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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Volk. Sie benehmen sich wie eine Herde Schafe. Warten immer, was der Leithammel tut.“
    „Wie zum Beispiel Peter Baeskens?“
    Lauwaert zuckte mit den Schultern, eine schwache Bewegung, die fast mit der Finsternis verschmolz.
    „Hat Peter gesagt, was er von den Bildern hält?“
    „Warum fragst du ihn nicht selbst?“
    „Weil ich ihn nicht belästigen will.“
    „Du hast Angst, er könnte sie verreißen.“
    Henryk schwieg.
     „Warum machst du dich so abhängig von anderen Menschen?“
    „Ich bin nicht abhängig.“
    „Nein?“ Lauwaert ließ den Zigarettenrest fallen und trat ihn mit der Schuhspitze aus. „Na dann musst du dir ja keine Sorgen machen über das, was die anderen sagen.“
     

39
     
     
     
    Kalter Atem streifte seine Haut und schreckte Henryk aus dem Schlaf. In der Luft hing Wintergeruch. Instinktiv vergrub er sich tiefer unter seiner klammen Wolldecke.
    Er lag einige Minuten und starrte zur Decke, dann stand er auf. Er schlug das Fenster zu, dessen Scheibe mit Raureif beschlagen war. Über Nacht war Frost hereingebrochen. Hinter seinen Schläfen pochten vertraute Kopfschmerzen.
    „Scheiße“, sagte er laut in den Raum. Seine Stimme brach.
    Sie war gegangen.
    Einfach so. Ohne ein Wort.
    Er drehte die Heizkörper auf. Wasser gluckste in den Leitungen. Sein Anzug lag zerknittert am Boden. Er konnte sich nicht einmal erinnern, ihn ausgezogen zu haben.
    Im Bad stützte er sich auf das Waschbecken und starrte in den Spiegel. Du siehst aus wie eine Wachspuppe. Er glaubte Lauwaerts Stimme zu hören. Wie ein Skelett. Und das, was Helene gesagt hatte, war kaum freundlicher gewesen.
    Vielleicht war das der Grund. Dass er sie körperlich abstieß, dass sie sich vor ihm ekelte. Dass sie die Vorstellung nicht ertrug, von ihm berührt zu werden. Und sie war nur zu höflich, um es auszusprechen.
    Seine Augen brannten.
    Er presste die Lider zusammen, bis Tränen kamen. Warm rannen sie ihm über die Schläfen, benetzten die Wangen, das Haar.
    Er lehnte sich gegen die Wand und schluchzte.
    Blind tastete er nach dem Telefon in seiner Hosentasche und klappte es auf. Er wählte Helenes Nummer. Es knackte in der Leitung, er lauschte auf den Rufton. Dann, aus einer plötzlichen Regung heraus, unterbrach er die Verbindung und ließ die Hand sinken.
    Ob sie spürte, wie intensiv er an sie dachte? Es hieß doch, dass Liebende einander spürten, egal wie viele Meilen sie trennten.
    Aber es war etwas geschehen. Das Band war durchtrennt. Warum? Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, nachdem er entdeckt hatte, dass Helene die Vernissage verlassen hatte.
    Die Bilder liefen ineinander. Lauwaert, Verhoeven, fremde Gesichter. Eine Szene flackerte auf. Ein Blitzlicht, ein Reporter. Ein Interview?
    Das Mädchen im Schatten, diese Frau ohne Gesicht. Hat sie einen Namen?
    Er hatte etwas darauf erwidert.
    Das Loch in seiner Erinnerung fühlte sich an wie eine Wunde. Als ob jemand die Stellen in seinem Gedächtnis ausgeschwärzt hatte.
    Erneut hob er das Telefon. Dieses Mal tippte er Verhoevens Nummer. Er lauschte dem Klingeln, bis die Mailbox ansprang.
     
     
     
    Ein paar Stunden später hatte er sich ausreichend erholt, dass er etwas essen konnte. Er kaute auf einem Stück Brot herum, während er weiter versuchte, Verhoeven zu erreichen.
    Das Telefon rief ins Leere. Und die Assistentin in der Galerie wusste ebenfalls nicht, wo er steckte.
    Unrast trieb ihn nach draußen, die Treppen hinunter in den Hof und weiter auf die Straße. Die Sonne, die am Nachmittag zwischen den Wolken aufgetaucht war, milderte die Kälte.
    In der Rue Royale winkte er nach einem Taxi. Der Fahrer blickte ihn seltsam an, als er sich auf die Rückbank sinken ließ.
    Henryk wich den Augen im Rückspiegel aus. „Avenue Paul Dejaer“, sagte er.
    „Wie bitte?“
    Er sah auf. Dann wurde ihm bewusst, dass er die Worte nur gedacht hatte, anstatt sie laut auszusprechen. „Avenue Paul Dejaer.“
    „In St. Gilles?“
    „Genau. Beim Hotel de Ville.“ Er drehte den Kopf zum Fenster und hoffte, dass der Mann nichts weiter sagen würde. Er wollte sich nicht mit ihm unterhalten. Der Wagen rollte an, hielt an der Kreuzung und bog auf den mehrspurigen Boulevard du Jardin Botanique. Häuser und Baumkronen glitten vorbei und verwischten zu grünlichen Schatten. Farben schmolzen zu Schwarz und Grau.
    Die Vernissage war nicht schlecht gelaufen. Niemand hatte sich abschätzig über seine Bilder geäußert. Nicht laut jedenfalls. Und Verhoeven?
    Was hatte

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