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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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darauf, ihr von seiner Idee zu erzählen. Seit er zurück in Brüssel war, hatte er sie nicht wieder gesehen.
    Er stieß die Badtür zu, um den Gestank zu blockieren, obwohl er wusste, dass es kaum einen Unterschied machte. Der Essigdunst durchdrang selbst die Wände.
    Zuerst hatte er geglaubt, es würde ihn nicht stören. Er war Terpentin und Lösungsmittel gewöhnt und bekam kaum noch Kopfschmerzen davon. Doch nun hatte er einmal mit der Bleikocherei angefangen und musste es auch zu Ende bringen.
    Neben dem Tisch standen zwei Staffeleien nebeneinander. Auf der einen ruhte die Leinwand, die Verhoeven ihm besorgt hatte. Sie sah aus wie gegerbte Haut, nachdem Henryk die Farbe abgeschliffen hatte. Bei einer Röntgenuntersuchung würde man Reste der alten Untermalung erkennen, aber das war nichts Ungewöhnliches. Viele historische Gemälde wiesen solche Schichten auf. Es konnte sogar als Zeichen für Authentizität gelten.
    Die zweite Staffelei trug einen Keilrahmen, den Henryk exakt auf die Maße von Verhoevens Leinwand hin gefertigt hatte. Dies war sein Probestück, die Vorlage, die er zuerst fertig malen wollte, bevor er die alte Leinwand berührte.
    Vor einer Woche hatte er begonnen, seine Komposition anzulegen, eine junge Frau im Halbprofil, die sich über einen Tisch beugte, um Blumen in einer Vase zu arrangieren.
    Tulpen und roten Mohn.
     
     
     
    Martha runzelte die Stirn, als sie das Atelier betrat. „Was ist das für ein Gestank?“, fragte sie anstatt einer Begrüßung.
    „Kommen Sie trotzdem rein?“, erwiderte Henryk. „Ich habe aufgeräumt.“
    Ihre Miene glättete sich, nur in den Augen verblieb ein Rest Misstrauen. „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.“ Jetzt schimmerte Verlegenheit durch ihre Kühle. Papier knisterte. „Tulpen und Mohn.“
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Röte stieg ihm ins Gesicht.
    „Bilden Sie sich bloß nichts ein.“ Martha lachte. „Die sind als Anschauungsmaterial gedacht.“
    Er nahm ihr die Blumen aus der Hand, so vorsichtig, als seien sie lebende Wesen. Seine Wangen brannten. Rasch wandte er sich von ihr ab.
    „Kalt ist es hier“, sagte sie in die Stille hinein.
    Die Tulpenblätter waren glatt und weich und glänzten wie Seide. Henryk schlug das Fenster zu. Wassertropfen liefen ihm über das Handgelenk.
    „Trotzdem“, sagte er. „Ich habe noch nie Blumen geschenkt bekommen.“
    „Das glaube ich nicht.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich wusste gar nicht, dass man um diese Jahreszeit Mohnblumen kaufen kann.“
    „Kann man auch nicht so einfach.“ Ein Anflug von Stolz glitt über ihr Gesicht. Mit einer Hand knöpfte sie den Mantel auf.
    „Wissen Sie noch, bei unserem letzten Treffen, in diesem Café“, er berührte eine der Blüten, „als wir uns über Analysemethoden unterhalten haben? Das Problem mit dem Bleiweiß?“
    Sie nickte.
    „Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen.“ Stolz wallte wieder in ihm auf, dieses Triumphgefühl, das er zum ersten Mal im Zug verspürt hatte, auf dem Rückweg nach Brüssel, mit dem Rucksack voller Steine unter der Bank.
    Sie zögerte, als er die Tür zum Bad öffnete. „Hat es mit dem bestialischen Gestank zu tun?“
    „Ich habe mich schon fast daran gewöhnt.“ Er hob die Ziegel von den Plastikwannen, schlug die Decken zurück und räumte die Bretter fort. Die Folie hatte sich an den Rändern gelblich verfärbt. In der Wanne stand eine trübe Brühe, an deren Oberfläche kleine Bläschen trieben. Zerkleinertes Gestein schwamm in der Lake, Klumpen von der Größe einer Kinderfaust, bedeckt von einer flockigen weißen Schicht.
    Mit einer Zange zog er einen der Brocken heraus und kratzte über die Oberfläche. Der weiße Belag blieb am Metall haften. „Wissen Sie, was das ist?“
    „Sie werden es mir bestimmt gleich sagen.“
    „Erz aus den alten Lagerstätten. Wie damals, zu Vermeers Zeiten.“ Er lächelte. „Ich dachte zuerst, man müsste die Bleianteile herausschmelzen, aber das ist gar nicht nötig. Es funktioniert auch so.“
    Er zog die Folie wieder über den Wannenrand und schob die Bretter zurück.
    „Aus den alten Lagerstätten“, wiederholte sie. „Wie sind Sie da drangekommen?“
    Henryk stand auf. Er beobachtete, wie das Lächeln in ihren Augen aufkeimte. Die Euphorie. In diesem Moment fühlte er eine schwer zu erklärende Verbundenheit. Sie erkannte, was er erkannt hatte. Und verstand, wie einfach es war. Wie genial. 
    „Das Verfahren für Bleiweiß“, er modellierte sorgfältig die

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