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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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der Galerist zu ihm gesagt? Später, nachdem Helene verschwunden war? Sein Kopf schmerzte. Seine Lider fühlten sich an wie mit Nadeln gespickt. Was war geschehen, zwischen diesem Moment, als er sie in den Wagen hatte steigen sehen, und heute Morgen, als er frierend im Atelier erwacht war? Es war wichtig, dass er sich erinnerte. Er musste sich konzentrieren.
    Fest presste er die Fingerspitzen auf seine Augen.
    „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Die Stimme des Taxifahrers riss ihn aus seiner Trance. Er schrak auf, er zitterte. Der Mann musterte ihn im Spiegel, die Augen trübe hinter Brillengläsern. „Soll ich Sie zu einem Arzt bringen?“
    „Nein.“
    „Sie sehen aber aus, als bräuchten Sie einen.“
    Sie bremsten vor einer roten Kreuzung. Vor ihnen versuchte ein Geländewagen, in die Spur einzuscheren. Jemand hupte.
    „Avenue Paul Dejaer“, wiederholte Henryk. Seine eigene Stimme hallte ihm merkwürdig in den Ohren.
    „Sie müssen es ja wissen.“
    Er bemerkte, dass die Brille des Fahrers einen kleinen Sprung im rechten Glas aufwies.
    „Aber Sie sehen wirklich nicht gut aus.“
    „Bitte.“ Die Silben stockten. „Avenue Paul Dejaer.“
     
     
     
    Der Besitzer des kleinen Zeitschriftenladens an der Straßenecke ließ gerade die Rollläden herunter, als Henryk aus dem Taxi stieg. Er gab dem Fahrer zu viel Trinkgeld, stand noch eine Zeitlang am Straßenrand und blickte den roten Lichtern nach, bis der Wagen an einer Kreuzung abbog.
    Schließlich setzte er sich in Bewegung, die Straße hinunter. Er erreichte den Laden und blieb stehen. Unschlüssig starrte er auf die Tür, hinter der noch Licht brannte. Schließlich stieg er die drei Stufen hoch und drückte die Klinke. Die Tür schwang nach innen.
    „Ist eigentlich schon geschlossen“, verkündete der dunkelhäutige Mann hinter der Theke.
    „Nur eine Zeitung.“
    „Dann schnell.“
    Henryk blätterte durch die Magazine, zog zwei Tageszeitungen aus dem Stapel neben der Kasse und schob sie über die Theke, zusammen mit einem Geldschein.
    „Tüte?“
    Henryk schüttelte den Kopf. Er rollte die Zeitungen zusammen und murmelte einen Abschiedsgruß. Klirrend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Das Geräusch erinnerte ihn an etwas. Etwas Altes. Etwas lange Zurückliegendes. Er blieb stehen und starrte ins Dunkel. Das Licht der Straßenlampen floss gelblich über die Pflastersteine.
    Eine andere Nacht. Ein eisiger Wind.
    Und diese Tür, quietschend, die sich im Wind wiegte. Vor und zurück. Vor und zurück.
    Mein Gott.
    Er schüttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung, ein Schritt vor den anderen. Die Zeitungen hielt er eng an seinen Körper gepresst. Er fror in seinem dünnen Pullover. Plötzlich sehnte er sich nach seinem Mantel. Die schwarze, fadenscheinige Wolle war sehr weich gewesen. Und wärmer, als sie aussah.
    Auf den letzten Metern tastete er nach dem Schlüsselbund.
    Er blieb vor dem prächtigen Hauseingang stehen und legte den Kopf in den Nacken. Ein paar Fenster waren erleuchtet. Der Klavierspieler übte seine Etüden. Seit Helenes Unfall hatte er die Wohnung nicht mehr betreten. Er drehte den Schlüssel herum und drückte die Türflügel auf. Sofort umhüllten ihn Bohnerwachs und Druckerschwärze.
    Sand knirschte unter seinen Schuhsohlen, als er die Treppe hochstieg. Czerny brach ab und begann von vorn. Vier Akkorde, eine Pause, ein schneller Lauf.
    Er schloss die Wohnungstür auf und trat in den Flur, zog sie hinter sich zu und lehnte sich gegen die Wand. Stille vibrierte, wo er die kühle Mauer berührte. Friedvoll strömten die Schatten.
     
     
     
    Im Wohnzimmer stand der Tisch und fing das Licht. Ein gelblicher Schein fiel durch die Fenster und malte längliche Rechtecke auf den Boden.
    Er zog das Paket hinter dem Heizkörper hervor. Das Papier war an den Ecken zerrissen, doch als er das Gemälde auspackte, sah er, dass es keine weiteren Schäden genommen hatte. Abgesehen natürlich von dem hässlichen Riss, der Helenes Wange und einen Teil ihres Ohrs spaltete. Er presste die Bruchkanten des Rahmens gegeneinander, dort wo er ihn zerstört hatte.
    Lange blickte er hinab auf Helenes Gesicht. Er hatte es sich zu leicht vorgestellt, hatte geglaubt, dass es nichts weiter brauchte als ein tiefes Gefühl. Und dass dieses Gefühl fließen würde wie ein unaufhaltsamer Strom, weil er alle Hindernisse beiseite geräumt und ein breites Bett geschaffen hatte. Er konnte ihr ein Leben bieten. Er vegetierte nicht länger im Schatten.
    Und

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