Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
sie in letzter Zeit alle naselang das Personal.«
Er nickte, während er ihr nur mit halbem Ohr zuhörte. Der weitaus größere Teil seiner Aufmerksamkeit galt den Betriebseinrichtungen, an denen sie vorbeikamen – von kleinen, vor neugierigen Blicken abgeschirmten Büros bis hin zu größeren Räumen, die mit still vor sich hinarbeitenden Technikern besetzt waren, die alle den gleichen konzentrierten Gesichtsausdruck hatten. Hin und wieder liefen ihnen andere Sicherheitsangestellte über den Weg. Jedes Mal lächelte Elena ihnen zu oder winkte knapp in ihre Richtung. Bei einem salutierte sie sogar. Doch niemand hielt sie auf.
Sie befanden sich jetzt tief im Innern der aschgrauen, zerklüfteten Berge um den von Flamingos bevölkerten, alpakabraunen Surire-Salzsee, dem die Anlage ihren Namen verdankte. Der Himmel draußen war ein schmerzhaft grelles Blau. Etwa fünftausend Meter über dem überfüllten Strand gelegen, hätte der Surire-Verteiler genausogut auf dem Mond stehen können. Keine Stadt drängte sich an seine Grenzen, keine Hauptverkehrslinie schob sich in Serpentinen an sein Hochtal heran. Die Anlage zeichnete sich durch das gleiche bemerkenswerte Maß an Isolation aus wie alle anderen Shell-Einrichtungen auch, die sich über den Globus verteilten.
Nachdem Elena sich vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, führte sie ihn unverzüglich in ein kleines unbesetztes Büro. Dort murmelte sie leise eine Kodefolge herunter, worauf die Arbeitszelle einen Schutzschirm aufbaute, der sie optisch wie akustisch vom Rest der Einrichtung trennte. Gleichzeitig machte sich wachsende Besorgnis auf ihrem Gesicht breit, und Flinx beeilte sich, sie zu beruhigen.
»Mach endlich.« Elena deutete auf einen freien Stuhl. »Schnell. Ich hab mir gestern Abend den Arbeitsplan angesehen. Das Terminal sollte eigentlich noch eine ganze Woche unbesetzt sein. Die Informationstechnikerin, die normalerweise hier arbeitet, ist in Urlaub. Zwar hat sich auch niemand anderes eingetragen, um den Arbeitsplatz während ihrer Abwesenheit zu benutzen, aber man kann nie wissen.«
»Es wird nicht lange dauern.« Seine Stimme war voller Erwartung, als er sich auf dem Stuhl niederließ. Er streifte sich das Induktionsband über sein rotes Haar und schaute sich zu ihr um. »Ich bin so weit.«
Sie nickte. Die barsche Knappheit ihrer Geste überraschte ihn ein wenig. Dann rasselte sie eine Reihe Befehle herunter. Flinx konnte die vertraute leichte Wärme am oberen und hinteren Bereich des Kopfs spüren, als das Band seine E-Pattern auslas und die erforderliche neuronale Verbindung zwischen ihm und dem Arbeitsplatz herstellte. An Bord der Teacher zog er es stets vor, auf direktem Wege via Sprache mit der speicherresidenten KI zu kommunizieren, anstatt ein Wellenband zu benutzen; es tat einfach gut, gelegentlich eine andere Stimme als die eigene zu hören. In diesem Fall jedoch konnte auf verbale Befehle zugunsten einer direkten Neuronalverbindung verzichtet werden. Außerdem war ihm sehr daran gelegen, dass seine Begleiterin nichts über die genaue Art seiner Recherchen erfuhr.
Auf seine Anfrage hin eröffnete sich ihm das weltweite Shellnetzwerk für die Bürger des Planeten. Gleichzeitig war sich Flinx bewusst, dass das Terminal, das er gerade benutzte, obwohl personenbezogen gesichert, nicht ausschließlich für einen Anwender programmiert war. Andernfalls würden, so lange er hier saß, andere keinen Zugriff haben. Dieser Arbeitsplatz war letzten Endes nur ein kleiner Teil einer viel größeren Maschinerie. Und es war keinesfalls davon auszugehen, dass er die eigentlichen Datenspulen mit ebensolcher Leichtigkeit würde durchsehen können.
Hinter ihm gab Elena Carolles sich alle Mühe, ihre aufkommende Panik zurückzudrängen – und ihre Bedenken.
»Beeil dich, Philip.«
Er antwortete, ohne sich zu ihr umzudrehen, ganz darauf konzentriert, sich tiefer in die Shell hineinzugraben. »Ich dachte, du hättest gesagt, dieser Arbeitsplatz wäre nicht belegt.«
»Ich weiß, dass ich das gesagt hab.« Er spürte, wie sie innerlich die Hände rang. »Aber man weiß nie, ob nicht doch irgendjemand auf die Idee kommt, einen Leistungstest durchzuführen oder nur mal eben ein paar Infos abzurufen.« Nervös schaute sie sich um. »Das hier ist vollkommen verrückt, Philip. Die Strafen, die auf die unautorisierte Benutzung zugangsbeschränkter Netzwerkeinrichtungen stehen, sind extrem rigoros. Wie hab ich mich nur von dir zu dieser Sache überreden
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