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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Zeit genommen hatte, ihm zuzuhören.  Er hatte ihr einen perfekten Vermeer versprochen und dieses Versprechen würde er halten. Trotzig warf er seinen Rucksack über die Schulter und bahnte sich einen Weg durch das tiefverschneite Feld.
    Nach hundert Metern blieb er keuchend stehen. Der Schnee reichte ihm bereits bis über die Knie. Weiter oben bildeten Fichten eine dunkle Wand. Er wusste nicht, ob er überhaupt noch dem Pfad folgte. Mit den Händen fuhr er sich durchs Haar, um die Schneeflocken abzustreifen.
    Steifbeinig setzte er sich wieder in Bewegung. Sein Rucksack zog schwer an den Schultern. Er hatte Werkzeug dabei, Bergbauhammer und Spitzhacke. Kurz fragte er sich, wie viel Blei man wohl aus einem Erzbrocken schmelzen konnte. Sicher nicht viel. Dann überlegte er, wie viel Gestein er in seinem Rucksack zurückschleppen konnte. Vielleicht zehn oder zwölf Kilo, wenn er die Hacke zurückließ. Er würde die Brocken tragen müssen, die ganze weite Fahrt zurück nach Brüssel.
    Der Wind nahm ihm fast den Atem. Er rutschte halb aus und fiel auf die Knie. Verbissen kämpfte er sich zurück auf die Beine. Es war nicht mehr weit.
    Er stapfte weiter.
    Und endlich, als er zwischen die Fichten tauchte, riss der Wind ab. Die Kronen der Bäume umfingen ihn wie eine große stille Höhle. 
     
     
     
    Vor dem Mineneingang türmte sich Geröll. Umgestürzte Bohlen ragten aus einem Schneehügel. Henryk ließ seinen Rucksack in den Schnee fallen und tastete nach den Zigaretten. Rauchend umkreiste er den Schutthaufen und trat beiläufig gegen eine der Bohlen. Das Holz saß fest verkeilt, federte nur leicht. Er bückte sich und rüttelte an einer anderen Stütze. Seine Finger streiften gefrorene Erde. Schnee drang durch seinen Handschuh.
    Im Unterholz knackte es. Schnee rieselte zwischen den Baumkronen hindurch, bläulich schimmerten die Schatten. In seinem Nacken trocknete der Schweiß, die Kälte kroch ihm in die Füße. Das Gefühl von Verlorenheit wurde übermächtig.
    Wahrscheinlich brauchte man Sprengstoff, um den Eingang freizulegen. Der Unmut in seiner Kehle verwandelte sich in Groll gegen sich selbst. Natürlich war der Zugang gesichert, was hatte er erwartet?
    Er warf den Zigarettenrest weg und entfernte sich ein Stück vom Eingang, folgte einem Wildwechsel tiefer ins Gestrüpp. Nicht, dass er damit rechnete, etwas zu finden. Er tat es nur, um sich später nicht vorwerfen zu müssen, dass er sofort aufgegeben hatte.
    Dass er die Tür entdeckte, war nichts als ein Zufall.
     
     
     
    Es war auch keine Tür im eigentlichen Sinne, sondern ein Bretterverschlag, auf den jemand Fichtenzweige genagelt hatte. Trockene Nadeln rieselten in den Schnee, als Henryk sie berührte.
    Das Vorhängeschloss war verbogen und rostig. Er nahm den Spitzhammer aus dem Rucksack und brach es auf. Er brauchte nicht mehr als zwei Schläge. Nicht das Eisen gab nach, sondern die morschen Bretter. Er stieß den Schnee mit den Schuhen beiseite und zog die Tür so weit auf, wie er konnte.
    Dahinter öffnete sich eine Räuberhöhle.
    Der Strahl seiner Taschenlampe huschte über Geröll und feuchten Stein und ertastete einen Durchbruch zum Hauptstollen, in dem die alten Gleise verliefen.
    Vielleicht war der Unterschlupf von Kindern angelegt worden, Jungs aus der Umgebung. Oder, wahrscheinlicher, der Durchbruch war älter, und die Gören hatten ihn wiederentdeckt, mit einer Tür versehen und zu ihrem persönlichen Versteck gemacht. An der Wand hingen verblichene Poster. Überreste einer Feuerstelle knackten unter seinen Schuhsohlen. Die Kinder waren erwachsen geworden und hatten das alte Versteck vergessen.
    Gebückt betrat er den Hauptstollen. Zwischen den Schrunden glänzte Eis. Er berührte die Wand, unschlüssig, wo er anfangen sollte. Der Felsen wirkte homogen und ähnelte in keiner Weise den Fotos erzführender Schichten, die er in Büchern betrachtet hatte.
    Er folgte den Schienen, bis die Hauptstrecke vor einem Gitter endete und leuchtete auf die andere Seite. Sein Lichtstrahl tanzte über Lampen und Kabel und eine Holzverschalung, die den Boden übertunnelte. Das musste das Schaubergwerk sein. Im Sommer öffneten sie einen Teil des Schachts für Touristen.
    Er machte kehrt und zwängte sich in einen der Seitenstollen. Der Boden war hier abschüssig und mit Geröll bedeckt. Henryk rutschte, sein Rucksack blieb hängen, etwas rieselte ihm feucht in den Kragen. Laut fluchend duckte er sich. Auf den Knien leuchtete er gegen den Fels. Und blickte

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