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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Kapitel 1
- Rutschpartie -
    Gregor Matuschke breitete
das Handtuch seiner Frau auf der weißen Plastikliege in der ersten Reihe am
Pool aus, die, so der ausdrückliche Wunsch seiner Gemahlin, nicht nur nah genug
an der Schwimmbadleiter sondern auch strategisch günstig zu den Außentoiletten
lag. Pass bloß auf Risse und Taubenkacke auf, ich will nicht wieder so einen
Batz an meiner Buxe, Bussi! Buxe und Bussi wurden zwischen den Zähnen
hervorgepresst, Mathildes Augen glimmten, und Gregor Matuschke verstand die
Warnung. Dann platzierte er die Handtücher der Zwillinge Chantal und Vanessa,
legte auf alle Liegen eine Wasserflasche zur Sicherung gegen unwahrscheinliche
Windstöße und als Reservierungsbestätigung gegenüber anderen Hotelgästen und
ließ sich ächzend auf die Liege neben der seiner Tochter sinken. Tief atmete er
die kühle Morgenluft ein und wackelte voller Vorfreude mit den Zehen.
    Die glatte Oberfläche
des Pools schillerte türkis, kein Laut war zu hören außer dem Gurgeln und
Glucksen der Reinigungsfilter. Die Sonne lugte eben erst über den weit
entfernten Bergen hervor, und die Hotelanlage lag noch in tiefem Schlummer.
    Gregor Matuschke
grunzte zufrieden.
    Obwohl er bis zum
Schluss in der Disco den Männerbauchtanz mitgemacht und zusammen mit Herbert
Schmalfuß seinen neuen Kumpel Dieter aus Paderborn ins Bett gewuchtet hatte -
und, weiß der Himmel, wie lange hatten sie sein Zimmer gesucht, waren
schwankend gegen fremde Türen gedonnert! – fühlte er sich voller Tatendrang und
zu Höchstleistungen in der geschwungenen Röhrenrutsche bereit.
    In weniger als einer
Stunde würden die ersten kreischenden Kinder an den Pool stürzen und die Leiter
zu der sagenhaften Rutsche erklimmen, eine der besten ihrer Art, und Gregor
Matuschke war ein Poolrutschenkenner, der seinesgleichen suchte, eine der
wenigen Tatsachen, die seine Gemahlin am großen runden Tisch mit Herbert
Schmalfuß, Dieter aus Paderborn und den Enderle-Riemanns aus Waiblingen nickend
bestätigt hatte, ohne ihren pinkfarbenen Mund verächtlich zu verziehen.
    Er zerrte sich das
verschwitzte Muscle-Shirt über den Kopf und spürte, wie sein Bauch, der von dem
eng anliegenden Stoff in Form gehalten worden war, auf seine Oberschenkel
schwappte. Automatisch presste er beide Hände auf den haarigen Bauch und
drückte ihn nach hinten, streckte das Rückgrat durch und hielt die Luft an.
    Noch kein Weibsvolk
in der Nähe, fiel ihm ein, und er entspannte sich wieder. Matuschke schüttelte
die alten Badeschlappen von den Füßen und stand auf, reckte die Arme in den
azurblauen Morgenhimmel und trommelte mit den Fäusten auf den Brustkorb, hielt
sich nur mit Mühe zurück, wilde Freudenschreie auszustoßen.
    Mindestens eine halbe
Stunde freie Fahrt auf der Rutsche!
    Niemand, der vor ihm
die Treppe hochkraxelte und ihm die Füße ins Gesicht stieß, keine Amateure, die
sich auf den Hintern plumpsen ließen und unendlich langsam und dennoch
kreischend bergab kegelten, anstatt sich, wie er, auf dem Bauch oder Rücken
liegend pfeilschnell durch die Röhren zu winden, immer mittig auf der Bahn wie
ein waschechter Olympiarodler!
    Gregor Matuschke
beugte sich zum Pool hinunter und spritzte sich kühles Wasser auf die Waden und
Arme.
    Er war bereit. Er sog
Luft in seinen mächtigen Brustkasten und drehte sich zur Rutsche, ließ den
Blick langsam unter halb geschlossenen Lidern über sie hinweg gleiten, die Wunderschöne , wie er sie getauft hatte, seine bislang stärkste Gegnerin,
denn nur ein einziger Wimpernschlag genügte, eine kurze Unaufmerksamkeit und
man verlor das Gleichgewicht, trudelte hilflos nach den Plastikwänden
grabschend durch die Röhren, wurde kurz vor der Wasseroberfläche ins Freie gespuckt
und plumpste wie ein Neugeborenes ohne jede Rutschkenntnis in den Pool. Sie war
ein Meisterwerk, diese Rutsche, doch er würde sie bezwingen, wenn nicht in
diesem Jahr, dann im nächsten, denn hier in Dereköy würden sie auch im
kommenden Jahr Urlaub machen, All-In und ein solches Luxus-Gerät, wo
sollten sie dies sonst noch finden außer vielleicht in Dubai?
    »Juchhuuuu,
Grääägooor! Gorii! Hier drüben bei der Dusche!«
    Matuschke zuckte
zusammen und sein Bauch vibrierte.
    Aus der Dusche
schlappte eine untersetzte Gestalt mit tropfendem, dunklem Haar in schillerndem
Latexbikini. Strass-Steinchen auf dem Stoff glitzerten in der Sonne und
blendeten Gregor Matuschke. Er schloss die Augen, kniff sie fest zusammen,
wünschte sich wie ein Kind,

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