbündeten, der sich als Feind erweist, sondern den unendlich schlimmeren Verrat der Liebe. Sie hatte diesen Mann

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