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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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versuchte nach oben zu kommen, konnte aber ohne Boden unter den Füßen nichts gegen den Sehnigeren und Stärkeren ausrichten, zumal dieser fest entschlossen war, für das, woran er glaubte, alles zu opfern.
    Allmählich erstarben die Geräusche des Wassers, und die Stille der Schatten jenseits der Gänge gewann die Oberhand.

    Der junge Mann hockte sich auf die Steine. Er fror, ihm war übel. Aber noch war seine Aufgabe nicht beendet. Er zwang sich aufzustehen. Mit Gliedern, die so sehr schmerzten, als habe man ihn durchgeprügelt, stieg er über die Stufen nach oben. Tränen liefen ihm über das Gesicht.

KAPİTEL 1
    In Gedanken verloren stand Anna Zarides an der steinernen Mole und sah über das dunkle Wasser des Bosporus zum Leuchtturm von Konstantinopel hinüber. Sein Licht erhellte den Himmel mit einem Strahlenbündel, das sich scharf vor den allmählich blasser werdenden Sternen abzeichnete. Es war ein großartiger Anblick. Sie wartete darauf, dass in der Morgendämmerung die Dächer der Stadt sowie deren herrliche Kirchen, Türme und Paläste sichtbar wurden.
    Kalt wehte der Wind vom Wasser landeinwärts. Sie hörte das Zischen und Gurgeln der Wellen, deren Kämme kaum sichtbar waren. In der Ferne trafen auf einer Landspitze die ersten Strahlen des Tageslichts auf eine hundert, wenn nicht gar zweihundert Fuß hoch aufragende riesige Kuppel. Sie leuchtete in stumpfem Rot, als brenne ein Feuer in ihrem Inneren. Das musste die Hagia Sophia sein – nicht nur die schönste Kirche der Welt, sondern auch die größte, und zugleich Herz und Seele des christlichen Glaubens.
    Unverwandt hielt Anna den Blick darauf gerichtet, während das Licht des Tagesgestirns zunahm. Links von der Hagia Sophia erkannte sie vier hohe schlanke Säulen, die wie Nadeln vor dem Horizont emporwuchsen. Das, wusste sie, waren Denkmäler für einige der bedeutendsten Herrscher der Vergangenheit. Dort musste außer dem Kaiserpalast auch die als Hippodrom bekannte Pferderennbahn liegen, doch alles, was sie sehen konnte, waren Schatten. Hier und da erspähte sie weiß schimmernden Marmor, Bäume
und die endlose Abfolge von Dächern einer Stadt, die größer war als Rom, Alexandria, Jerusalem oder Athen.
    Inzwischen ließ sich der schmale Wasserstreifen des Bosporus, auf dem bereits Schiffe verkehrten, deutlich ausmachen. Wenn sie sehr genau hinsah, konnte sie die Zinnen der mächtigen Seemauer wie auch einen Teil des darunter liegenden Hafens mit seinem Gewirr von Schiffsrümpfen und Masten erkennen, die alle in der Sicherheit der Wellenbrecher geborgen waren.
    Langsam stieg die Sonne an dem blass leuchtenden Himmel auf wie ein Feuerball. Im Norden leuchtete das Goldene Horn glänzend wie Bronze zwischen den Ufern – es war ein wunderbarer Märzmorgen.
    Das erste Fährboot des Tages näherte sich. Mit der bangen Überlegung, welchen Eindruck sie auf ihr unbekannte Menschen machen würde, trat sie zum Anleger und blickte auf das nur wenig bewegte Wasser hinab. Es warf ihr Gesicht zurück: graue Augen, kräftige, doch zugleich verletzlich wirkende Züge, hohe Wangenknochen und ein weicher Mund. Ihr kastanienbraunes Haar war wie das eines Pagen geschnitten, ohne jeden Schmuck und nicht von einem Schleier bedeckt, den zu tragen für eine Frau ein Gebot des Anstands war.
    Jetzt war die Fähre kaum noch zweihundert Ellen entfernt, ein leichtes Boot, das ein halbes Dutzend Fahrgäste aufnehmen konnte. Der Fährmann ruderte gegen die steife Brise und die Strömungen an, die dort, wo Europa und Asien aufeinandertrafen, besonders tückisch waren. Während sie tief einatmete, spürte sie den Druck der straff um ihre Brust und um die Auspolsterung an ihrer Taille gewickelten Bandagen, die ihre weibliche Gestalt verbergen sollten. Trotz aller Erfahrung im Umgang damit fühlte sie sich
nach wie vor unbehaglich. Fröstelnd wickelte sie sich fester in ihren Umhang.
    »Nein«, sagte Leo hinter ihr.
    »Was ist?« Sie wandte sich zu ihm um. Die Stirn des hochgewachsenen, rundgesichtigen Mannes, auf dessen Wangen kein Bartwuchs zu erkennen war, legte sich in Sorgenfalten.
    »Ihr dürft nicht zeigen, dass Euch kalt ist«, gab der Eunuch freundlich zur Antwort. »Das tun nur Frauen.«
    Sie löste ihre Arme, ärgerlich über ihren törichten Fehler. Damit konnte sie das ganze Unternehmen gefährden.
    »Seid Ihr immer noch entschlossen?«, fragte Simonis mit leicht schrill klingender Stimme. »Noch ist es nicht zu spät … Ihr könnt es Euch noch anders

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